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11.11.1999 16:00

Trotz Stellenabbau: Universität Essen will sich durch moderne Lehre und Spitzenforschung profilieren

Monika Roegge Pressestelle Standort Essen
Universität Essen (bis 31.12.2002)

    Der Erhalt des bereits vorhandenen breiten Fächerspektrums, die Modernisierung, Internationalisierung und Praxisorientierung des Lehrangebots sowie die Förderung von Forschungsmilieus als Voraussetzung für international anerkannte Spitzenleis-tungen sind die übergeordneten Zielsetzungen, von denen sich das Rektorat der Universität Essen bei seinen Strukturplanungen für das nächste Jahrzehnt hat leiten lassen. Trotz der Notwendigkeit, 127 Stellen nachzuweisen, die bis zum Jahre 2010 eingespart werden können, denkt die Universität mehr an Umbau als an Abbau. Sie will sich durch die Einrichtung zukunftsträchtiger, originärer Studiengänge sowie durch die zielbewusste Unterstützung heute bereits hoch angesehener Forscher-gruppen weiter profilieren - auch im Wettbewerb mit ihren Nachbarhochschulen.

    315/99
    11. November 1999

    In einem Pressegespräch erläuterten gestern (Donnerstag, 11. November) der Rek-tor der Universität, Professor Karl Rohe, und der Prorektor für Struktur und Pla-nung, Professor Volker Buck, die wesentlichen Inhalte des Strukturberichts, den die Hochschule im Rahmen des "Qualitätspaktes" der NRW-Wissenschaftsministerin vorlegen musste. Er war - nach Gesprächen mit den Vertretern aller Fachbereiche und der Beratung über verschiedene "Denkmodelle" im Senat - in den vergangenen Wochen von der Hochschulleitung in enger Zusammenarbeit mit der Struktur-kommission erarbeitet worden. Dabei ging das Rektorat von einer Senatsentschei-dung im Juni aus, mit der die Zahl der von den Fachbereichen zum "Sparpaket" jeweils beizusteuernden Stellen bereits festgeschrieben war, sowie von inhaltlichen Vorschlägen, die während der Sommermonate in und vor allem auch zwischen den Fächern lebhaft diskutiert worden waren. Da hatte sich auch die Medizin - obwohl vom Qualitätspakt unberührt - beteiligt. Denn die inzwischen ohnehin stabile Ver-bindung zwischen Campus und Klinikum weiter auszubauen ist eines der Ziele künftiger Strukturpolitik.

    So hat die Medizinische Fakultät die Federführung bei der Planung eines neuen Studienganges Medizinische Biologie, an dem - der Name ist Programm - auch die Biologen beteiligt sein werden. Eine kleine und feine Sache steht da in Aussicht. An nur zwanzig Studienanfänger pro Jahr ist gedacht, aber die müssen mit gehörigen Vorleistungen aufwarten: mit einem Vordiplom in der Biologie oder dem Physikum in der Medizin.

    Kontakte gibt es auch zwischen der Medizin und den Wirtschaftswissenschaften, die gemeinsam über ein neues Fach Gesundheitsökonomie nachdenken. Studien-gang und Vertiefungsfach - das ist noch die Frage.

    Medizin und Biologie, Medizin und Wirtschaftswissenschaften - vorsichtige Faust-skizzen für interessante Lehrangebote sind hier entstanden. Aus anderen Fächern liegen vollendete Entwürfe vor. Teilweise bauen sie, wie Prorektor Volker Buck gestern berichtete, auf den Diskussionen im Senat auf, teilweise sind sie nagelneu.

    Hohes Tempo zeichnete bei der Entwicklung von Vorschlägen die Fachbereiche Mathematik und Informatik sowie Maschinenwesen und die Wirtschaftsinformati-ker aus. Von ihnen gemeinsam stammt das Konzept zur Einrichtung eines interdis-ziplinären Studiengangs mit der Bachelor- bzw. Master-Ausbildung zum Systemin-genieur. Der Studiengang soll an die Stelle des zunächst diskutierten Studiengangs Informations-, Kommunikations- und Automatisierungstechnik (IKAT) treten, weil er, glauben seine Initiatoren, das ursprünglich Geplante durch seine fachüber-greifende Vielseitigkeit übertreffen wird. Informatik einschließlich Wirtschaftsin-formatik, Ingenieurwissenschaften mit der Kommunikationstechnik, Mathematik einschließlich Statistik und Operations Research, Naturwissenschaften und Öko-nomie stehen im Lehrprogramm - von Anfang an gleichrangig miteinander ver-knüpft. Die Bauingenieure sowie die Bio- und Geowissenschaften - eingebunden in den interdisziplinären Verbund - leisten Beiträge. Der Studiengang soll sich kom-plexen technischen Systemen wie etwa umfangreichen Softwaresystemen, Kommu-nikationsnetzen, aber auch Produktions-, Logistik-, Verkehrs- und Umweltschutz-systemen widmen.

