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04.04.2006 11:22

Wie viel Götter braucht der Mensch?

Jens Panse Pressestelle
Universität Erfurt

    Internationales Ferienseminar zur antiken Religionsgeschichte

    Seit Sonntag (2. April) findet an der Universität Erfurt das 7. Internationale Ferienseminar zur antiken Religionsgeschichte statt. Eine Woche lang diskutieren Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus ganz Europa Probleme der Religionsgeschichte des zweiten nachchristlichen Jahrhunderts, analysieren gemeinsam Schriftzeugnisse wie archäologische Befunde aus dieser Epoche oder stellen eigene Forschungsvorhaben vor.

    Auffälliges Merkmal dieser Epoche, die durch eine vergleichsweise hohe innere wie äußere Stabilität des Römischen Reiches gekennzeichnet ist, ist die schnelle Ausbreitung zahlreiche Kulte. Es ist genau dieser Zeitraum, in dem auch die rasche Expansion des Christentums stattfand. Dieser Prozess, so wurde schon in den ersten Tagen deutlich, betrifft ebenso den öffentlichen wie den privaten Raum. Prof. Marco Galli aus Rom zeigte, wie in diesem Zeitraum auf den großen Landgütern in der unmittelbaren Umgebung Roms von Privatleuten komplexe Kultanlagen errichtet wurden. Aber es ging nicht nur um Gartenarchitektur: In diesen Anlagen fand Kult statt, wurden Familienmitglieder wie Personal in nicht weniger komplexen religiösen Organisationen tätig. Die Zunahme des Religiösen spiegelt sich nicht nur in der Intensivierung bestehender Kulte, sondern auch in der Aufnahme oder Schaffung immer neuer Kulte wider: archaische Gottheiten der eigenen Traditionen waren dabei nicht weniger attraktiv als exotische Kulte aus Ägypten oder Anatolien.

    "In den Diskussionen wurde deutlich, wie fruchtbar es ist, die Forschungen unterschiedlicher akademischer Disziplinen zusammenzuführen. Erst die Zusammenschau religionswissenschaftlicher, archäologischer, althistorischer und kirchengeschichtlicher Forschungen zeigt den Zusammenhang der vielfältigen Entwicklungen auf", so der Dekan Philosophischen Fakultät Prof. Dr. Jörg Rüpke. "Schon jetzt wurde in den Diskussionen deutlich, wie stark die Entwicklung und Formulierung christlicher Positionen Teil eines Diskurses von Intellektuellen im ganzen Römischen Reich ist". Mit dem Interesse einer Oberschicht, die sich vor allem durch Bildung auszeichnen möchte, an der eigenen Religionsgeschichte geht eine Intellektualisierung einher, die religiöse Praktiken den Maßstäben rationalen Nachdenkens über die Welt unterstellt. Die Bedeutung der Philosophie wurde in Beiträgen verschiedener Teilnehmer deutlich und soll an weiteren Texten untersucht werden. Bezeichnend für die Epoche, so eine Hypothese, sei der Umschlag dieses Nachdenkens über die Situation des Menschen in den Wunsch nach Aufklärung durch Offenbarung, sei es durch Meditation und Initiation, sei es durch göttliche Offenbarungen in den traditionellen Orakelstätten wie Delphi.

    Die Erfurter Organisatoren aus der Religionswissenschaft, darunter zum ersten Mal Dr. Joannis Mylonopoulos, Juniorprofessor für Theorie und Geschichte antiker Religionen, äußerten sich sehr zufrieden über den bisherigen Verlauf und die noch stärkere Internationalisierung dieser englischsprachigen Veranstaltung: "Die Erfurter 'Spring School' ist zu einem international sichtbaren und attraktiven Kommunikationsort für Doktoranden wie Postgraduierte geworden", so Rüpke. Für das kommende Jahr gäbe es bereits Überlegungen, das Thema stehe aber noch nicht fest. Man wolle damit ggf. auch auf aktuelle Entwicklungen in der Forschungslandschaft reagieren können.

    Weitere Informationen/Kontakt: franca.fabricus@uni-erfurt.de.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Religion
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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