Experten raten im Rahmen der Krebsfrüherkennung alle zehn Jahre zu einer Darmspiegelung, vorausgesetzt, es werden keine Krebsvorstufen festgestellt. Ergebnisse einer Studie von Professor Hermann Brenner aus der Abteilung Klinische Epidemiologie und Alternsforschung im Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) zeigen, dass möglicherweise deutlich längere Intervalle ausreichen.
Personen, deren Darm sich bei einer erstmaligen Spiegelung als frei von Krebsvorstufen erweist, tragen noch 20 Jahre später ein deutlich geringeres Risiko, an Darmkrebs zu erkranken als Menschen, die auf eine Darmspiegelung (Koloskopie) verzichten. Professor Hermann Brenner und seine Kollegen halten in diesem Fall eine Wiederholung der Koloskopie nach 20 Jahren für ausreichend. Dies bedeutet eine Kostensenkung für das Gesundheitssystem und eine geringere Belastung der Patienten. Die Wissenschaftler hoffen, dass dadurch ein bevölkerungsweiter Zugang zu dieser Untersuchung auch in Ländern mit begrenzten Ressourcen möglich wird.
Brenner untersuchte, welche Intervalle zur Wiederholung der Koloskopie sinnvoll sind. Mit der Unterstützung von 22 Kliniken in der Rhein-Neckar-Region wertete er Daten von 865 Personen aus. Von diesen waren 380 an Darmkrebs erkrankt, 485 wurden zufällig ausgewählt und bildeten die Kontrollgruppe. Brenner prüfte die Entwicklung des Darmkrebsrisikos in den Jahren nach einer Darmspiegelung. Die Studie schloss Personen ein, die älter als 30 Jahre waren und bei denen bei einer Koloskopie keine Vorstufen festgestellt wurden. Der Wissenschaftler fand heraus, dass dieser Personenkreis noch bis zu 20 Jahre später zu circa 70 Prozent seltener an Darmkrebs erkrankte als die Vergleichsgruppe ohne Koloskopie. Bei diesen Personen genügt laut Brenner eine Wiederholung der Darm¬spiegelung nach 20 Jahren. Bei einer erstmaligen Darmspiegelung im höheren Lebensalter könnte ein negativer Befund eine weitere Spiegelung sogar überflüssig machen. Werden Darmkrebsvorstufen gefunden, ist eine frühere Nachuntersuchung, in der Regel schon nach drei Jahren, unbedingt notwendig.
Die Spiegelung des Dickdarms ist seit Oktober 2002 Bestandteil des Krebsfrüherkennungs¬programms zur Vorbeugung von Darmkrebs. Ärzte können bei der Koloskopie Tumoren feststellen, aber auch Polypen, mögliche Vorstufen von Darmkrebs, erkennen und entfernen. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen bei Versicherten ab einem Alter von 55 Jahren diese Untersuchung einmal alle zehn Jahre.
Der Artikel wurde im Journal Gut online veröffentlicht /
DOI: 10.1136/gut.2005.087130
Brenner H, Chang-Claude J, Seiler CM, Stürmer T, Hoffmeister M.: Does a negative screening colonoscopy ever need to be repeated?
Das Deutsche Krebsforschungszentrum hat die Aufgabe, die Mechanismen der Krebsentstehung systematisch zu untersuchen und Krebsrisikofaktoren zu erfassen. Die Ergebnisse dieser Grundlagenforschung sollen zu neuen Ansätzen in Vorbeugung, Diagnose und Therapie von Krebserkrankungen führen. Das Zentrum wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren e.V.
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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