Der Ball ist rund - diese Fussballweisheit gilt nach wie vor. Neu ist hingegen, dass bereits vor 2000 Jahren Fussball gespielt wurde. Prof. Helmut Brinker von der Universität Zürich beschreibt in seinem neusten Buch die Anfänge des Fussballs, der in China und nicht wie meist angenommen in England erfunden wurde.
Als Erfinder des Fussballs in China gilt Huangdi, der legendäre Gelbe Kaiser. Er soll befohlen haben, den Magen eines getöteten Widersachers auszustopfen und zu einem Fussball zu verarbeiten, den man mit Füssen treten konnte. Wie Helmut Brinker, Professor für Kunstgeschichte Ostasiens, in seinem Buch darlegt, war Fussball in China schon früh ein echter Volkssport. Darstellungen aus der Han-Zeit (206 v. Chr. bis 220 n. Chr.) und literarische Texte bezeugen, dass es Arenen, Wettkämpfe, Mannschaften und auch Regeln gab und die Begeisterung für diesen Sport unter den Herrschern und dem Volk immer grösser wurde. "Fussball war von Anbeginn hoffähig und einige Kaiser waren begeisterte Fans", sagt Brinker.
Im Alten China bestanden die Mannschaften aus je sechs Spielern, die den Ball in Tore oder Torräume kickten. Im 9. Jahrhundert entwickelte sich der Fussball im Reich der Mitte in zwei Richtungen: Zum einen wurde Fussball wettkampfmässig als Mannschaftssportart gespielt mit klaren Regeln, Toren, Eckpfosten und ähnlichen Markierungen. Zum anderen traf man sich zum Alternativ-Fussball, vergleichbar dem heutigen "hacky sack", bei dem man den Ball jongliert. Beliebt war auch das Spiel auf ein Fussballtor in der Mitte des Feldes, eine Mischung aus Rugby-Malstangen und ZDF-Torwand. Die beiden Aussenpfosten waren rund zehn Meter hoch und standen etwas über drei Meter weit auseinander. Ein Tor erzielte, wer das kleine Loch im obersten Drittel traf.
Auch Frauen und Mädchen vergnügten sich beim Fussballspiel, wie literarische und bildliche Dokumente belegen, die der Kunsthistoriker Brinker für sein Buch zusammengetragen hat. Eine Darstellung beispielsweise zeigt Hofdamen, die sich unter einem Pflaumenbaum im Palastgarten den Ball zuspielen.
Das Buch "Laozi flankt, Konfuzius dribbelt. China scheinbar abseits: Vom Fussball und seiner heimlichen Wiege" von Helmut Brinker erscheint im Verlag Peter Lang, Bern. 37.20 €, 54 SFranken.
Aus dem Inhalt:
- Mythische Anfänge des Fussballs in China und archäologische Evidenz
- Fussballnotizen des Sima Qian (ca. 145-86 v.Chr.) im Shiji und andere frühe Quellen
- Fussball zur Ertüchtigung des Militärs
- Erfindung des mit Luft gefüllten Balls um 700
- Fussballbegeisterung an den Kaiserhöfen
- Ligen und Vereine in der Song-Zeit (960-1279)
- Fussball als Freizeitvergnügen
Kontakt:
Prof. Helmut Brinker, Universität Zürich
Tel. ++41 43 344 5880
E-Mail: hbrinker@khist.unizh.ch
Dribbelnde Hofdamen. Darstellung des Ming-Malers Du Jin (tätig ca. 1465-1509)
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Nachwuchsspieler beim Training als Motiv auf einer Kopfstütze aus Keramik. (Hergestellt zwischen 114 ...
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Kunst / Design, Musik / Theater, Sportwissenschaft
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
Dribbelnde Hofdamen. Darstellung des Ming-Malers Du Jin (tätig ca. 1465-1509)
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Nachwuchsspieler beim Training als Motiv auf einer Kopfstütze aus Keramik. (Hergestellt zwischen 114 ...
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