Neue Behandlungsansätze gegen das Vorhofflimmern: Mögliche Reduktion um ein Viertel
Mannheim, 20. April 2006 - Rund eine Million Menschen in Deutschland leiden an Vorhofflimmern, überwiegend ältere Menschen sind von dieser Herzrhythmusstörung betroffen. Aufgrund der demographischen Entwicklung schätzen Experten, dass es in vierzig Jahren bereits mehr als 2,5 Millionen sein werden. "Ergebnisse der Grundlagenforschung im Kompetenznetz Vorhofflimmern bilden die Basis für neue Ansätze in der Behandlung dieser weit verbreiteten Erkrankung", berichtete Prof. Dr. Ursula Ravens (Dresden) bei der 72. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK), die vom 20. - 22. April 2006 in Mannheim stattfindet. Typische Symptome des Vorhofflimmerns sind Herzstolpern oder Herzrasen, wegen der gesteigerten Neigung Betroffener zur Bildung von Blutgerinnseln ist die Herzrhythmusstörung die häufigste Ursache für Schlaganfälle.
Völlig neuartiges medikamentöses Behandlungskonzept erprobt
Erprobt wird derzeit etwa ein völlig neuartiges medikamentöses Behandlungskonzept im Rahmen der ANTIPAF-Studie. Ist Vorhofflimmern erst einmal aufgetreten, wird es im weiteren Verlauf immer schwerer zu behandeln. Denn die durch das Flimmern hervorgerufenen Veränderungen der Vorhöfe können ihrerseits zu einem neuerlichen Auftreten der Rhythmusstörung führen. Medikamente sollen diesen Teufelskreis durchbrechen. "Allerdings ist die Behandlung mit den Antiarrhythmika mit schwerwiegenden Nebenwirkungen verbunden", so Prof. Ravens. Große Hoffnung setzen die Experten daher in den möglichen Einsatz von so genannten Angiotensin-II-Rezeptorblockern, die derzeit bei Herzinsuffizienz und Bluthochdruck eingesetzt werden. Der Zusammenhang: Aus früheren Untersuchungen ist bekannt, dass Narben im Vorhofgewebe, die das Flimmern begünstigen, durch die körpereigene Substanz Angiotensin ausgelöst werden.
Hoffnung Angiotensin-Blockade
In der ANTIPAF-Studie wird nun unter der Leitung von PD Dr. Andreas Götte (Magdeburg) und Prof. Dr. Thomas Meinertz (Hamburg) die Wirksamkeit des Angiotensin-II-Rezeptorblockers Olmesartan zur Verringerung von anfallsartigem Vorhofflimmern getestet. Prof. Ravens: "400 Patienten in ganz Deutschland werden entweder mit Plazebo der Olmesartan behandelt, um die Hypothese zu belegen, dass sich mit dem Medikament die Häufigkeit des Vorhofflimmerns reduzieren lässt. Um die Anzahl der Flimmer-Anfälle zu dokumentieren, werden die Patienten mit einem mobilen Tele-EKG-Gerät ausgestattet."
Kaliumkanal als Schlüssel für neue Substanzen
Ein anderer Behandlungsansatz ergibt sich aus den Forschungsergebnissen einer Arbeitsgruppe um PD Dr. Dobromir Dobrev (Dresden). Die Wissenschafter haben im Vorhof von Patienten mit chronischem Vorhofflimmern einen krankhaft veränderten Kaliumkanal entdeckt, der zum Anhalten der Rhythmusstörung beiträgt. "Dieser Kanal könnte der Angriffsort für ein zu entwickelndes neues Antiarrhythmikum sein", zeigt Prof. Ravens neue Behandlungsperspektiven auf.
Im Kompetenznetz Vorhofflimmern arbeiten Wissenschaftler und Ärzte bundesweit zusammen für eine bessere Behandlung und Versorgung der betroffenen Patienten. Der 2003 gegründete Forschungsverbund wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.
Die Jahrestagung der DGK, auf der rund 5000 Mediziner aus 25 Nationen erwartet werden, steht unter dem Thema "Innovative Interventionelle Therapie". Diskutiert werden die neuesten Entwicklungen aller wesentlichen Bereiche der modernen Herzmedizin. Kongresspräsident ist Prof. Dr. Karl-Heinz Kuck, Hamburg.
Kontakt:
Prof. Dr. Eckart Fleck, Pressesprecher der DGK
Christiane Limberg, Pressereferentin der DGK, Tel. im Kongresszentrum 0621-4106-5002
Roland Bettschart, B&K Medien- und Kommunikationsberatung, Tel. im Kongresszentrum 0621-4106-5003 oder mobil 0043 676 6356775
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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