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29.10.1999 14:03

Sachor 9 stellt Deutsch-Jüdische Lebenswege vor

Dr. Josef König Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Dem Dresdener Philologen Viktor Klemperer ist einer von acht "deutsch-jüdischen Lebenswegen" in der soeben erschienenen Zeitschrift Sachor 9 gewidmet. Sachor (hebr.: "Erinnere Dich!") wird seit 1993 von der Studentischen Arbeitsgemeinschaft für Antisemitismusforschung (StAGA) e.V. an der Ruhr-Universität Bochum herausgegebenen und erscheint im Klartext-Verlag, Essen.

    Bochum, 29.10.1999
    Nr. 253

    Klemperer, Bubis, Friedländer und andere
    Sachor 9 stellt Deutsch-Jüdische Lebenswege vor
    Von der Emanzipation zur Entrechtung deutscher Juden

    Mit Interesse verfolgt die bundesdeutsche Öffentlichkeit derzeit die ARD-Serie den Lebensweg von Victor Klemperer während der NS-Zeit, dessen Tagebuchaufzeichnungen "Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten" bereits in den letzten drei Jahren Aufmerksamkeit hervorgerufen haben. Dem Dresdener Philologen ist einer von acht "deutsch-jüdischen Lebenswegen" in der soeben erschienenen Zeitschrift Sachor 9 gewidmet. Sachor (hebr.: "Erinnere Dich!") wird seit 1993 von der Studentischen Arbeitsgemeinschaft für Antisemitismusforschung (StAGA) e.V. an der Ruhr-Universität Bochum herausgegebenen und erscheint im Klartext-Verlag, Essen.

    Acht Biographien: Klemperer und Bubis

    Der Bogen spannen die RUB-Studierenden von der Epoche der Emanzipation bis hin zur Entrechtung während der Zeit des Nationalsozialismus, dem "Widerruf" (Hans Mayer) der staatsbürgerlichen Gleichstellung. So legt Benedikt Faber in seinem Artikel die Auseinandersetzung Victor Klemperers mit dessen Deutschtum und Judentum dar. Einerseits war der Gelehrte in der deutschen Kultur Zuhause, andererseits brachte ihm die Terror- und Verfolgungspolitik zwischen 1933 und 1945 seine jüdische Herkunft ins Bewusstsein. Beispiel für das Bemühen um jüdisches Leben in der Bundesrepublik Deutschland ist der im August 1999 verstorbene Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland Ignatz Bubis. In einem Interview kurz vor seinem Tod zog er eine bittere Bilanz: Er habe fast nichts bewirkt, um "diese Ausgrenzung" - "hier Deutsche, dort Juden " - zu beenden. In einem Nachruf greift Christian Scholz Bubis' Selbstzweifel auf und würdigt seine langjährige Arbeit.

    Gabriel Riesser und Fritz Rathenau

    Heike Catrin Bala beschäftigt sich in ihrem Beitrag mit dem Journalisten, Juristen und Politiker Gabriel Riesser, der im Geiste der jüdischen Aufklärung (Haskala) Emanzipation, Gleichberechtigung und Glaubensfreiheit einforderte. Der Schwerpunkt des Artikels ruht auf dem Engagement Riessers im Vormärz und im Rahmen der ersten Deutschen Nationalversammlung in der Paulskirche (1848/49). Im Kaiserreich setzt der Beitrag von Thomas Rink über Fritz Rathenau ein. Dieser Politiker ist, im Gegensatz zu seinem Cousin Walter Rathenau, der 1922 als Außenminister einem antisemitischen Anschlag zum Opfer fiel, nur wenigen bekannt. Zur Zeit arbeitet der Sachor-Autor Rink an einer großen Biographie über Fritz Rathenau.

    Die Bochumer Familie Freimark

    Andrea Löw und Kerstin Robusch setzen sich anhand von Originaldokumenten und Interviews mit der Lebensgeschichte der Bochumer Familie Freimark auseinander, deren Kinder, Jerry und Stefanie, in die USA fliehen konnten, während ihre Eltern, Simon und Karola, die Konzentrationslager überlebten. Jerry Freimark, der das Zustandekommen dieses Artikels über seine Eltern unterstützte, stellte der Sachor nicht nur eine autobiographische Collage zur Verfügung, die auf dem Titelblatt zu sehen ist, sondern auch sein beeindruckendes Gedicht "Das alte Lied", das dem Thementeil vorangestellt ist.

