Erforschung der Herzentstehung ermöglicht neue Herz-Therapien
Mannheim, 20. April 2006 - In Deutschland sind 200.000 bis 300.000 Menschen aller Altersstufen von angeborenen Herzfehlern betroffen. Rund 20 Prozent dieser Patienten haben mindestens ein weiteres Familienmitglied ersten oder zweiten Grades mit einem Herzfehler, fanden jetzt Wissenschaftler des Nationalen Registers für angeborene Herzfehler in einer Studie mit 3.500 Patienten heraus. "Das Wiederholungsrisiko ist bei Kindern eines betroffenen Elternteils sogar um das achtfache höher als in der Allgemeinbevölkerung", berichtete Dr. Ulrike Bauer, Geschäftsführerin des Registers und des Kompetenznetzes Angeborene Herzfehler, auf der 72. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK), die vom 20. - 22. April 2006 in Mannheim stattfindet.
Um den Genen, die für angeborene Herzerkrankungen verantwortlich sind, auf die Spur zu kommen, beteiligt sich das Kompetenznetz jetzt am europäischen Großforschungsprojekt Heart Failure and Cardiac Repair. Damit sollen künftig bessere Therapien möglich werden, zum Beispiel die Regeneration von geschädigtem Herzmuskelgewebe.
Suche nach Faktoren für Fehlbildungen - Hoffnung auf Regeneration
Angeborene Herzfehler entstehen während der Embryonalentwicklung zwischen der dritten und siebenten Schwangerschaftswoche infolge von Mutationen in vielen Genen. Die Faktoren, die zu dieser Fehlprogrammierung führen, sind bisher unbekannt. Die insgesamt 27 Forschungspartner des Projekts Heart Failure and Cardiac Repair aus ganz Europa wollen daher große Patientengruppen mit angeborenen Herzfehlern untersuchen.
In den vergangenen Jahren konnten bereits einige molekulare Mechanismen aufgeklärt werden, die bei der Herzentwicklung eine Rolle spielen. Wäre der genaue Grund für diese Genveränderungen bekannt, könnte dieser Vorgang reproduziert und im Umkehrschluss auch auf erworbene Herzerkrankungen wie den Herzinfarkt angewendet werden. Geschädigtes Herzmuskelgewebe könnte so regeneriert werden, ist Dr. Bauer überzeugt: "Die Schlüsselinformation für neue zukunftsweisende Therapien liegt im Verständnis der Herzentstehung. Wenn man es schafft, diesen komplexen Prozess aufzudecken, könnte das ein entscheidendes Puzzleteil dafür sein, geschädigte Herzen zu reparieren."
Das Kompetenznetz Angeborene Herzfehler
Im Kompetenznetz Angeborene Herzfehler arbeiten bundesweit Ärzte, Wissenschaftler, Elternverbände und Selbsthilfegruppen zusammen, um einen raschen Austausch zwischen Forschung und Patientenversorgung zu erreichen. Ziel ist es, die Spätfolgen nach Operationen zu erforschen und neue Diagnostik- und Behandlungsverfahren zu entwickeln. Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) schließt dieses nationale Forschungsnetzwerk interdisziplinär medizinische Grundlagenforschung, klinische Forschung und medizinische Breitenversorgung auf dem Gebiet der angeborenen Herzfehler zusammen. Schirmherrin ist Friede Springer.
Die Jahrestagung der DGK, auf der rund 5000 Mediziner aus 25 Nationen teilnehmen, steht unter dem Thema "Innovative Interventionelle Therapie". Diskutiert werden die neuesten Entwicklungen aller wesentlichen Bereiche der modernen Herzmedizin. Kongresspräsident ist Prof. Dr. Karl-Heinz Kuck, Hamburg.
Kontakt:
Prof. Dr. Eckart Fleck, Pressesprecher der DGK
Christiane Limberg, Pressereferentin der DGK, Tel. im Kongresszentrum 0621-4106-5002
Roland Bettschart, B&K Medien- und Kommunikationsberatung, Tel. im Kongresszentrum 0621-4106-5003 oder mobil 0043 676 6356775
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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