Nr. 37/25.04.06/as
Fridericiana bewirbt sich als Elite-Universität
Universität und Forschungszentrum gründen "Karlsruhe Institute of Technology"
Die Universität Karlsruhe bewirbt sich in der Exzellenzinitiative um den Status einer Elite-Universität und hat in der vergangenen Woche drei Vollanträge eingereicht, die jetzt der Deutschen Forschungsgemeinschaft und dem Wissenschaftsrat vorliegen. "Wir sind eine der forschungsstärksten Universitäten in Deutschland und rechnen uns sehr gute Chancen aus", betont Professor Dr. Horst Hippler, Rektor der Universität. Als besonderes Highlight sieht Hippler eine neue Form der Zusammenarbeit mit dem Forschungszentrum Karlsruhe, die in Zukunft weit über die bisherige Kooperation hinausgehen soll und Teil des Zukunftskonzepts der Universität ist. "Wir werden diese Kooperation unter ein gemeinsames Dach stellen, das `Karlsruhe Institute of Technology`."
Die Exzellenzinitiative beinhaltet drei Programme, die so genannten Förderlinien. Für alle drei hat die Universität Karlsruhe Anträge eingereicht. In der Förderlinie "Exzellenzcluster" hat das DFG-Centrum für Funktionelle Nanostrukturen (CFN) einen Antrag auf Ausweitung zum Exzellenzcluster gestellt, in der Förderlinie "Graduiertenschulen" bewirbt sich das Projekt "Karlsruhe School of Optics and Photonics". Die dritte Förderlinie schließlich umfasst das strategische Zukunftskonzept der Universität. Ein Schwerpunkt dieses Antrags betrifft die wachsende Integration mit dem Forschungszentrum unter dem Dach des "Karlsruhe Institute of Technology" (KIT).
Kurzbeschreibung der Anträge
In der 1. Förderlinie "Graduiertenschulen"
Projekt "Karlsruhe School of Optics & Photonics"
Mit einer jährlichen Wachstumsrate von etwa 20 Prozent setzen Produkte aus den Bereichen Optik und Photonik wie Laser, neuartige Leuchtstoffe oder optische Bauelemente und Mikroskopiesysteme laut VDI inzwischen über 100 Milliarden Euro um. Deutsche Unternehmen gehören auf diesem Gebiet zur Weltspitze. In der universitären Ausbildung spielen diese innovativen Forschungsfelder hierzulande aber als eigenständige Studienfächer bisher kaum eine Rolle. Die "Karlsruhe School of Optics & Photonics" (KSOP), die die Universität Karlsruhe in Kooperation mit dem Forschungszentrum Karlsruhe, dem Forschungszentrum Informatik (Karlsruhe) und dem Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-
Forschung in Stuttgart einrichten will, soll diese Lücke schließen. Nach dem Konzept sollen zwölf Professoren aus den Fakultäten Physik, Chemie, Biologie sowie Elektrotechnik und Maschinenbau später insgesamt 48 Master-Studenten und 72 Doktoranden aus dem In- und Ausland betreuen. Während der auf zwei bzw. drei Jahre angelegten Ausbildung werden sich die handverlesenen angehenden Wissenschaftler aber nicht nur mit photonischen Materialien, neuartigen spektroskopischen Verfahren oder der biomedizinischen Photonik befassen: Das International Department der Universität und seine HECTOR School of Engineering and Management sind mit ihrem Angebot in die KSOP integriert. Spezielle Kurse über Projektmanagement und Mitarbeiterführung, verbunden mit einem Praktikum in einem einschlägigen Unternehmen sollen die Doktoranden auf eine erfolgreiche akademische oder industrielle Karriere vorbereiten.
In der 2. Förderlinie "Exzellenzcluster"
DFG-Centrum für Funktionelle Nanostrukturen (CFN)
Das DFG-Centrum für Funktionelle Nanostrukturen (CFN) ist eines von inzwischen sechs Forschungszentren der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Es wurde im Juli 2001 gegründet und ist an der Universität Karlsruhe und dem Forschungszentrum Karlsruhe angesiedelt. An der interdisziplinären Einrichtung werden nanoskalige Materialien und Strukturen (1 Nanometer = 1 Millionstel Millimeter) für die Informationstechnologie, Datenverarbeitung, Werkstoffproduktion oder Biomedizin entwickelt und analysiert. Am CFN, das von der DFG, dem Land Baden-Württemberg und der Universität Karlsruhe über einen Zeitraum von voraussichtlich zwölf Jahren mit jährlich 7,5 Millionen Euro gefördert wird, arbeiten über 250 Wissenschaftler und Techniker aus den Fakultäten Physik, Chemie und Biowissenschaften, Elektro- und Informationstechnik und der chemischen Verfahrenstechnik auf den Gebieten Nano-Photonik, Nano-Elektronik, Nano-Biologie, Molekulare Nanostrukturen und Nanostrukturierte Materialien.
