idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
17.03.2006 09:10

RUB-Klinikum bietet neue Therapie gegen bösartige Gliedmaßentumore

Dr. Josef König Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Wenn ein bösartiger Tumor in Arm oder Bein zu groß ist, um operativ vollständig entfernt werden zu können, hilft die sog. isolierte Extremitätenperfusion: Das betroffene Körperglied wird vom Blutkreislauf abgetrennt und an eine Herz-Lungen-Maschine angeschlossen, so dass es einen eigenen Kreislauf erhält. Diese Technik erlaubt es, den Tumor mit Medikamenten in hundertfacher Dosierung zu behandeln, ohne den ganzen Körper zu schädigen. Als eine von wenigen Kliniken in Deutschland darf das RUB-Klinikum Bergmannsheil als zertifizierte Einrichtung jetzt das Verfahren anwenden und hat die ersten drei Patienten erfolgreich behandelt. "Damit bietet das Bergmannsheil als größtes operatives Referenzzentrum für bösartige Gliedmaßentumore in Deutschland jetzt das gesamte Behandlungsspektrum aus einer Hand an", freut sich Prof. Dr. Hans-Ulrich Steinau, Direktor der Klinik für Plastische Chirurgie und Schwerbrandverletzte. Bei der Extremitätenperfusion kooperieren die Klinik für Plastische Chirurgie und die Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie (Direktor: Prof. Dr. Axel Laczkovics) des Bergmannsheil.

    Bochum, 17.03.2006
    Nr. 102

    Große Tumore erst schrumpfen, dann operieren
    RUB-Klinikum Bergmannsheil bietet neue Therapie gegen bösartige Gliedmaßentumore
    Eigener kleiner Kreislauf ermöglicht hohe Medikamentendosen

    Wenn ein bösartiger Tumor in Arm oder Bein zu groß ist, um operativ vollständig entfernt werden zu können, hilft die sog. isolierte Extremitätenperfusion: Das betroffene Körperglied wird vom Blutkreislauf abgetrennt und an eine Herz-Lungen-Maschine angeschlossen, so dass es einen eigenen Kreislauf erhält. Diese Technik erlaubt es, den Tumor mit Medikamenten in hundertfacher Dosierung zu behandeln, ohne den ganzen Körper zu schädigen. Als eine von wenigen Kliniken in Deutschland darf das RUB-Klinikum Bergmannsheil als zertifizierte Einrichtung jetzt das Verfahren anwenden und hat die ersten drei Patienten erfolgreich behandelt. "Damit bietet das Bergmannsheil als größtes operatives Referenzzentrum für bösartige Gliedmaßentumore in Deutschland jetzt das gesamte Behandlungsspektrum aus einer Hand an", freut sich Prof. Dr. Hans-Ulrich Steinau, Direktor der Klinik für Plastische Chirurgie und Schwerbrandverletzte. Bei der Extremitätenperfusion kooperieren die Klinik für Plastische Chirurgie und die Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie (Direktor: Prof. Dr. Axel Laczkovics) des Bergmannsheil.

    Alternative zur Amputation

    Etwa 150 Patienten kommen jedes Jahr mit bösartigen Tumoren in den Armen oder Beinen ins Bergmannsheil, rund 1600 waren es bisher insgesamt. "Unser Ziel ist immer, den Tumor unter Erhaltung der betroffenen Extremität zu entfernen", erklärt Prof. Dr. Hans-Ulrich Steinau. Das ist schwierig, wenn der Tumor sehr groß oder ungünstig gelegen ist. In solchen Fällen kann die Extremitätenperfusion eine Alternative zur sonst notwendigen Amputation bieten.

    Ein eigener Kreislauf für Arm oder Bein

    Zur Behandlung wird der betroffene Arm oder das Bein vom Blutkreislauf getrennt und an eine Herz-Lungen-Maschine angeschlossen, so dass ein eigener, in sich geschlossener Kreislauf entsteht. Diese Technik ermöglicht es, Medikamente in sehr hoher Dosierung einzusetzen, ohne damit den ganzen Körper zu schädigen: Zum Einsatz kommt ein Chemotherapeutikum in Verbindung mit dem zellschädigenden Tumornekrosefaktor alpha 1a. "Der separate Kreislauf erlaubt es, das Medikament hundertmal so hoch zu dosieren wie bei der intravenösen Gabe", erläutert Dr. Markus Fritz von der Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie. Das Medikament greift neben den eigentlichen Tumorzellen auch im Wachstum befindliche neue Blutgefäße an, die den Tumor ernähren. Das betroffene Körperglied wird ca. zwei Stunden lang vom Medikament durchströmt und dann mit Salzlösung "ausgewaschen". Anschließend werden die Blutgefäße zum Arm oder Bein wieder geöffnet, so dass eine normale Durchblutung einsetzt. Das mit dem Medikament versetzte Blut wird dem Körper nicht wieder zugeführt.

    Den Tumor aushungern

    Die Behandlung, für die der Patient ca. sechs Tage in der Klinik bleiben muss, wird nur einmal durchgeführt. Ziel ist es, den Tumor auszuhungern, indem man ihn von seiner Blutversorgung abschneidet. In der Folge verkleinert sich die Geschwulst und kann dann operativ entfernt werden. In einem Viertel der Fälle entwickelt sich der Tumor nach der Behandlung sogar vollständig zurück. "Die Behandlungsmethode kommt für 15 bis 20 unserer Patienten jährlich in Frage", schätzt Prof. Steinau.

    Weitere Informationen

    Prof. Dr. Hans-Ulrich Steinau, operatives Referenzzentrum für Gliedmaßentumore, Klinik für Plastische Chirurgie und Schwerbrandverletzte, Dr. Markus Fritz, Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie, Berufsgenossenschaftliche Kliniken Bergmannsheil, Klinikum der Ruhr-Universität, Bürkle-de-la-Camp-Platz 1, 44789 Bochum, Tel. 0234/302-0, E-Mail: hans-ulrich.steinau@bergmannsheil.de, markus.k.fritz@rub.de


    Bilder

    Das Bein vor der Behandlung (l.) und nach Extremitätenperfusion und operativer Entfernung des Tumors.
    Das Bein vor der Behandlung (l.) und nach Extremitätenperfusion und operativer Entfernung des Tumors ...

    None

    Der Tumor vor (l.) und nach der Extremitätenperfusion.
    Der Tumor vor (l.) und nach der Extremitätenperfusion.

    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Das Bein vor der Behandlung (l.) und nach Extremitätenperfusion und operativer Entfernung des Tumors.


    Zum Download

    x

    Der Tumor vor (l.) und nach der Extremitätenperfusion.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).