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21.04.2006 11:28

"Grüne Gentechnik" im Mittelpunkt des Zweiten Bayreuth-Kulmbacher Fachgesprächs

Christian Wißler Bayerisches Zentrum für Batterietechnik (BayBatt)
Universität Bayreuth

    "Grüne Gentechnik - Wohin geht die Lebensmittelforschung?" war das Thema einer öffentlichen Vortrags- und Diskussionsveranstaltung am 10. April 2006 im Schloss Thurnau, zu der die Universität Bayreuth und die Bundesforschungsanstalt für Ernährung und Lebensmittel am Standort Kulmbach eingeladen hatten. Das Thurnauer Treffen war die zweite Veranstaltung in der Reihe der "Bayreuth-Kulmbacher Fachgespräche". Ziel dieser Initiative ist es, mit Unternehmen der Region und mit der Öffentlichkeit in einen nachhaltigen Dialog über aktuelle Ergebnisse, Verfahren und Perspektiven der Lebensmittelforschung einzutreten.

    Lebensmittelforschung, Wirtschaft und Öffentlichkeit im Dialog:
    Zweites Bayreuth-Kulmbacher Fachgespräch im April 2006 auf Schloss Thurnau

    "Grüne Gentechnik" - dieses Schlagwort bezeichnet die Anwendung gentechnisch veränderter Pflanzen in der Landwirtschaft und in der Nahrungsmittelproduktion. Seit vor zehn Jahren erstmals gentechnisch veränderte Pflanzen angebaut wurden, hat sich diese Technologie international zu einem bedeutenden Forschungs- und Wirtschaftszweig entwickelt, dem ein hohes Innovations- und Wachstumspotenzial zugeschrieben wird. Unter dem Leitthema "Grüne Gentechnik - Wohin geht die Lebensmittelforschung?" hatten daher die Universität Bayreuth und die Bundesforschungsanstalt für Ernährung und Lebensmittel (BfEL) am Standort Kulmbach zu einer öffentlichen Vortrags- und Diskussionsveranstaltung am 10. April 2006 ins Schloss Thurnau eingeladen. Beide Einrichtungen verfügen über langjährige Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Unternehmen im nordbayerischen Raum. Als räumlich benachbarte Einrichtungen sind sie in einer Region angesiedelt, die auch im Bereich der Landwirtschaft von klein- und mittelständischen Betrieben geprägt ist.

    Das Thurnauer Treffen war die zweite Veranstaltung in der Reihe der "Bayreuth-Kulmbacher Fachgespräche", die beide Einrichtungen im Jahr 2005 ins Leben gerufen haben. Ziel dieser Initiative ist es, mit Unternehmen der Region und mit der Öffentlichkeit in einen nachhaltigen Dialog über aktuelle Ergebnisse, Verfahren und Perspektiven der Lebensmittelforschung einzutreten. Die Universität Bayreuth und die BfEL am Standort Kulmbach wollen dafür die nötigen Fachinformationen bereit stellen und gemeinsam die Aufmerksamkeit für aktuelle Entwicklungen in der Lebensmittelforschung stärken. Auf diese Weise wollen sie zugleich dazu anregen, die in der Lebensmittelforschung enthaltenen wirtschaftlichen Potenziale intensiver als bisher für den nordbayerischen Raum zu nutzen.

    Mehr als 80 Teilnehmer aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Medien waren zum Zweiten Fachgespräch nach Schloss Thurnau gekommen. Das historische Kutschenhaus bildete ein stilvolles Ambiente für Vorträge, Diskussionen und fachliche Kontakte. Klaus Peter Söllner, Landrat des Landkreises Kulmbach, unterstützte in seinem Grußwort nachdrücklich die Kooperation der Universität Bayreuth und der BfEL am Standort Kulmbach. Die Bayreuth-Kulmbacher Fachgespräche seien ein öffentliches Forum, das die Region verbinde und zugleich eine Ausstrahlungskraft habe, die über den Lebensmittelstandort Bayreuth/Kulmbach hinausreiche. In seinem Einführungsreferat betonte der Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes, Manfred Nüssel, die Chancen, die die Grüne Gentechnik für eine nachhaltige Entwicklung von Landwirtschaft und Industrie in Deutschland biete. Diese Perspektiven dürften nicht durch eine von Vorurteilen und Ängsten dominierte öffentliche Diskussion verspielt werden.

