idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
03.11.1999 13:34

Mit FS "Prof. A. Penck" auf der Suche nach urgeschichtlichen Siedlungsplätzen

Dr. Barbara Hentzsch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde

    Seit Beginn des Jahres 1999 fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft ein Projekt des Instituts für Ostseeforschung Warnemünde(IOW) und der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, mit dem die Küstenentwicklung der Ostsee näher untersucht und durch einen Modellansatz beschrieben werden soll. Diese Arbeiten sind speziell für Mecklenburg-Vorpommern mit seinen Rückgangsküsten von Bedeutung, weil sie langfristige Konzepte des Küstenschutzes unterstützen. Eine Eichung der Modellergebnisse durch Kartierung und Datierung alter, heute unter Wasserbedeckung liegender Küstenlinien ist dabei die Voraussetzung für die Erarbeitung plausibler Szenarien für zukünftige Trends.
    Schon unsere steinzeitlichen Vorfahren siedelten bevorzugt in Küstenregionen und hinterliessen damit auch datierbare Kulturreste. Die Untersuchung dieser heute durch Wasserbedeckung geschützten "Kulturlandschaft" haben sich die Unterwasserarchäologen des Landesamtes für Bodendenkmalpflege vorgenommen, die damit für Mecklenburg-Vorpommern neue Forschungswege beschreiten. Seit Ende 1997 werden am Beispiel der Wismarschen Bucht Erhaltungsbedingungen und -zustand heute infolge des Meeresspiegelanstieges unter Wasser befindlicher steinzeitlicher Küstensiedlungsplätze untersucht. Insbesondere in diesem Jahr konnten mehrere neue bedeutende Fundstellen der späten Jäger- und Sammler- (Endmesolithikum) des 5. und der beginnenden Bauernsteinzeit (Frühneolithikum) des 4. Vorchristlichen Jahrtausends entdeckt werden. Für detailliertere Untersuchungen zum ökonomischen Verhalten dieser Kulturen sind genaue Kenntnisse der damaligen ökologischen Voraussetzungen erforderlich. Dazu gehören vor allem Informationen zum Meeresspiegelanstieg und zur Küstenentwicklung in dieser Zeit.
    Was lag da für Meeresforscher und Archäologen näher, als die Kräfte zu bündeln und sich gemeinsam auf Forschungsfahrt zu begeben. Während einer Expedition mit dem Forschungsschiff "Professor Albrecht Penck" vom 25. - 29. 10. 1999 konnten durch den kombinierten Ansatz moderner meeresgeologischer und archäologischer Methoden und Techniken ca. 3 km vor der Insel Poel in 6 - 7 m Wassertiefe im Bereich einer Torfschicht Reste eines ehemaligen von der Ostsee überfluteten Küstenwaldes entdeckt werden, der auch Siedlungsplatz steinzeitlicher Küstenbewohner gewesen sein muss. Für das Auffinden der fossilen Küstenlinien wurden während der Expedition Seitensichtsonar und Video-Kamera eingesetzt. Die Detailuntersuchung erfolgte durch Forschungstaucher, die gezielt Proben vom Meeresboden entnahmen. Dabei konzentrierten sich die Forscher sowohl auf Bäume, die ehemals an der Uferzone standen und eine zeitliche Einstufung ermöglichen, als auch auf Zeugnisse ehemaliger Besiedlungen, wie zum Beispiel Steinwerkzeuge, aber auch Reste von Feuerstellen, welche die Forschungstaucher bergen konnten. Eine erste Vorauswertung ergab ein Alter von ca. 7.000 bis 8.000 Jahren. Damit liegen nun erstmalig aus dem Mecklenburg-Vorpommerschen Seebereich Siedlungsreste aus dem 6. vorchristlichen Jahrtausend vor, die von den Archäologen weiter untersucht werden können. Eine genaue zeitliche Einstufung dieser ehemaligen Küstenzone erwarten die Forscher auch von der dendrochronologischen Untersuchung der Jahresringe von Baumstämmen mit bis zu 7 m Länge, die an Bord des Forschungsschiffes den Weg an Land antraten, um später in Speziallabors weiter untersucht zu werden.
    Kontakt:
    Prof. Dr. Jan Harff, Institut für Ostseeforschung Warnemünde, Seestr. 15, 18119 Rostock, Tel.: 0381-5197351, email: jan.harff@io-warnemuende.de
    Dr. H. Lübke, Archäologisches Landesmuseum, Landesamt für Bodendenkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern, Schloß Wiligrad, 19069 Lübstorf, Tel.: 03867-8805


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geowissenschaften, Geschichte / Archäologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).