Wie man mit Neutronen dem Aufbau der Materie auf die Spur kommt, haben am Berliner Hahn-Meitner-Institut junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beim alljährlichen Kurs über Neutronenstreuung des Instituts erfahren. In der Woche vom 27. Februar bis 2. März trafen sich 30 junge Forscher aus insgesamt 8 europäischen Ländern.
Agnieszka Molendowska, Doktorandin in technischer Chemie an der schottischen University of Strathclyde, ist beeindruckt wie viel Information man während des nur einwöchigen Kurses vermitteln konnte. Sie findet es spannend zu sehen, was man an den verschiedenen Anlagen mit Hilfe von Neutronen über den Aufbau von Materie erfahren kann und ist überzeugt, dass sie selbst einige Verfahren wie zum Beispiel die so genannte Neutronenkleinwinkelstreuung in ihrer Arbeit einsetzen wird. Noch keine konkreten Ideen für ein eigenes Experiment haben Axel Pelka und Marcos Schöneborn von der Universität Bonn. Sie sind froh jetzt einen Überblick zu haben, was man mit Neutronen machen kann. So können sie in Zukunft erkennen, ob sie eine Frage, die in ihrer Forschung aufkommt mit einem Experiment am Hahn-Meitner-Institut beantworten könnten. Besonders beeindruckt sind die beiden Bonner Chemiker vom Engagement und von der Begeisterung der Wissenschaftler, die im Kurs ihre Anlagen vorgestellt haben und geben gleichzeitig zu, dass ein so dichtes Programm einiges an Nachbereitung nötig machen wird. Anders als die Doktoranden hat Dr. Peer Schmidt von der TU Dresden schon genaue Pläne für Experimente, die er demnächst am Hahn-Meitner-Institut durchführen möchte. Der Kurs diente ihm als Einführung und praktische Vorbereitung für seine Neutronenstreumessungen.
Während des Neutronenstreukurses stellten an zwei Tagen Wissenschaftler des Hahn-Meitner-Instituts in Vorlesungen die Theorie der Neutronenexperimente vor; an den drei übrigen Tagen konnten die Kursteilnehmer sechs Anlagen kennen lernen, an denen man mit Neutronen verschiedene Fragestellungen untersuchen kann. Sie erfuhren, wie man mit Neutronen Form und Größe von Nanoteilchen bestimmt, magnetische Strukturen erforscht, dünne Schichten untersucht oder zerstörungsfrei Bilder aus dem Inneren eines Verbrennungsmotors erzeugt.
Am Ende sollten die Teilnehmer aber nicht nur die verschiedenen Neutronenverfahren kennen, sondern auch wissen, dass das Angebot, am Hahn-Meitner-Institut Experimente mit Neutronen zu untersuchen, allen interessierten Wissenschaftlern offen steht. Um Messungen durchführen zu können, muss man in einem Nutzungsantrag die Ziele des Experiments beschreiben. Eine internationale Kommission von erfahrenen Neutronenforschern wählt dann die besten Anträge aus und weist ihnen Messzeit zu. In der Regel ist die Durchführung von Experimenten am Hahn-Meitner-Institut kostenlos.
Der jetzt zu Ende gegangene Kurs für 30 junge Forscher wurde finanziell von der Europäischen Union im Rahmen des Programms "NMI3" (Initiative für Neutronenstreuung und Myonenspektroskopie) gefördert. Das Hahn-Meitner-Institut gehört zu den führenden Einrichtungen auf dem Gebiet der Forschung mit Neutronen und unterhält eine von vier Neutronenquellen in Deutschland. Eine weltweite Spitzenposition hat das Institut auf dem Gebiet extremer Probenumgebungen. Das heißt, dass hier Materie mit Neutronen untersucht werden kann, während sie sehr starken Magnetfeldern und sehr tiefen Temperaturen ausgesetzt ist.
Das Hahn-Meitner-Institut wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Berlin finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren. Die Helmholtz-Gemeinschaft ist mit 15 Forschungszentren und 24 000 Mitarbeitern die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands.
HMI-Berlin, 9. März 2006
Weitere Informationen: Dr. Paul Piwnicki
Presse und Öffentlichkeitsarbeit HMI-Strukturforschung
T.: 030-8062-3252; E-Mail: piwnicki@hmi.de
Studenten des Kurses über Neutronenstreuung an einem Kleinwinkel-Experiment
Foto: HMI / Peter Witt
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Studenten des Kurses über Neutronenstreuung an einem Multidetektor
Foto: HMI / Peter Witt
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Mathematik, Physik / Astronomie
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Studium und Lehre
Deutsch
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