Um Studierende, die Bücher in den Universitätsbibliotheken oder Autoradios in den Parkhäusern klauen, direkt bestrafen zu können, baut die RUB einen modernen Karzer. Das neue Hochschulfreiheitsgesetz ermöglicht demnächst den Hochschulen, im Sinne der weiteren Autonomisierung kleinere Straftaten unmittelbar selbst zu ahnden. Im Hörsaalzentrum Ost (HZO) wird derzeit eifrig gebaut, der Karzer wird am 1.4. eröffnet.
Bochum, 1. April 2006
Nr. 115
Arrest für Bücherdiebe
Profilbildung mit Tradition
RUB baut modernen Karzer
Was althergebrachten Universitäten wie Freiburg oder Bonn Recht ist, ist der noch jungen Ruhr-Universität Bochum durchaus billig: Der Rückgriff auf althergebrachte universitäre Traditionen. Aber sie greift auf sie im modernen Gewand zurück und integriert sie zudem sinnvoll in den Uni-Alltag. Um Studierende, die Bücher in den Universitätsbibliotheken oder Autoradios in den Parkhäusern klauen, direkt bestrafen zu können, baut sie einen modernen Karzer. Das neue Hochschulfreiheitsgesetz ermöglicht demnächst den Hochschulen, im Sinne der weiteren Autonomisierung kleinere Straftaten unmittelbar selbst zu ahnden.
Eine Warnung an die Neuen
Im Eingangsbereich des Hörsaalzentrums Ost (HZO) wird derzeit eifrig gebaut - ein Arrestraum für Studierende. Aus hellen Mauersteinen entsteht eine ca. 2x3m große Kammer, deren Türöffnung zur Service-Theke der Einschreibung hin auffällig niedrig ist. Nach einer Mitteilung der Verwaltung ist nun der Zweck dieses Raumes bekannt geworden, der auch die niedrige Türhöhe erklärt: die RUB eröffnet am 1.4. einen Karzer. Die Wahl des Ortes ist bewusst erfolgt: Der Karzer soll gerade Neu-Immatrikulierten als Warnung dienen, sich ordentlich in der RUB zu verhalten.
Unmittelbare Strafe
In vergangenen Jahrhunderten war es üblich, dass Studierende für kleinere Vergehen direkt der Gerichtsbarkeit der Universitätsgremien unterstanden und für Vergehen im Karzer der Universität inhaftiert wurden. Davon zeugen museale Räume z.B. in Heidelberg oder Greifswald. Mit der Errichtung eines Karzers an der jungen RUB wird es zukünftig möglich sein, Studierende, die beim Diebstahl von Büchern aus der UB oder auch beim zunehmenden PKW-Einbruch in den Uni-Parkhäusern auf frischer Tat ertappt werden, sofort mit einer ein- bis mehrtägigen Haft zu bestrafen.
Platz für vier "Inhaftierte"
Der neue Karzer wird selbstverständlich mit WC und Waschbecken ausgestattet. Er besteht aus zwei kleinen, separaten Zellen; mit Etagenpritschen nach dem Heidelberger Modell bietet er Platz für mindestens vier "Inhaftierte". Über die genaue Handhabung des Karzers und über die Haftfristen muss der Senat der RUB in seiner nächsten Sitzung entscheiden.
Traditionen leben auf
Profil zu schärfen, ist die Losung im immer härteren Wettbewerb der Universitäten untereinander - noch forciert durch das künftige Hochschulfreiheitsgesetz. Viele Hochschulen sind darum bemüht, indem sie sich ihrer Geschichte erinnern oder althergebrachte Traditionen wiederbeleben. So hat die Universität Freiburg i.Br. ein Universitäts-Museum eingerichtet und die Universität Bonn Abschlussfeiern wiederbelebt, in der die Absolventen im Talar ihre Zeugnisse entgegennehmen. Zwar hat die junge Ruhr-Universität gerade erst ihr 40-jähriges Bestehen gefeiert, dennoch spricht sie sich entschieden für die universitäre Tradition eines Karzers aus und lässt sie wieder aufleben.
Karzer von jeher geplant
Übrigens: Ältere Universitätsmitglieder werden sich erinnern, dass bereits in der Gründungszeit der RUB ein Karzer eingerichtet werden sollte. Das "Relikt", das 5x5m große Stahlgerüst zwischen IA und IB - heute fälschlicherweise als "Urzelle" der Universität bezeichnet - zeugt noch von den Karzer-Plänen des Gründungsausschusses. Damals musste die Idee allerdings wegen einsetzender Proteste im Zuge der Studentenbewegung fallen gelassen werden.
Der Karzer der RUB im HZO, Rohbau
None
Merkmale dieser Pressemitteilung:
fachunabhängig
überregional
Studium und Lehre, Wissenschaftspolitik
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).