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27.04.2006 13:18

Cholesterinsenker retten verletzte Nervenzellen

Helena Reinhardt Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Jenaer Neurologen belegen Schutzfunktion von Statinen nach Schlaganfall und Hirnverletzung

    (Jena) Sie gelten weltweit als übliche Cholesterinsenker - die als "Statine" bekannten Cholesterin-Synthese-Enzym-Hemmer (CSE-Hemmer). Ihren Bluttfett senkenden Effekt verdanken diese Wirkstoffe der Blockierung der Cholesterinbildung in der Leber, indem das dafür notwendige Enzym in seiner Wirkung gehemmt wird. Mit der so erreichten Senkung der Blutfette wird auch das Risiko eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls als Folge einer Arteriosklerose verringert.

    In den letzten Jahren zeigte sich, dass Statine selbst dann noch günstige Wirkungen entfalten, wenn die Blutfettwerte gar nicht erhöht sind, sondern im Normbereich liegen. Diese so genannten "pleiotropen" Effekte werden vermutlich nicht über eine Hemmung der Cholesterinsynthese vermittelt, sondern über andere Stoffwechselwege. So scheinen Statine auch entzündungshemmend und antioxidativ zu wirken und die Wände der Blutgefäße zu schützen. Allerdings wird bislang nicht gut verstanden, wie diese Wirkungen in den Zellen vermittelt werden.

    Belege für weitere Schutzfunktion

    Jenaer Neurologen haben jetzt Belege für einen weiteren Schutzeffekt von Statinen bei Nervenzellen gefunden. In einer Studie am Uniklinikum Jena konnten die Forscher um den Neurologen Prof. Dr. Stefan Isenmann zeigen, das Statine auch bei Verletzungen des Zentralen Nervensystems wirksam sind. Durch die Gabe von Simvastatin, einem Medikament aus der Statingruppe, konnten nach Verletzungen von Nervenbahnen im Gehirn geschädigte Nervenzellen vor dem Absterben gerettet werden. "Unsere Ergebnisse zeigen, dass bei Hirnverletzungen und Schädigungen von Nervenzellen Statine schützend wirken können", erklärt Prof. Isenmann. Dieser Effekt sei darauf zurückzuführen, dass Statine offenbar generell entzündungshemmend wirken und geeignet sind, Blutgefäße zu schützen. "An der Nervenzell-schützenden Wirkung der Statine sind so genannte Hitzeschock-Proteine beteiligt", erläutert Isenmann die Mechanismen der zellulären Schutzreaktionen. Von diesen Eiweißstoffen ist bereits bekannt, dass sie gefährdete Zellen schützen können. Isenmann: "Es ist aber nicht möglich, solche Hitzeschock-Proteine nach einer Verletzung oder beispielsweise nach einem Schlaganfall schnell in die geschädigten Nervenzellen hineinzubringen." Durch die schnelle Verabreichung von Statinen könnten aber offenbar diese Schutzproteine aktiviert werden - und so auch eine Rettung gefährdeter Nervenzellen erreicht werden.

    "Ob und wie diese Forschungserkenntnisse sich jetzt in konkrete Akut-Therapien, beispielsweise bei Schädel-Hirn-Verletzungen umsetzen lassen, muss erst durch weitere Studien geklärt werden", dämpft Prof. Isenmann die Erwartungen einer schnellen Umsetzung in der Praxis. Auf lange Sicht denkbar wäre es aber, dass die von den Jenaern belegte Schutzfunktion auch in der Therapie von Alzheimer, Multipler Sklerose und verschiedener Augenerkrankungen eingesetzt werden könnte.

    Bereits heute im Einsatz sind Statine am Jenaer Uniklinikum bei der Behandlung von Herzinfarkt-, Gefäß- und Schlaganfall-Patienten. In der Klinik für Neurologie werden sie bei Schlaganfällen frühzeitig verabreicht, um die Schädigungen des Gehirns möglichst gering zu halten und das Risiko weiterer Durchblutungsstörungen zu verringern.

    Ansprechpartner:
    Prof. Dr. Stefan Isenmann
    Klinik für Neurologie, Universitätsklinikum Jena
    Tel.: 03641/9323410
    E-Mail: stefan.isenmann@med.uni-jena.de


    Bilder

    Professor Stefan Isenmann (links) am Mikroskop mit Dr. Christian Schmeer, der an dem Projekt mitgearbeitet hat.
    Professor Stefan Isenmann (links) am Mikroskop mit Dr. Christian Schmeer, der an dem Projekt mitgear ...
    Foto: KMZ/UKJ
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Professor Stefan Isenmann (links) am Mikroskop mit Dr. Christian Schmeer, der an dem Projekt mitgearbeitet hat.


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