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10.04.2006 13:28

Von Kohle und Menschen: RUB-Forscher bearbeiteten "Geschichten aus dem Ruhrtal"

Dr. Josef König Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    "Der Bergmann ist im Allgemeinen wortkarg". Dies gilt nicht für den 1858 in Dahlhausen geborenen Karl Krampe, der in den1920er-Jahren seine Lebenserinnerungen niederschrieb. Die Menschen im Ruhrtal vor über 100 Jahren, wie sie auf dem Bauernhof oder in den Zechen des Reviers lebten und arbeiteten, stehen im Mittelpunkt kurzer Geschichten. Die Bochumer Forscher Dr. Kerstin Kucharczik und Prof. Dr. Heinz Menge (Germanistisches Institut der RUB) unterstützten den Historiker Dr. Olaf Schmidt-Rutsch dabei, die Originalhandschrift zu überarbeiten und nun als Buch herauszugeben.

    Bochum, 10.04.2006
    Nr. 124

    Von Kohle und Menschen
    Geschichten aus dem Ruhrtal
    RUB-Forscher bearbeiteten Erinnerungen

    "Der Bergmann ist im Allgemeinen wortkarg". Dies gilt nicht für den 1858 in Dahlhausen geborenen Karl Krampe, der in den1920er-Jahren seine Lebenserinnerungen niederschrieb. Die Menschen im Ruhrtal vor über 100 Jahren, wie sie auf dem Bauernhof oder in den Zechen des Reviers lebten und arbeiteten, stehen im Mittelpunkt kurzer Geschichten. Immer wieder fragt sich der 1934 verstorbene Krampe dabei, ob die Menschen durch Industrialisierung und Fortschritt im Ruhrgebiet glücklicher geworden seien, als sie es 60 Jahre zuvor waren. Die Urgroßnichte des Verfassers, Dr. Kerstin Kucharczik, und Prof. Dr. Heinz Menge (beide Germanistisches Institut der RUB) unterstützten den Historiker Dr. Olaf Schmidt-Rutsch vom Westfälischen Industriemuseum dabei, die Originalhandschrift zu überarbeiten und nun als Buch herauszugeben.

    Erinnerungen an eine verlorene Welt

    Die Erinnerungen an seine Kindheit im bäuerlichen Dahlhausen, an seine Arbeit als Pferdetreiber auf der frühen Eisenbahn, die die Zechen mit der Ruhr verband, und an seine Zeit als Hauer auf der Zeche Hasewinkel schildert Krampe authentisch und bildreich. Bereits das alltägliche Leben eines Bergmanns war hart: "Hunderte von Metern unter der Erdoberfläche sich selbst überlassen, stand er allein" und musste "die ganze Schicht bei sehr schwerer Arbeit sein ganzes Sinnen noch auf seine Sicherheit richten, um auch wieder gesund ausfahren zu können." Dieses gesunde Ausfahren war häufig genug zusätzlich gefährdet durch Feuer, Überflutungen oder den Einsturz großer Teile des Schachtes. Die schlechten Arbeitsbedingungen und noch schlechtere Bezahlung führten schließlich zu Streiks und dem Beginn der Bergarbeiterbewegung im Ruhrtal.

    Menschen im Ruhrtal

    Besonders anschaulich beschreibt Krampe die Schicksale von Menschen wie "witte Dierk", einem Original des Reviers oder dem letzten Ruhrschiffer, der an der Hattinger Brücke unterging. Das Schiff legte sich bei Hochwasser quer vor den Brückenpfeiler und zerbrach. "Sein Eigentümer kämpfte in dem hoch gehenden Fluss um sein Leben. Der Kampf war vergebens, der letzte Ruhrschiffer Hans Ekholt fand in der von ihm so sehr geliebten Ruhr seinen Tod." Das Leben dieser Menschen war geprägt durch die Veränderungen, die Kohlebergbau und Industrie mit sich brachten. Landwirtschaft und Ruhrschifffahrt gingen zurück und ihre Lebenswelt wandelte sich drastisch.

    Erst Familienbesitz, jetzt Museumsstück

    Krampes Manuskripte bestanden aus 456 Blättern. Seine Familie hat sie lange aufbewahrt, jetzt sind sie im Westfälischen Industriemuseum als Dauerleihgabe zu besichtigen. Besonders arbeitsaufwändig war es für den Herausgeber, die handschriftlichen Aufzeichnungen abzuschreiben, zu überarbeiten und einige plattdeutsche Texte zu übersetzen. Ihre Existenz verdanken diese Aufzeichnungen vermutlich dem Lehrer Karl Vaupel, dem Neffen des Verfassers. Er war es, der Krampe anregte, seine Erinnerungen aufzuschreiben, sodass sie bis heute erhalten sind. Das Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe und der Klartext Verlag Essen haben "ein lebendiges Bild von Arbeit und Alltag im Ruhrtal vor über 100 Jahren", so Schmidt-Rutsch, in Buchform gebracht.

    Titelaufnahme

    Olaf Schmidt-Rutsch (Hg.): Karl Krampe- Geschichten aus dem Ruhrtal, Klartext-Verlag, Essen 2006, 14,90 Euro, ISBN 3-89861-554-5

    Weitere Informationen

    Dr. Kerstin Kucharczik, Germanistisches Institut der RUB, E-Mail: kerstin.kucharczik@rub.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Sprache / Literatur
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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