Der Verbund biowissenschaftlicher und biomedizinischer Gesellschaften (vbbm) und der Verband deutscher Biologen und biowissenschaftlicher Fachgesellschaften (vdbiol) fürchten, dass die anstehende Föderalismusreform die dringend notwendige Umgestaltung des Arbeits- und Dienstrechts im Wissenschaftsbereich nachteilige Folgen haben wird. Gerade in diesem Bereich bedarf es bundeseinheitlicher Regelungen, die hervorragenden Nachwuchswissenschaftlern eine Berufsperspektive ermöglichen und damit den Forschungsstandort Deutschland sichern helfen.
"Individuelle Wissenschaftstarifverträge auf Länderebene sind nicht sinnvoll" so Prof. Angelika Noegel, Vizepräsidentin des vbbm. "Die Verlagerung der Verantwortung auf die Länder wird die Abstimmungsprozesse vervielfachen und verkomplizieren". Auch Prof. Reinhard Paulsen, Präsident des vdbiol, ist skeptisch "Ein föderaler Wettbewerb mit dem Ergebnis eines in den Bundesländern unterschiedlich geregelten Dienstrechtes ist deshalb kontraproduktiv, weil wissenschaftliche Forschung heute meist in übergreifenden Forschungsnetzen erfolgt".
Vbbm und vdbiol haben bereits in der Vergangenheit auf die besondere Relevanz und Dringlichkeit eines zukunftsweisenden Wissenschaftstarifvertrages hingewiesen und dies mit Daten aus dem biowissenschaftlichen Umfeld untermauert. Diese belegen, dass die biowissenschaftlichen Arbeitsgruppen in Deutschland durch die geltenden Regelungen (beispielsweise die so genannte "12-Jahres-Regel") hoch qualifizierte, erfolgreich eingearbeitete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verlieren - oft genug ins Ausland. Damit gehen meist spezielle, für die internationale Konkurrenzfähigkeit der Forschungsprojekte sichernde, essentielle Fachkenntnisse verloren.
Beide Verbände fordern ein zügiges Umsteuern. Als erste kurzfristige Maßnahme ist die Abschaffung der sachgrundlosen Befristung bei gleichzeitiger Anerkennung von Drittmitteln als Befristungsgrund in der Bundesgesetzgebung durchzusetzen. Langfristiges Ziel muss ein bundesweit einheitlicher Wissenschaftstarifvertrag sein, der die besonderen Arbeitsweisen im Forschungsbereich berücksichtigt, hervorragenden Biowissenschaftlern auch eine langfristige Perspektiven in der Wissenschaft gibt und so den Forschungsstandort Deutschland sichern hilft.
Mit großer Sorge nehmen vbbm und vdbiol eine Entwicklung zur Kenntnis, bei der die Koordinationsfunktion der Bundesregierung in solch zentralen Zukunftsfragen wie der Hochschulbildung einschränkt wird. Wir fordern die Abgeordneten des Deutschen Bundestags und die Vertreter der Länder auf, in der Diskussion um die Föderalismusreform der dringend nötigen Stärkung des Wissenschaftsstandortes Deutschlands auch in Hinblick auf einheitliche forschungsfreundliche dienstrechtliche Regelungen deutlich stärkeres Gewicht beizumessen.
Dr. Kerstin Elbing
Verbund biowissenschaftlicher und biomedizinischer Gesellschaften (vbbm)
Luisenstraße 58/59, D-10117 Berlin
Tel. 030 - 27891916, Fax 030 - 27891918
elbing@vbbm.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin
überregional
Wissenschaftspolitik
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).