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31.03.2006 15:08

Neue Ausstellung: Jenseitsvorstellungen und Ahnenkult der Etrusker

Michael Seifert Hochschulkommunikation
Eberhard Karls Universität Tübingen

    Am morgigen 1. April öffnen sich die Tore des "Museums Schloss Hohentübingen" für die neue Sonderausstellung "Die Etrusker - Jenseitsvorstellungen und Ahnenkult", die dort bis 17. September 2006 zu sehen sein wird. Den Schwerpunkt bilden dabei etruskischen Urnen, Grabausstattungen sowie Grabbeigaben aus verschiedenen Jahrhunderten. Auf dem neuesten Stand der Forschung sind zudem Modelle etruskischer Gräber und eine originalgetreue Rekonstruktion der historisch bedeutendsten Grabkammer, der "Tomba François" aus Vulci, erstellt worden. Als Ergebnis zweier Magisterarbeiten kann man außerdem zwei Grabkammern visuell durchlaufen und so einen Einblick in die kulturellen Vorstellungen der Etrusker von Tod und Jenseits bekommen.
    Prof. Friedhelm Prayon, Inhaber der einzigen Etruskologie-Professur in Deutschland, und Prof. Bettina v. Freytag Löringhoff, Leitenden Kustodin des "Museums Schloss Hohentübingen", konzipierten die Ausstellung über das antike Volk im Mittelmeerraum. Unter ihrer Leitung arbeiteten Tübinger Lehrende und Studierende gemeinsam an der Präsentation der Forschungsergebnisse aus der Etruskologie, die nach der Ausstellung in Tübingen auch an weiteren Orten zu sehen sein werden.
    Die Sonderausstellung, die in die Dauerausstellung des Universitätsmuseums integriert ist, zeigt nicht nur die Jenseitsvorstellungen der Etrusker, sondern weist auch immer wieder auf Parallelen und Unterschiede zu griechischen wie orientalischen Jenseitsvorstellungen hin. Denn durch die Handelsbeziehungen nach Griechenland und in den Orient wurde die Kultur der Etrusker nachhaltig beeinflusst, bildete jedoch daraus stets auch eigene Vorstellungen heraus. So ist die Jenseitsreise des Verstorbenen sowohl in der griechischen als auch in der etruskischen Kultur ein Mythos: Auf einem Mischwesen aus Fisch und Pferd tritt der Verstorbene seinen Ritt in die Unterwelt an. Jedoch wird er in der etruskischen Mythologie am Tor der Unterwelt nicht auf seine Verfehlungen hin geprüft, sondern von seinen Ahnen empfangen, die dort bereits mit einem Festmahl auf ihn warten. "Die griechischen Jenseitsvorstellungen sind deutlich pessimistischer als die der Etrusker", erklärt Prof. Friedhelm Prayon.
    Neben den antiken Fundstücken aus der hauseigenen Sammlung werden in der Ausstellung auch Leihgaben aus anderen Museen Deutschlands präsentiert. So ist auch eine Urne zu sehen, die die Form eines menschlichen Körpers hat und vermutlich mit Perücke und Gewand geschmückt wurde, um die Nachbildung des Toten auf seine Reise ins Jenseits vorzubereiten.
    Von besonderer Bedeutung für die Etrusker war auch das in der Ausstellung zu sehende etruskische Himmelskreuz. Hier wurden den einzelnen Himmelsrichtungen bestimmte Götter zugesprochen. Obwohl der wichtigste Gott Tin im Norden stand, wurden die Gräber der Etrusker - anders als die Gräber der Ägypter und der Griechen - stets nach Nordwesten ausgerichtet, denn dort vermuteten die Etrusker die Götter der Unterwelt. Auch glaubten die Etrusker, dass sie durch eine Leberschau mit den Göttern kommunizieren könnten: Dazu wurde ein Tier, meist ein Schaf, geopfert und seine Leber entnommen. Wurden in der Leber Unregelmäßigkeiten entdeckt, so hielten die etruskischen Priester dies für ein Zeichen der Götter, das sich mithilfe des Himmelskreuzes deuten ließ. Gerade in Kriegszeiten suchten die Etrusker auf diese Weise göttlichen Beistand.
    In der originalgetreuen Rekonstruktion der Grabkammer "Tomba François" aus Vulci können die Besucher der Ausstellung zudem einen bildlichen Eindruck von den Jenseitsvorstellungen der Etrusker bekommen. Oft lehnen sich die dort dargestellten Kampfesszenen an die griechische Mythologie an. So töten sich die Söhne von Ödipus in einer Darstellung beispielsweise gegenseitig. Eventuell hatte dieser Brudermord auch eine historische Aussage, die zum Frieden zwischen verfeindeten Parteien im Reich der Etrusker aufrufen sollte.

    Am Sonntag, 02. April, findet die erste Sonderführung zur Etrusker-Ausstellung statt. Stefanie Wiese hält um 11 Uhr einen Vortrag zum Thema "Die Etrusker - Eine rätselhafte Hochkultur Europas".

    Kontakt und nähere Informationen:

    Prof. Dr. phil. Friedhelm Prayon
    Institut für Klassische Archäologie
    Burgsteige 11 (Schloß)
    72070 Tübingen
    Telefon: 07071/29 75413 oder 29 77384
    Fax: 07071/29 5659
    Email: friedhelm.prayon@uni-tuebingen.de

    Unter http://www.uni-tuebingen.de/uni/qvo/highlight.html sind mehrere Abbildungen zur Ausstellung zu sehen.

    EBERHARD KARLS UNIVERSITÄT TÜBINGEN
    Presse- und Öffentlichkeitsarbeit o Michael Seifert
    Wilhelmstr. 5 o 72074 Tübingen
    Tel.: 0 70 71 o 29 o 7 67 89 o Fax: 0 70 71 o 29 o 5566
    E-Mail: michael.seifert@verwaltung.uni-tuebingen.de
    Wir bitten um Zusendung von Belegexemplaren!


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Kunst / Design, Musik / Theater, Philosophie / Ethik, Religion
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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