In der 3. Förderlinie "Zukunftskonzepte"
Die Universität Karlsruhe will für ihre Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ein forschungsfreundliches Klima schaffen: "Wir möchten, dass unsere exzellenten Köpfe ungehindert Wissen und Innovationen entwickeln und verbreiten können", erklärt Professor Dr. Horst Hippler, Rektor der Universität. Ein wichtiges Ziel sei deshalb, den Wissenschaftlern die Möglichkeit zu geben "ihre ungeteilte Aufmerksamkeit der Forschungsarbeit zu widmen" und sie von anderen Aufgaben, wie etwa Lehrtätigkeiten und Bürokratie, zu entlasten. Ebenfalls zu dem Konzept zählt die Positionierung der Universität in bestimmten Forschungsbereichen. Einen starken Partner hat sie für dieses Ziel im Forschungszentrum Karlsruhe gefunden - beide Einrichtungen haben gemeinsam das "Karlsruhe Institute of Technologie" gegründet" (s.u.)
Die Universität selbst soll neue Strukturen erhalten. So sollen "Graduate Schools" neue Elemente für die Betreuung von Nachwuchswissenschaftlern einbringen. Gleichzeitig möchte die Universität die Netzwerkbildung von jungen Wissenschaftlern unterstützen. Weiter soll die Forschung in Forschungsbereiche sowie Forschungsfelder gegliedert und der Technologie-Transfer gefördert werden. Ein "House of Competence" schließlich soll der Weiterbildung dienen und verschiedene Dienste, wie etwa Kinderbetreuung, anbieten.
Hintergrund zur Exzellenzinitiative:
Bund und Länder haben am 23. Juni 2005 nach monatelangen Diskussionen die Exzellenzinitiative auf den Weg gebracht: 1,9 Milliarden Euro stellen sie von 2006 bis 2011 der Deutschen Forschungsgemeinschaft zur Förderung exzellenter Projekte zur Verfügung. Antragsberechtigt sind Universitäten, die sich für drei Programme, die so genannten Förderlinien, bewerben können. Dazu gehören Exzellenzcluster zur Förderung der Spitzenforschung, Graduiertenschulen zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses sowie Zukunftskonzepte zum projektbezogenen Ausbau der universitären Spitzenforschung.
Gefördert werden sollen etwa 30 Exzellenzcluster mit jeweils rund 6,5 Millionen Euro pro Jahr, 40 Graduiertenschulen mit je rund einer Million Euro pro Jahr und Zukunftskonzepte zu universitärer Spitzenforschung mit je 21 Millionen Euro pro Jahr. Zusätzlich zur Fördersumme erhalten die Universitäten einen Zuschlag in Höhe von 20 Prozent (Overhead) auf die Fördersumme zur Deckung der mit der Förderung verbundenen indirekten Ausgaben. Für jede der drei Förderlinien sind zwei Ausschreibungsrunden vorgesehen, wobei die Bewilligungen für die erste Runde in diesem Jahr, die für die zweite Runde im Jahr 2007 erfolgen. Der Förderzeitraum beträgt jeweils fünf Jahre.
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GEMEINSAME PRESSEINFORMATION
der Universität Karlsruhe (TH) und des Forschungszentrums Karlsruhe
Universität und Forschungszentrum gründen Karlsruhe Institute of Technology
Die Universität Karlsruhe und das Forschungszentrum Karlsruhe sind übereingekommen, ihre in Jahrzehnten gewachsenen Forschungsaktivitäten künftig unter dem gemeinsamen Dach des Karlsruhe Instituts für Technologie/Karlsruhe Institute of Technology (KIT) zusammenzuführen. Mit Wirkung vom 1. Juli 2006 werden die Programme beider Einrichtungen in der Mikro- und Nanotechnologie, dem Wissenschaftlichen Rechnen mit dem Schwerpunkt Grid-Computing einschließlich des gemeinsamen Rechenzentrums und die Materialforschung für den Energiebereich fusioniert. Diese Zusammenarbeit wird schrittweise auf weitere Programme ausgedehnt.
Dabei streben die beiden Partner durch personelle Verschränkung in allen Gremien ein noch engeres Zusammengehen in Forschungsprogrammen, in der Lehre und in der Zusammenarbeit mit der Industrie an. Der Universitätsrat und der Aufsichtsrat des Forschungszentrums sollen so weit wie möglich mit den gleichen Personen besetzt werden, der Rektor der Universität wird Mitglied im Aufsichtsrat und Gast im Vorstand und im Wissenschaftlich-Technischen Rat des Zentrums, der Vorstandsvorsitzende des Zentrums wird Mitglied im Universitätsrat und Gast im Rektorat und Senat. Rektorat und Vorstand kommen regelmäßig zu gemeinsamen Sitzungen zusammen.
