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10.11.1999 14:02

Heidelberger Physiker Prof. Josef Bille für den Zukunftspreis 1999 des Bundespräsidenten nominiert

Dr. Michael Schwarz Kommunikation und Marketing
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

    Rektor Prof. Dr. Jürgen Siebke zeigt sich "sehr erfreut" - Siebke: "Die Nominierung ist ein großer Erfolg für die Universität Heidelberg und belegt eindrucksvoll, wie sich die Beharrlichkeit universitärer Grundlagenforscher durchsetzen kann und die Basis für Innovationen bildet" - Prof. Billes Arbeiten ermöglichen perfektes Sehen für jedermann

    Der Heidelberger Physiker Prof. Dr. Josef Bille ist für den Deutschen Zukunftspreis 1999 - Preis des Bundespräsidenten für Technik und Innovation - nominiert, den Bundespräsident Johannes Rau am 7. Dezember 1999 in Berlin verleihen wird. Rektor Prof. Dr. Jürgen Siebke zeigte sich "sehr erfreut" und wertet die Nominierung als einen großen Erfolg für die Universität Heidelberg. Sie belege eindrucksvoll, "wie sich die Beharrlichkeit universitärer Grundlagenforscher durchsetzen kann und die Basis für Innovationen bildet", so Siebke. Prof. Billes Arbeiten ermöglichen perfektes Sehen für jedermann.

    Wie Rektor Siebke hervorhebt, wandte Bille die Grundlagen seiner Methode nach 1978 zunächst in der Astrophysik an, in Kooperation mit der Landessternwarte Königstuhl. "Zeitgleich legte er vor 20 Jahren die Basis dafür, dass die Einschränkungen des menschlichen Sehens aufgrund mangelnder optischer Perfektion des Auges überwunden werden könnten."
    Im Jahr 1999, resümiert Siebke weiter, stehen durch die im wesentlichen in Heidelberg durchgeführten Forschungsarbeiten diagnostische und therapeutische Methoden zur Realisierung des perfekten Sehens zur Verfügung. "Der Durchbruch hat 20 Jahre gebraucht. Nur mit langem Atem lässt sich in der Forschung etwas erreichen" (Siebke).

    Siebke: Politischen Modetrends trotzen

    Die innovativen Arbeiten, deren Ergebnis nicht voraus planbar war, "sind von vielen Generationen von Diplomanden und Doktoranden aus der Universität heraus verwirklicht worden". Die Beharrlichkeit der Grundlagenforscher habe sich durchgesetzt. "Man muss politischen Modetrends trotzen, um langfristig zu neuen Ergebnissen zu kommen", so der Heidelberger Rektor.

    Bundespräsident Rau: "Die Ergebnisse von Forschung und Entwicklung entscheiden maßgeblich über unsere Zukunft"

    Der mit großem Erfolg und breiter öffentlicher Resonanz durch den ehemaligen Bundespräsidenten Roman Herzog 1997 ins Leben gerufene Deutsche Zukunftspreis hat zum Ziel, die besondere Bedeutung von Spitzenleistungen in Wissenschaft und Technik für eine erfolgreiche Weiterentwicklung Deutschlands stärker in das öffentliche Bewusstsein zu bringen. Denn, so Bundespräsident Johannes Rau: "Die Ergebnisse von Forschung und Entwicklung entscheiden maßgeblich über unsere Zukunft. Sie sind der Motor für gesellschaftliche, ökonomische und ökologische Erneuerung und - damit nicht zuletzt - für die individuellen Perspektiven der Menschen in unserem Land."

    Eine hochkarätige Jury aus Wissenschaft und Wirtschaft bestimmt den Preisträger oder die Preisträgerin aus dem Kreis der Vorschläge, die von führenden deutschen Einrichtungen aus Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft eingereicht werden. Der Preis ist mit 500 000 Mark dotiert. Vier Kandidaten oder Teams hat die Jury für die "Endausscheidung" ausgewählt, um deren Leistungen einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen. Am 7. Dezember 1999 tritt die Jury erneut zusammen und entscheidet über den Preisträger. Dieser erhält die Ehrung am gleichen Abend von Bundespräsident Johannes Rau im Rahmen einer Galaveranstaltung des ZDF im Deutschen Theater in Berlin.

    Prof. Dr. Josef Bille: Perfektes Sehen für jedermann

    Der bedeutende Physiker und Physiologe Hermann von Helmholtz hat vor 150 Jahren in einer Publikation über das menschliche Auge gesagt: "Wollte mir jemand ein optisches Gerät mit derartigen Fehlern anbieten, würde ich es in aller Deutlichkeit zurückweisen." Hermann von Helmholtz war damals Direktor des Instituts für Physiologie an der Universität Heidelberg.