    Wissenschaftler der Universität Bayreuth und der Bundesforschungsanstalt für Ernährung und Lebensmittel stellten in ihren Fachvorträgen ein breites Spektrum von Anwendungsgebieten der Gentechnik vor. Dazu gehören heute z.B. die Erzeugung krankheits- und schädlingsresistenter Nutzpflanzen, die Steigerung landwirtschaftlicher Erträge bei ungünstigen Bodenvoraussetzungen, die Verbesserung der Qualität und Haltbarkeit von Lebensmitteln, die Produktion von Impfstoffen oder die Möglichkeit, tierische Produkte mithilfe molekulargenetischer Verfahren bis zum Erzeuger zurück zu verfolgen. Forschungsergebnisse aus der Biochemie und der Biomedizin werden weltweit immer intensiver im Landbau, in der Tierzucht und in der Nahrungsmittelindustrie für neue Herstellungsverfahren und Produkte genutzt. In manchen Bereichen der Landwirtschaft ist der Einsatz der Grünen Gentechnik schon heute nicht mehr wegzudenken: So wird gentechnisch veränderter Soja bereits auf mehr als 70% der Weltanbaufläche erzeugt.

    Die Referenten der Tagung favorisierten einmütig eine Koexistenz von konventionellem Landbau, ökologischem Landbau und Landbau mit gentechnisch veränderten Pflanzen. Sie erörterten an ausgewählten Beispielen sowohl die wirtschaftlichen Potenziale der Gentechnik als auch die Risiken, die in der Öffentlichkeit vielfach Besorgnisse und Ängste auslösen. Dabei forderten sie eine rationale Herangehensweise, die mit soliden wissenschaftlichen Verfahren arbeitet, umsichtig die Folgen gentechnischer Eingriffe bedenkt, sich aber nicht von Emotionen beherrschen lässt. Denn gerade die Lebensmittelforschung ist imstande, empirisch fundierte Beiträge zur Abklärung von Risiken zu leisten. So konnten Forscherteams der BfEL am Standort Kulmbach und der Forschungsanstalt für Landwirtschaft in Braunschweig in umfangreichen Studien der Befürchtung entgegentreten, die Verfütterung gentechnisch veränderter Pflanzen an Nutztiere bewirke eine Kontamination von Lebensmitteln, die aus dem Fleisch dieser Nutztiere hergestellt werden. In keinem Fall konnten im Gewebe von Nutztieren, die mit gentechnisch verändertem Mais gefüttert wurden, DNA-Fragmente nachgewiesen werden, die für dieses Futtermittel spezifisch sind und daher im Gewebe von Tieren, die nur mit konventionellem Mais versorgt werden, nicht vorkommen.

    Die Fachvorträge stießen im Publikum auf lebhaftes Interesse und lösten zahlreiche, auch kritische Wortmeldungen aus. Die Plenumsdiskussionen betrafen nicht nur wissenschaftliche Detailfragen, sondern vor allem auch grundsätzliche Aspekte der Grünen Gentechnik. Ist eine Koexistenz von konventioneller, ökologischer und gentechnisch gestützter Landwirtschaft langfristig realisierbar? Haben kleine landwirtschaftliche Betriebe in Bayern, angesichts internationaler wirtschaftlicher Verflechtungen, überhaupt noch Spielräume für eine gentechnikfreie Gestaltung ihrer Produktionsmethoden? Sollten sie im Interesse ihrer Wettbewerbsfähigkeit intensiver als bisher den Anschluss an die moderne Lebensmittelforschung suchen? Diese und weitere Fragen bestimmten die Diskussion und auch die zahlreichen informellen Gespräche am Rande der Tagung. Sie machten deutlich, wie notwendig der Dialog zwischen Lebensmittelforschung, regionaler Wirtschaft und Öffentlichkeit ist, den die Initiatoren der "Bayreuth-Kulmbacher Fachgespräche" mit dieser Veranstaltungsreihe angestoßen haben. Die Planungen für eine Fortsetzung sind bereits angelaufen.

    Ein ausführlicher Bericht über die Thurnauer Tagung sowie Kurzfassungen der Fachvorträge sind jetzt im Internet nachzulesen unter:
    http://www.uni-bayreuth.de/aktuelles/bk-gentechnik-tagung.html

    Kontaktadressen für weitere Informationen:

    Dr. Heinz-Walter Ludwigs
    Leiter der Kontaktstelle für Wissens- und Technologietransfer
    Universität Bayreuth
    Universitätsstr. 30, FAN, Bauteil D
    95447 Bayreuth
    Tel.: 0921/55-7331
    Fax: 0921/55-7333
    E-Mail: transfer@uni-bayreuth.de

    Professor Dr. Wolfgang Branscheid
    Standortkoordinator der
    Bundesforschungsanstalt für Ernährung und Lebensmittel, Standort Kulmbach
    E.-C.-Baumann-Str. 20
    95326 Kulmbach
    Tel.: 09221/803-249
    Fax: 09221/803-332
    E-Mail: wolfgang.branscheid@bfel.de


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-bayreuth.de/aktuelles/bk-gentechnik-tagung.html - Tagungsbericht
    http://www.uni-bayreuth.de/aktuelles/bk-gentechnik-vortraege.html - Kurzfassungen der Fachvorträge


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Informationstechnik, Tier / Land / Forst, Wirtschaft
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungs- / Wissenstransfer, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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