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23.03.2006 11:00

Förderung onkologischer Spitzenzentren geplant

Dr. med. Eva M. Kalbheim Pressestelle
Deutsche Krebshilfe e. V.

    Deutsche Krebshilfe schreibt Förderprogramm aus

    Berlin (ek) - "Die Versorgung von Krebs-Patienten in Deutschland muss besser werden", betonte Gerd Nettekoven, Geschäftsführer der Deutschen Krebshilfe, heute, am 23. März 2006, im Rahmen des 27. Deutschen Krebskongresses in Berlin. "Bei den Überlebenschancen und der Lebensqualität krebskranker Menschen sind in den letzten Jahren stetig Verbesserungen erzielt worden, aber die Standards der medizinischen Versorgung sind nicht überall gleich hoch." Dem tritt die Deutsche Krebshilfe nun mit einem Programm zur Förderung onkologischer Spitzenzentren entgegen, das im April ausgeschrieben wird. Nach dem Vorbild der amerikanischen Comprehensive Cancer Centers sollen insgesamt fünf solcher Zentren über zunächst drei Jahre mit insgesamt einer Million Euro je Zentrum und Jahr gefördert werden.

    Fortschritte in der Vorbeugung, Früherkennung, Diagnostik und Therapie der Krebserkrankungen haben die Überlebenschancen und die Lebensqualität krebskranker Menschen in Deutschland deutlich verbessert. Doch auch heute noch werden Krebs-Patienten sehr unterschiedlich behandelt. "Es kann nicht sein, dass eine Frau mit Brustkrebs in Norddeutschland anders behandelt wird als in Süddeutschland", betonte Professor Dr. Otmar Wiestler, Vorsitzender des Beirats der Deutschen Krebshilfe und Stiftungsvorstand des Deutschen Krebsforschungszentrums Heidelberg. Daher wird die Deutsche Krebshilfe - als Konsequenz aus der durch sie initiierten Evaluierung der Tumorzentren - die Einrichtung onkologischer Spitzenzentren fördern, die nach wissenschaftlichen Leitlinien arbeiten. "So wollen wir einheitliche Strukturen, Prozesse und Qualitätsstandards schaffen, die für die Versorgung von Tumorpatienten zwingend notwendig sind", sagte Wiestler in Berlin.

    "Besonders wichtig ist uns auch, dass Forschungsergebnisse rasch Eingang finden in die klinische Versorgung krebskranker Menschen", erläuterte Professor Dr. Christoph Huber, stellvertretender Vorsitzender des Fachausschusses "Forschung" der Deutschen Krebshilfe und Leiter der III. Medizinischen Klinik der Universität Mainz. "Zentren, die sich um eine Förderung bewerben, müssen sich einer internationalen Begutachtung stellen, bei der insbesondere die enge Verzahnung von Forschung und Klinik, aber auch die fachübergreifende Kooperation aller medizinischer Fachdisziplinen beurteilt werden."

    Damit Krebs-Patienten auch nach dem stationären Aufenthalt optimal weiter behandelt und versorgt werden, fordert die Deutsche Krebshilfe eine enge Interaktion zwischen Klinik und niedergelassenen Ärzten. "Im onkologischen Vertragsarztbereich gibt es ein etabliertes und bewährtes System der Qualitätssicherung", berichtete PD Dr. Stephan Schmitz, Vorsitzender des Berufsverbandes der Niedergelassenen Hämatologen und internistischen Onkologen in Deutschland. "Die klinischen Spitzenzentren sollen sich daher mit den niedergelassenen Ärzten der Region, aber auch mit den übrigen Krankenhäusern vernetzen." So wird sicher gestellt, dass die krebskranken Menschen ohne Reibungs- oder Informationsverlust aus dem klinischen Versorgungsbereich in die ambulante Betreuung gehen.

    "Wir hören in unseren Selbsthilfegruppen immer wieder, dass Krebs-Patienten sich nicht ausreichend informiert und begleitet fühlen", berichtete Professor Dr. Gerhard Englert, Vorsitzender der Deutschen ILCO, einer Vereinigung von Selbsthilfegruppen für Menschen mit Darmkrebs und/oder künstlichem Darmausgang. "Darum haben die Krebs-Selbsthilfeorganisationen bereits beim ersten 'Tag der Krebs-Selbsthilfe' im November 2005 - initiiert von der Deutschen Krebshilfe und den von ihr geförderten Selbsthilfe-Verbänden - gefordert, die Qualität der Versorgung von Krebs-Patienten in interdisziplinären onkologischen Kompetenzzentren sicherzustellen und dort auch die psychosoziale Onkologie und die Selbsthilfe fest zu verankern", so Englert. Diese Forderung spiegelt sich in den Kriterien der Deutschen Krebshilfe für onkologische Spitzenzentren wider.

    Die Ausschreibung für das Förderprogramm der Deutschen Krebshilfe zur Etablierung onkologischer Spitzenzentren erfolgt am 27. April 2006 in der ZEIT sowie am 28. April 2006 im Deutschen Ärzteblatt. Die Bewerbungsfrist endet am 30. September 2006. Für den Begutachtungsprozess ist eine internationale Expertenkommission vorgesehen. Als Termin für den Beginn der Förderung von maximal fünf Zentren ist der 1. Januar 2007 geplant.

    Info-Kasten: Onkologische Spitzenzentren
    Zentren, die sich um eine Förderung durch die Deutsche Krebshilfe bewerben möchten, müssen unter anderem folgende Kriterien erfüllen:
    - Entwicklung von Forschungsprogrammen zur engen Verzahnung von Forschung und Klinik (translationale Forschung).
    - Fachübergreifende interdisziplinäre Onkologie für alle Tumorerkrankungen mit zentraler Anlaufstelle für Tumorpatienten.
    - Einrichtung von "Tumor Boards" (interdisziplinäre Konferenzen).
    Entwicklung und/oder Umsetzung von Behandlungspfaden im Sinne von Leitlinien.
    - Nachweis eines Qualitätssicherungssystems.
    - Dokumentation durch klinische Krebsregister.
    - Psychoonkologische und palliative Betreuung.
    - Interaktion mit niedergelassenen Ärzten und Krankenhäusern der Umgebung.
    - Regelmäßige Überprüfung der Qualitätsstandards.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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