    Ausgehend von Grundlagenuntersuchungen im Institut für Angewandte Physik der Universität Heidelberg sind in den vergangenen zwanzig Jahren neue adaptiv-optische Messverfahren entwickelt worden, die eine hochpräzise automatisierte Vermessung der Refraktion des menschlichen Auges ermöglichen. Damit können - im Vergleich zur heutigen Praxis - Fehlsichtigkeiten in sehr viel höherer Ordnung erfasst und möglicherweise korrigiert werden. Fortschritte in der Mikrotechnik und in der Produktionstechnik weicher Kontaktlinsen erlauben die Herstellung neuartiger kundenspezifischer Sehhilfen ("Super-Kontaktlinsen") zur bestmöglichen Ausnutzung der individuellen Sehfunktion.

    Durch innovative refraktive Laserchirurgie auf der Basis von Ultrakurzpulslasern, die ebenfalls in den vergangenen Jahren zuerst an der Universität Heidelberg demonstriert wurden, ist eine dauerhafte Korrektur der von Hermann von Helmholtz beklagten Abbildungsfehler des menschlichen Auges erstmals möglich. Zur umgehenden Vermarktung der technologischen Grundlagenarbeiten entstand zu Beginn dieses Jahres die Firma 20/10 Perfect Vision GmbH, Heidelberg.

    In den vergangenen fünf Jahren wurde zudem an der Universität Heidelberg in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg, der Klinik für Neuroonkologie und Stereotaxie an der Universität zu Köln und der neugegründeten Firma MRC Systems Medizintechnik GmbH, Heidelberg, ein neuartiges Operationsverfahren zur Resektion von bisher inoperablen Hirntumoren mit der stereotaktischen Laser-Neurochirurgie entwickelt. Dabei kommen ebenfalls medizinische Ultrakurzpulslaser und neuentwickelte adaptiv-optische Mikrooptiken zum Einsatz. Derzeit wird eine feinere Lasersonde entwickelt, die den Zugang zu anderen Indikationen in der funktionellen stereotaktischen Neurochirurgie eröffnet. Hauptanwendung ist die Behandlung des Parkinson-Syndroms. Möglich sein sollten auch Behandlungen von Hydrozephalus und von Schmerzerkrankungen. Alle Indikationen haben gemeinsam, dass nur ein kleines Zielvolumen zerstört oder entfernt werden muss. Das Zielvolumen liegt allerdings in der Regel in der Nähe sensibler Hirnareale.

    Um die für die sichere Anwendung des Laserverfahrens notwendige räumliche Auflösung und Fokussierung des Laserstrahls zu erreichen, müssen die Verzerrungen der Wellenfront des Laserstrahls, die beim Durchgang des Laserlichts durch die Spülflüssigkeit entstehen und das Auflösungsvermögen begrenzen, korrigiert werden. Die in Zusammenarbeit mit der Firma MRC Systems Medizintechnik GmbH, Heidelberg, entwickelte minimal-invasive Operationstechnik lässt sich über die Neurochirurgie hinaus als intelligentes Mikro-Laserskalpell auf viele chirurgische Disziplinen anwenden. Ein erster Spinoff in die Orthopädie in Form eines spinalen Lasers ist in Vorbereitung.

    Die erforderlichen mikrooptischen und mikroelektronischen Bauelemente werden in Zusammenarbeit mit den beteiligten Hochtechnologie-Unternehmen und dem Institut für mikroelektronische Systeme IMS in der Fraunhofer-Gesellschaft entwickelt und hergestellt. Im Bereich der bahnbrechenden Neuentwicklung zur Vermessung und Korrektur der Refraktion des menschlichen Auges ("SuperVision") gibt es mehrere Patentanmeldungen, die Mitte Mai 1999 dem amerikanischen Patentamt zugestellt wurden.

    Rückfragen bitte an:
    Prof. Dr. Josef Bille
    Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
    Institut für Angewandte Physik
    Albert-Ueberle-Straße 3-5
    69120 Heidelberg
    Tel. 06221 549251, Fax 06221 5492 62
    josef.bille@urz.uni-heidelberg.de

    oder: Dr. Michael Schwarz
    Pressesprecher der Universität Heidelberg
    Tel. 06221 542310, Fax 542317
    michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de

    oder: Markus Franke
    Deutscher Zukunftspreis
    Bundespräsidialamt
    11010 Berlin
    Tel. 030 20002126, Fax 030 20001912
    markus.franke@bpra.bund.de
    Internet: www.bundespraesident.de


    Weitere Informationen:

    http://www.bundespraesident.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Mathematik, Medizin, Physik / Astronomie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Personalia
    Deutsch


     

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