Weit mehr als 267 Synagogen wurden im November 1938 auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik zerstört. Diese bis heute in den Medien immer wieder genannte Zahl wurde von der NS-Propaganda in Umlauf gebracht und muss deutlich nach oben korrigiert werden. Denn allein für Nordrhein-Westfalen sind jetzt 257 geschändete und zerstörte Synagogen und Beträume nachgewiesen worden. Es muss angenommen werden, dass im gesamten damaligen Reichsgebiet mehr als 1600 Synagogen vernichtet wurden.
Die neuen Zahlen sind Resultat eines mehrjährigen Forschungsprojekts des Steinheim-Instituts an der Mercator-Universität Duisburg, das alle Synagogen des 20. Jahrhunderts in der Region sorgfältig dokumentiert hat. Die Ergebnisse sind im großformatigen Bild- und Textband "Feuer an Dein Heiligtum gelegt: Zerstörte Synagogen 1938. Nordrhein-Westfalen" eingegangen, der gerade erschienen ist.
61 Jahre nach den reichsweiten Pogromen vom 9./10. November 1938 gegen die deutschen Juden kursieren in den Medien noch immer falsche Zahlen - Zahlen, die die NS-Propaganda wenige Tage nach dem Pogrom in Umlauf brachte. Von 267 zerstörten Synagogen und 36 bzw. einige Monate später 91 Toten war die Rede.
Diese unzutreffenden und irreführenden Angaben haben sich seit ihrer Verbreitung vor sechs Jahrzehnten in unseren Köpfen, in Presseberichten, Radiosendungen und öffentlichen Reden festgesetzt und wurden von den Historikern bisher nicht überprüft.
Für das heutige Bundesland Nordrhein-Westfalen hat jetzt das Salomon Ludwig Steinheim-Institut für deutsch-jüdische Geschichte an der Universität Duisburg erstmals genauere Zahlen vorlegen können: 257 im November 1938 geschändete und zerstörte Synagogen und Beträume wurden nachgewiesen. Hinzu kommt, dass Dutzende von Synagogen in den ersten Jahren des NS-Regimes aufgegeben werden mussten.
Geht man von den Zahlen aus, die für das Gebiet Nordrhein-Westfalens ermittelt sind, so muss angenommen werden, dass im gesamten damaligen Reichsgebiet mehr als 1.600 Synagogen vernichtet wurden. Bis das Ausmaß der Zerstörung genau beschrieben werden kann, wird es weiterer Forschungsarbeit bedürfen.
Die gezielte Entweihung und Zerstörung aller Synagogen im deutschen Herrschaftsbereich traf mit den Gotteshäusern das zentrale öffentliche Symbol der jüdischen Minderheit, aber auch das Herz des sozialen Geflechts der Gemeinden und brachte brutal zum Ausdruck, dass jegliches weitere Verbleiben der jüdischen Bevölkerung in Deutschland ausgeschlossen werden sollte.
"Feuer an Dein Heiligtum gelegt:
Zerstörte Synagogen 1938. Nordrhein-Westfalen",
706 Seiten, 632 Abbildungen mit einer Farbbroschüre
zu den Synagogen der jüdischen Gemeinden Nordrhein-Westfalens 1999, Bochum: Kamp Verlag, 1999, DM 78 (bis 31.01.2000, danach DM 88),
ISBN 3-89709-200-X.
Weitere Infos:
Salomon-Ludwig-Steinheim-Institut für deutsch-jüdische Geschichte
an der Universität Duisburg
Tel: 0203/370071
Internet: http://st1.uni-duisburg.de,
eMail: institut@st1.uni-duisburg.de
Internet: http://st1.uni-duisburg.de,
eMail: institut@st1.uni-duisburg.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Philosophie / Ethik, Politik, Recht, Religion
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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