42/98, 5. Mai 1998
Prof. Dr. Christoph Oehler wird 70
45 Jahre für die Hochschulforschung
Kassel. Seinen 70. Geburtstag feiert am 7. Mai 1998 Prof. Dr. Christoph Oehler langjähriger Direktor des Wissenschaftlichen Zentrums für Berufs- und Hochschulforschung (WZ I) und Professor für empirische Bildungsforschung an der Universität Gesamthoch-schule Kassel.
45 Jahre Einsatz für die Hochschulentwicklung in Wissenschaft und Praxis werden von Dr.-Ing. Helmut Winkler (WZ I) so beschrieben: "Als Prof. Dr. Christoph Oehler im Jahre 1983 an den Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der GhK für das Fachgebiet empirische Bildungsforschung berufen wurde und gleichzeitig seine Forschungstätigkeit am Wissenschaftlichen Zentrum für Berufs- und Hochschulforschung (WZ I) aufnahm, die er auch jetzt noch - fünf Jahre nach seiner Emeritierung - unermüdlich betreibt, hatte er vorher schon wesentliche Fragen der Hochschulentwicklung bearbeitet. Ihn hatte in seinen vorangegangenen Tätigkeiten in Wissenschaft und Verwaltung vor allem der Gedanke bewegt, welchen äußeren und inneren Kräften und Bedingungen die Hochschule unterworfen ist, wie und wohin sie sich bewegt und entwickelt, welchen Einflüssen sie folgt und was die verschiedenen Beteiligtengruppen zu ihrer Entwicklung beitragen.
Geboren in Frankfurt als Sohn eines Bibliotheksdirektors und Grossneffe Nietzsches, geprägt durch Krieg und Nachkriegszeit, begann sein "reflektiertes Leben' nach eigenem Bekunden mit der Immatrikulation an der Universität Frankfurt. Früh zog ihn bei seinem Studium der Geistes- und Gesellschaftswissenschaften die kritische Theorie der "Frankfurter Schule' an. Viel bedeuteten ihm Adorno und Horkheimer, deren analytischen Ansätzen er zusammen mit Ludwig von Friedeburg empirisch nachging, besonders in der bekannten Untersuchung zu ,Student und Politik'. Was Habermas bei den Studenten anregte, versuchte er durch Befragung ,ganz alltäglicher Menschen' herauszufinden, ein empirischer Ansatz, den er auch in seiner späteren Professur für empirische Bildungsforschung an der GhK verfolgte. Dabei analysierte er in seiner Dissertation die gesellschaftlich-sozialen Ursachen des politischen ,Habitus' der Studenten (1960), jedoch noch ohne die später folgende Studentenbewegung vorherzusehen oder zu beschwören. Es folgten Jahre der Beschäftigung mit der sozialen Lage der Studenten und ihrer Förderung nach dem Honnefer Modell im Deutschen Studentenwerk, beim Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin mit den Ursachen für die Stu-dienzeitverlängerung, sodann beim Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister mit der (einzig zutreffenden) Prognose der Studentenzahlentwicklung. Der damalige NRW-Kultusminister Holthoff berief den noch jungen Dr. Oehler in sein Ministerium, wo er mit der Planung der Hochschulen in NRW befaßt war. Im Hochschulbeirat wurde dessen Vorsitzender Schelsky auf ihn aufmerksam, auch zeigte sich seine gedankliche Nähe zu Luhmann, dies führte zu seiner ersten Honorarprofessur an der Universität Bielefeld. Als Ludwig von Friedeburg 1969 hessischer Kultusminister wurde, stand Professor Oehler vor der nicht nur für ihn bedeutenden Entscheidung, entweder seine akademische Karriere an der Universität Bielefeld fortzusetzen, oder als Leiter der neueingerichteten Hochschulplanungsabteilung im Hessischen Kultusministerium tätig zu werden. Seine Entscheidung zugunsten Wiesbadens hatte auch für die GhK besondere Bedeutung: Auf der Grundlage seiner Entwürfe entstand der Hochschulentwicklungsplan für Hessen und der Rahmenplan zur Errichtung der Gesamthochschule Kassel. Auch während seiner Tätigkeit im Ministerium blieb er weiterhin der Wissenschaft verpflichtet, so durch seine Lehrtätigkeit als Honorarprofessor an der Universität Frankfurt und durch enge Kooperation mit der HIS-GmbH in Hannover. Auch die Gründung des Wissenschaftlichen Zentrums für Berufs- und Hochschulforschung im Jahre 1978, dessen Direktor er später für mehrere Jahre wurde, trägt seine Handschrift.
In seinen über hundert wissenschaftlichen Publikationen wird oft ein Thema aufgegriffen, mit dem er sich noch heute forschend befaßt: Wie kann Hochschulentwicklung gesteuert werden?
Der am Freitag, den 8. Mai 1998 aus Anlaß des 20-jaehrigen Bestehens des WZ I und zu seinem 70sten Geburtstag durchgeführte Workshop wird zu diesem Thema sowohl Zeitzeugen der Expansions- und Planungsphase (1965-85) als auch heute mit Hochschulentwicklung Befaßte zusammenführen. Oehler geht es dabei auch darum, in einem der von ihm geliebten Diskurse Belege, Beweise und Widersprüche zu seiner Kernthese zu erhalten, daß Hochschulplanung zwar notwendig, aber im Prinzip nicht möglich ist. Auf diesen Dialog mit ihm freuen sich die Teilnehmer und Veranstalter."
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