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10.03.2006 09:23

AIDS-Therapie in Entwicklungsländern wirkt - aber oft zu spät

lic. phil. Nathalie Matter Media Relations, Universität Bern
Universität Bern

    Neue Therapien gegen HIV wirken auch in Entwicklungsländern. Dies zeigt eine Studie des Instituts für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Bern (ISPM), die morgen in der Fachzeitschrift "The Lancet" publiziert wird. Allerdings ist die Sterblichkeit in den ersten Behandlungsmonaten deutlich höher als in industrialisierten Ländern.

    Die hochaktive antiretrovirale Therapie, kurz HAART, hat die Sterblichkeit der HIV-Infektion in den industrialisierten Ländern um etwa 90 Prozent reduziert. HAART wird aufgrund einer Inititative der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und anderer Organisationen seit kurzem auch vermehrt in Afrika, Asien und Lateinamerika eingesetzt. Die Erfolgsquote der Therapie in diesen Ländern liess sich bisher jedoch nicht genau bestimmen.

    Eine grossangelegte Studie, die vom Berner Institut für Sozial- und Präventivmedizin (ISPM) koordiniert wird, ging diesem Problem nach. Die Autoren verglichen die Sterblichkeit von Patientinnen und Patienten, die in Kliniken in Afrika (Marokko, Uganda, Kenya, Kamerun, Elfenbeinküste, Nigeria, Senegal, Botswana, Malawi und Südafrika), Asien (Indien, Thailand) und Brasilien mit HAART behandelt wurden, mit der Sterblichkeit von Patienten in Europa und Nordamerika. "Die Mortalität war in den ersten Monaten in den Ländern des Südens deutlich höher als in Europa und Nordamerika", stellt Professor Matthias Egger vom ISPM fest. Dies sei im wesentlichen auf die fortgeschrittene Zerstörung des Immunsystems durch HIV und die oft gleichzeitig bestehende Tuberkulose bei Patienten in Entwicklungsländern zurückzuführen. "In den Industrieländern wird meistens früher behandelt", meint Egger.

    Die Forscher beobachteten auch, dass die Sterblichkeit höher ausfiel, wenn die Patienten für die Behandlung selber aufkommen mussten. "Wahrscheinlich wurde die Therapie unterbrochen, weil
    das Geld fehlte", vermutet Dr. Paula Braitstein, die Projektleiterin in Bern. Sie zieht folgendes Fazit: "Die Diagnose sollte früher gestellt werden. Ausserdem sollte die Therapie kostenlos sein und rechtzeitig beginnen."

    Ein Drittel aller HIV-Infizierten weltweit leben im südlichen Afrika

    Das Forschungsprojekt wurde durch die National Institutes of Health (NIH) in den USA und die französische Agence Nationale de Recherche sur le SIDA (ANRS) unterstützt. Eine Weiterführung des Projekts wurde vor kurzem bewilligt, wobei sich die Forschung in Zukunft vermehrt auf das südliche Afrika konzentrieren wird (Malawi, Botswana, Südafrika, Simbabwe, Moçambique). Im südlichen Afrika leben 30 Prozent der schätzungsweise 40 Millionen HIV-Infizierten weltweit - in einer Region mit nur rund 2 Prozent der Weltbevölkerung. Rund 2 Millionen Männer, Frauen und Kinder benötigen im südlichen Afrika dringend eine antiretrovirale Therapie. Die WHO schätzt, dass mittlerweile etwa 200'000 Personen behandelt werden. Das Forschungsprojekt unter der Leitung des ISPM soll klären, wie die Behandlung möglichst rasch und flächendeckend eingeführt und deren Wirksamkeit erhöht werden kann.


    Weitere Informationen:

    http://www.kommunikation.unibe.ch/medienservice/medienmitteilungen/news/060310ha...


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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