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18.03.1996 00:00

Neues Datenschutz-Programm für WWW-Server entwickelt

Kai Uwe Bohn Hochschulkommunikation und -marketing
Universität Bremen

    UNIVERSITAET BREMEN - Nr. 034 / 14. Maerz 1996 KUB

    BREMER FORSCHUNGSGRUPPE TELEKOMMUNIKATION ENTWICKELT DATENSCHUTZ-PROGRAMM FUER WWW-SERVER

    ZUSAMMENFASSUNG: Beim derzeitigen WWW-Boom bleibt der Datenschutz weitgehend auf der Strecke. Bislang konnten anhand der Netz-Nutzung leicht Kommunikations- und Verhaltensprofile der "User" erstellt werden. Die Forschungsgruppe Telekom der Universitaet Bremen hat jetzt ein Programm fuer WWW-Server entwickelt, das personenbeziehbare Rechneradressen loescht oder ueberschreibt. Damit wird eine Auswertung, welche WWW-Seiten sich ein Nutzer angeschaut hat, verhindert.

    VOLLTEXT: Das Internet zieht immer groessere Kreise: Kaum ein Ministerium, kaum eine Stadt oder ein grosses Unternehmen, das nicht "online" geht und einen eigenen WorldWideWeb-Server einrichtet. Dass der Datenschutz dabei weitgehend auf der Strecke bleibt, scheint beim derzeitigen WWW-Boom kein Thema zu sein. Die wenigsten Nutzer und Betreiber wissen, dass anhand der Netz-Nutzung leicht Kommunikations- und Verhaltensprofile erstellt werden koennen. Damit ist jetzt Schluss: Die Forschungsgruppe Telekommunikation der Universitaet Bremen unter Leitung von Professor Herbert Kubicek hat eine Software entwickelt, die personenbeziehbare Rechneradressen loescht oder ueberschreibt.

    Bei Bildschirmtext und ISDN gab es noch breite Diskussionen: Die Nutzung wuerde Kommunikations- und Verhaltensprofile ermoeglichen, der "glaeserne Buerger" sei das Ergebnis. Fuer das WWW gilt dies entsprechend - doch nicht alle Nutzer und auch nicht alle Betreiber wissen, dass die uebliche Server-Software automatisch jeden Zugriff mit Rechneradresse, Datum, Zeitpunkt, Aktion und Zugriffsobjekt protokolliert.

    Diese Protokolldateien lassen sich auswerten und nach den abgerufenen Seiten sortieren. Ebenso kann aber auch nach den zugreifenden Rechnern ausgewertet werden. Diese Rechneradressen sind im Prinzip wie Telefonnummern. Manche gehoeren zu einem Rechner, der wie eine Telefonzentrale fungiert, andere sind unmittelbar Personen zugeordnet. Bei diesen handelt es sich um personenbezogene Daten, die ohne Einwilligung und im oeffentlichen Bereich ohne Rechtsgrundlage nicht erfasst und erst recht nicht ausgewertet werden duerfen. Da sich alle Betreiber von Web-Sites jedoch in einer Lern- und Anlaufphase befinden, haben sie ein grosses Interesse an der Auswertung von Nutzerstatistiken.

    Die Forschungsgruppe Telekommunikation der Universitaet Bremen, die selbst mit Bundes-Unterstuetzung das "Stadtinformationssystem Bremen" im WWW betreibt, hat eine Loesung fuer dieses Problem entwickelt. Mit der Einfuegung eines kurzen Programms in die Server-Software kann der Teil der Rechneradressen, der personenbeziehbar ist, geloescht oder ueberschrieben werden. Die Rechneradressen bestehen naemlich aus vier Teilen: dem Nutzer-Namen, zwei Bereichs- und einer Laenderkennung - z. B. "mackubi.informatik.uni-bremen.de". Das Zusatzprogramm ersetzt den Nutzer-Namen "mackubi" durch "xxx". Bei lokalen Zugriffen innerhalb einer Universitaet, bei dem nur der Nutzer-Name protokolliert wird, wird dieser durch die Angabe "Lokal" ersetzt. Teilweise werden auch numerische Adressen protokolliert. Bei diesen befindet sich der personenbeziehbare Teil am Ende und wird genauso in "xxx" oder "Lokal" umgewandelt.

    Professor Herbert Kubicek stellte das Programm jetzt anlaesslich des Datenschutz-Forums "Freie Fahrt in Datennetzen?" auf der Computer-Fachmesse CeBIT in Hannover vor. Es ist leicht in die Server-Software einfuegbar, ebenso leicht aber auch wieder zu entfernen. Das Programm ist daher noch keine endgueltige Loesung, aber ein erster Schritt, um einen gesetzeskonformen Betrieb von WWW-Servern zu ermoeglichen. Zudem wird die Diskussion ueber Datenschutz im Cyberspace neben der Verschluesselungsdebatte auf einen weiteren konkreten Punkt gebracht.

    Das Programm besteht aus wenigen Zeilen und ist abrufbar ueber die Homepage der Bremer Forschungsgruppe Telekommunikation mit der Adresse "http://infosoc.informatik.uni-bremen.de";. Technische Auskunft erteilt Andreas Blome (E-mail: flower@informatik.uni-bremen.de), der das Programm entwickelt hat.

    Weitere Informationen bei: Forschungsgruppe Telekommunikation, Universitaet Bremen, Prof. Dr. Herbert Kubicek, Tel. 0421/218-2830, Fax 0421/218-4894, E-mail: Kubicek@informatik.uni-bremen.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Elektrotechnik, Energie, Informationstechnik
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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