    Manès Sperber, Saul Friedländer und Gerge L. Mosse

    Die Bochumer Germanistin Mirjana Stancic zeigt in ihrem Artikel, dass das Gefühl der Entwurzelung in den Werken des Schriftstellers und Publizisten Manès Sperber ebenso sichtbar ist, wie die Erinnerung an das ostgalizische Schtetl. Der prominente Historiker und Träger des Geschwister-Scholl-Preises, Saul Friedländer, äußert sich im Gespräch mit Andrea Löw und Kerstin Robusch über seine Kindheit im Nationalsozialismus und darüber wie seine Erfahrungen sein weiteres Leben beeinflussten. Das Leben und das publizistische Wirken des im Januar 1999 verstorbenen Neuzeithistorikers George L. Mosse wird von Lothar Mertens in einem Nachruf hervorgehoben.

    Fundamentalismus in Israel

    Mit der Darstellung des israelischen Extremismus in deutschsprachigen Veröffentlichungen beschäftigt sich Christian Scholz. Der in der deutschen Öffentlichkeit oftmals herausgestellte Gegensatz zwischen religiösen und weltlichen Israelis ist der Ausgangspunkt der Analyse. Dabei geht der Autor, der an einer Dissertation zum Thema "Die Politik der israelischen Rechten und der Friedensprozess" arbeitet, der Frage nach, wie das oftmals klischeehafte Israelbild durch Reportagen und wissenschaftliche Veröffentlichungen beeinflusst werden kann.

    ... und viele Rezensionen

    Ein umfangreicher Rezensionsteil rundet wie gewohnt diese Ausgabe
    der Sachor ab.

    Pressestimmen zu Sachor

    "Aktualität in der Fragestellung und Frische in der Federführung stechen wahrscheinlich nicht nur deshalb ins Auge, weil die Mitglieder der Redaktion mehrheitlich Anfang der siebziger Jahre geboren worden sind. Ihre interdisziplinären Aufsätze zeichnen sich gleichwohl durch verblüffende Reife sowie durch hohes wissenschaftliches Niveau aus. Die Gnade der späten Geburt scheint im Falle der Sachor-Redaktion respektable Früchte getragen zu haben. Es zeichnet sich schon ab, dass die moderne deutsche Geschichte in der Generation der Sachor-Herausgeber zuverlässige Interpreten finden wird." (Aschkenas. Zeitschrift für Geschichte und Kultur der Juden)

    Weitere Informationen und Rezensionsexemplare

    Weitere Informationen und Rezensionsexemplare sind zu beziehen über den Klartext Verlag, Presseabteilung, Frau Melanie Brockes, Dickmannstraße 2-4, 45143 Essen, Tel.: 02 01/86 506-29, Fax: 02 01/86 206-22, eMail: Klartext-Verlag@t-online.de.

    Titelaufnahme

    Sachor. Zeitschrift für Antisemitismusforschung, jüdische Geschichte und Gegenwart, hrsg. von der StAGA e.V., Essen: Klartext Verlag, ISSN: 0948-2415. Band 9: Von der Emanzipation zur Entrechtung. Deutsch-Jüdische Lebenswege, Essen: Klartext Verlag 1999 (152 Seiten, br., DM 25,00/DM 20,00), ISBN: 3-88474-789-4. - Die Sachor erscheint einmal im Jahr und kostet als Einzelheft, das über den Buchhandel und den Klartext Verlag bezogen werden kann, DM 25,00. Ein Abonnement kostet DM 20,00.

    Adresse der Herausgeberin

    StAGA e.V., c/o AStA der Ruhr-Universität Bochum, Universitätsstraße 150, 44780 Bochum, Tel.: 02 34/32-2 47 02, Fax: 02 34/70 16 23 [Fax-Vermerk: z.Hd. StAGA], eMail: staga@ruhr-uni-bochum.de, Internet: http://www.ruhr-uni-bochum.de/staga.


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Politik, Recht, Religion, Sprache / Literatur
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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