Mit der Gründung von KIT wollen die beiden Karlsruher Partner gemeinsam in die Spitzenliga internationaler Forschungsinstitute wie dem Massachusetts Institute of Technology (MIT) oder dem California Institute of Technology (CALTECH) vordringen, die die Stärken von Universitäten und Großforschungseinrichtungen verbinden. Damit entwickeln die Universität und das zur Hermann von Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren gehörende Forschungszentrum auch ein zukunftsweisendes Modell, in dem die bisherige, oft beklagte Versäulung des deutschen Wissenschaftssystems in universitäre und außeruniversitäre Einrichtungen überwunden wird.
In KIT verbinden sich zwei starke Partner. Die Universität Karlsruhe wurde jüngst in der ersten Runde der Exzellenzinitiative von Bund und Ländern unter die 10 Anwärter auf den Rang als Elite-Universität aufgenommen. Das Forschungszentrum gehört in allen seinen Arbeitsfeldern ausweislich jüngster Begutachtungen zur internationalen Spitze; die von Bund und Land berufene Perspektivkommission kam zusammenfassend zu dem Urteil: "Das Forschungszentrum Karlsruhe ist ein gut geführtes Zentrum mit einer stolzen Vergangenheit und dem Potenzial für eine spannende Zukunft. Das Forschungszentrum hat bezüglich Personal, finanzieller Ausstattung und seinem Selbstverständnis das nötige Rüstzeug, um ein Nationallaboratorium der wirklichen Weltklasse und eine führende Forschungseinrichtung in der Europäischen Union zu werden."
In KIT verbinden sich auch zwei gleichgewichtige Partner. Beide Einrichtungen haben je rund 4000 Mitarbeiter; der Jahresetat der Universität beträgt ca. 250 Mio €, der des Forschungszentrums ca. 310 Mio €, dazu tragen auf jeder Seite ca. 80 Mio € Drittmittel bei.
In KIT verbinden sich auch zwei ähnlich ausgerichtete Partner. Beide Einrichtungen haben besondere Stärken in den Natur- und Ingenieurwissenschaften, die sich in hervorragender Weise ergänzen. Damit liegen in Karlsruhe Voraussetzungen für eine solche Allianz vor, wie sie an keinem anderen Standort in Deutschland gegeben sind.
"KIT ist ein Schritt in eine noch engere Partnerschaft zwischen Forschungszentrum und Universität, der auf einer über 50 Jahre zunehmend enger gewordenen Zusammenarbeit aufbaut", sagte Rektor Prof. Dr. Horst Hippler aus Anlass der Unterzeichnung des KIT-Memorandums of Understanding heute in Karlsruhe. "Nur so ist auch verständlich, dass sowohl der Senat der Universität als auch der Wissenschaftlich-Technische Rat des Forschungszentrums der Gründung von KIT spontan einstimmig zugestimmt haben." Der Vorstandsvorsitzende des Forschungszentrums, Prof. Dr. Manfred Popp, wies darauf hin, dass die Programme des Forschungszentrums, die künftig in KIT realisiert werden, weiter im Rahmen der Programmorientierten Förderung der Helmholtz-Gemeinschaft durchgeführt und finanziert werden. "Durch die stärkere Integration von Professoren, Doktoranden und Studenten der Universität in unsere Forschungsarbeiten und durch eine intensivere Mitwirkung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Zentrums in der Lehre entsteht hier jedoch für die Helmholtz-Gemeinschaft und ihre Zuwendungsgeber ein beträchtlicher Mehrwert." Beide wiesen darauf hin, dass KIT dazu führen soll, dass Karlsruhe noch stärker zu einer internationalen Spitzenadresse der Wissenschaft wird.
Das Forschungszentrum Karlsruhe ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, die mit ihren 15 Forschungszentren und einem Jahresbudget von rund 2,1 Milliarden Euro die größte Wissenschaftsorganisation Deutschlands ist. Die insgesamt 24 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Helmholtz-Gemeinschaft forschen in den Bereichen Struktur der Materie, Erde und Umwelt, Verkehr und Weltraum, Gesundheit, Energie sowie Schlüsseltechnologien.
Weitere Informationen:
Angelika Schukraft
Presse und Kommunikation
Universität Karlsruhe (TH)
Telefon: 0721/608-6212
E-Mail: schukraft@verwaltung.uni-karlsruhe.de
http://www.presse.uni-karlsruhe.de/5501.php
Merkmale dieser Pressemitteilung:
fachunabhängig
überregional
Wissenschaftspolitik
Deutsch
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