    Neben diesem neuen Angebot möchte die Universität im Maschinenbau die fachli-chen Schwerpunkte Energie- und Umwelttechnik, Product Engineering und Auto-matisierungstechnik vorerst erhalten, will aber bereits für die Studierenden im Grundstudium die Beschäftigung mit der Informationstechnik zur Pflicht machen - Tribut an die rigoros veränderten Anforderungen an Ingenieure, auch wenn sie klassische Fächer studieren.

    Bereits genehmigungsreif ist der von den Fachbereichen Wirtschaftswissenschaften und Maschinenwesen gemeinsam konzipierte Studiengang Wirtschaftsingenieurwe-sen. Ein sinnvolles Vorhaben, findet man auch im Düsseldorfer Wissenschaftsmi-nisterium; trotzdem wurde die Genehmigung mit Hinweis auf die bevorstehende Evaluierung des Studienangebots im ganzen Land zunächst zurückgestellt (während ein solcher Studiengang an der Abteilung Recklinghausen der Fachhochschule Gel-senkirchen aber genehmigt wurde). Wirtschaftsingenieure, obgleich dringend ge-sucht, werden im Ruhrgebiet bisher an keiner Universität ausgebildet. In Essen soll die Chance dazu durch einen modifizierten Integrierten Studiengang eröffnet wer-den: Als Einstieg genügt auch der erfolgreiche Besuch einer Fachoberschule, als Abschluss kommt nur das Diplom II (Universitätsniveau!) in Frage.

    Noch jung sind die Überlegungen zu einem neuen Studiengang Praktische Kultur-wissenschaft mit Bachelor- oder Master-Abschluss. Die Absolventen sollen Ar-beitsplätze auf dem Kultursektor im weitesten Sinne finden, etwa in den Medien, im Bildungsbereich oder in Theatern und Museen. Grundidee ist auch hier die Integra-tion möglichst vieler Disziplinen über Fachbereichsgrenzen hinaus. Geplant wird zunächst im Fachbereich Philosophie-, Geschichts-, Religions- und Sozialwissen-schaften, wo der jüngst eingerichtete Studiengang Praktische Sozialwissenschaft im Wintersemester einen außerordentlich lebhaften Studentenzuspruch fand. Ähnlich wie dort soll auch im Studium der Praktischen Kulturwissenschaft enger Praxisbe-zug erreicht werden. Die Studenten müssen sich Kenntnisse in der Datenverarbei-tung und im Umgang mit verschiedenen Medien aneignen und nicht nur eine Fremdsprache sicher beherrschen.

    Die Lehrerbildung zählt an der Uni Essen zu den zentralen Aufgaben, und das soll auch künftig so bleiben. In Essen kann man die Befähigung zur Übernahme in Schulen aller Stufen einschließlich der berufsbildenden Schulen erlangen. Die Hoch-schule, heißt es im Strukturpapier, sei sich in diesem Rahmen ihrer gesellschaftli-chen Verantwortung bewusst und sei deshalb bereit, neue, die traditionelle Lehrer-bildung reformierende Wege zu beschreiten. Ein Zentrum für Lehrerbildung, be-reits in der Planung, soll durch die Übernahme koordinierender Aufgaben dazu beitragen, die Studienzeiten zu verkürzen.

    Die Universität Essen habe in der Vergangenheit erhebliche Beiträge zum Struk-turwandel geleistet, in dem sie den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft in einer traditionell bildungsfernen Region auch mental gefördert habe, meinte ges-tern ihr Rektor. Kulturelle Übersetzungs- und Vermittlungsarbeit müsse die Hoch-schule sich auch künftig abverlangen, und das meine viel mehr als die Vermittlung zwischen den Angehörigen verschiedener Kulturen. Einbezogen sei auch die Ver-mittlung zwischen den hochspezialisierten wissenschaftlichen Disziplinen. Als Be-weise erfolgreicher Zusammenarbeit verschiedener Fächer nannte Karl Rohe die Materialwissenschaften und die Umweltforschung - zwei gut eingeführte Schwer-punkte in Essen, in denen Geistes- und Naturwissenschaftler, Ärzte und Ingenieure miteinander arbeiten.

    Daneben hat aber auch die fachbezogene Spitzenforschung in Essen ihren hohen Stellenwert. Und deshalb ist trotz der bevorstehenden Stellenkürzungen an eine weitere Stärkung der naturwissenschaftlichen Fächer, insbesondere der Chemie und der Physik mit ihren Sonderforschungsbereichen gedacht.

    Redaktion: Monika Rögge, Telefon (02 01) 1 83-20 85


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    regional
    Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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