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28.04.2006 13:57

Preise der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften für herausragende Nachwuchswissenschaftler

Gisela Lerch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften

    Im Rahmen der Wissenschaftlichen Sitzung zum Leibniztag 2006 der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften werden am 5. Mai 2006 junge Forscherinnen und Forscher für herausragende wissenschaftliche Leistungen mit Preisen und Stipendien der Akademie ausgezeichnet.

    Der Akademiepreis der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
    wird verliehen an Professor Dr. Heino Falcke

    Heino Falcke, Jahrgang 1966, ist Astrophysiker und Radioastronom. Er hat an der Universität zu Köln und der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn Physik studiert, 1994 promoviert und wurde 2000 habilitiert.
    Heino Falckes wissenschaftliche Laufbahn war lange eng mit der RFW-Universität Bonn und dem Max-Planck-Institut für Radioastronomie Bonn (MPIfR) verbunden, wo er heute noch als Gastwissenschaftler tätig ist. Er weilte zwischenzeitlich als Research Associate an der University of Maryland, USA (1995 - 1997). Im Frühjahr 1999 ging er als Visiting Professor an das Department of Astronomy & Steward Observatory der University of Arizona, USA. 2000 wurde er wissenschaftlicher Mitarbeiter am MPIfR, seit 2001 lehrt er als Privatdozent an der Universität Bonn. Im Frühjahr 2003 nahm er eine Lehrstuhlvertretung an der Universität zu Köln wahr, seit 2003 ist er Adjunct Professor für Hochenergie-Astrophysik an der Universität Nijmegen und International Project Scientist des Radioteleskop-Projekts LOFAR am Nationalen Niederländischen Forschungsinstitut für Astronomie (ASTRON) in Dwin-geloo, Niederlande. Er ist Gründer und war von 1996 bis 2003 Editor des Galactic Center Newsletter. Im Jahr 2000 erhielt er den Ludwig-Biermann-Förderpreis der Astronomischen Gesellschaft. In diesem Jahr wurde er von der University of Berkeley, Kalifornien, mit einer Miller-Gastprofessur ausgezeichnet.

    Heino Falcke hat bahnbrechende Leistungen in seinem Fach erbracht. Seine wichtigsten theoretischen Beiträge hat er zur Physik schwarzer Löcher und ihrer Wechselwirkung mit der umgebenden interstellaren Materie vorgelegt. Seine besondere Leistung besteht in der weithin analytischen Erfassung dieser Theorie, die es ermöglicht hat, eine inzwischen Allgemeingut gewordene vereinheitlichte Sicht aller schwarzen Löcher beliebiger Masse und beliebiger Leistungsstufe zu formulieren. Die Vorhersagen seiner Theorie führten ihn und seine Gruppe zur Entdeckung vieler schwarzer Löcher. Über seine theoretischen Arbeiten hinaus hat er sich früh an experimentellen und beobachtenden Arbeiten beteiligt und sie initiiert. 2004 gelang es seiner Gruppe erstmalig in einem speziellen Fall, die Plasmaschicht im Abstand von wenigen Schwarzschild-Radien vom Schwarzen Loch im Zentrum unserer Milchstraße (so dicht war man bislang noch nie herangekommen) mit bildgebender Radiointerferometrie zu entdecken und die Vorhersagen seiner Theorie zu bestätigen. Dadurch erhofft man sich in naher Zukunft Bilder des Ereignishorizonts Schwarzer Löcher machen zu können.

    In den letzten Jahren befaßt sich Falcke mit Themen aus dem neuen Bereich der Astroteilchenphysik. Er untersuchte auf theoretischem Wege Radioblitze, die beim Auftreffen hochenergetischer Teilchen der kosmischen Strahlung auf die Erdatmosphäre zu erwarten sind und machte den Vorschlag, diese mit Niederfrequenz-Radioteleskopen zu beobachten. Aus diesem Vorschlag entstand beim Forschungszentrum Karlsruhe das erfolgreiche Experiment LOPES, in dessen Ergebnis Natur und Herkunft der Teilchen der höchsten Energie studiert und eine der wichtigsten Fragen der Teilchenastrophysik aus einem neuen Blickwinkel angegangen wurden. Die Ergebnisse fließen ein in den Bau des Projekts LOFAR, des größten Radioteleskops der Welt, das derzeit unter Falckes leitender Mitwirkung in Holland aufgebaut wird.

    Heino Falcke hat rund 200 Arbeiten zumeist in den angesehensten Fachjournalen sowie in Science und Nature publiziert. Seine Arbeiten haben großen Einfluß auf die gegenwärtige Entwicklung der Astrophysik sowie der Teilchenastrophysik.

    Zur Zeit arbeitet Heino Falcke hauptsächlich in den Niederlanden, wohnt mit seiner Familie aber noch in Frechen bei Köln. Dort ist er Vorsitzender des CVJM, betreut ehrenamtlich Jugendgruppen und predigt als ordinierter Laie regelmäßig in der Evangelischen Kirche. Aus diesem Grunde liegt ihm der Dialog zwischen Naturwissenschaft und Religion besonders am Herzen.

    Der Akademiepreis ist mit 20.000 € dotiert.



    Den Preis der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
    - gestiftet vom Verlag de Gruyter -
    erhält Professor Dr. Stefanie Reese

    Stefanie Reese, Jahrgang 1965, hat 1984 bis 1990 in Hannover Bauingenieurwesen studiert. Sie war Stipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes und erhielt ein Forschungsstipendium der DFG. 1994 promovierte sie an der damaligen TH Darmstadt zur "Theorie und Numerik des Stabilisationsverhaltens hyperelastischer Festkörper" - die Arbeit wurde mit dem Promotionspreis der Vereinigung der Freunde der TU Darmstadt ausgezeichnet. Sie absolvierte Forschungsaufenthalte an der University of California at Berkeley (USA), der University of Capetown (Südafrika) und an der Universität Rom (Italien). Anfang 2000 wurde sie in Hannover mit einer Arbeit zur "Thermodynamischen Modellierung gummiartiger Polymer-Strukturen" für das Lehrgebiet Mechanik habilitiert.

    Im Jahre 1999 erhielt sie einen Ruf auf eine C3-Professur für Numerische Mechanik und Simulationstechnik an die Ruhr-Universität Bochum. Seit 1. Oktober 2005 ist sie Institutsleiterin an der Universität Braunschweig.

    Stefanie Reese arbeitet auf dem dynamischen Forschungsgebiet 'Computational Mechanics'. Dabei geht es um die Modellierung und Mathematisierung von Fragestellungen der Angewandten Mechanik, die Entwicklung geeigneter Algorithmen sowie deren Implementierung und Anwendung für technisch-wissenschaftliche Fragestellungen. Sie zeichnet sich vor allem dadurch aus, daß sie sehr komplexe theoretische Methoden für praxisrelevante Fragestellungen einsetzt und zu effizienten Lösungen kommt. Sie ist an zahlreichen, vor allem von der DFG geförderten Drittmittelprojekten beteiligt und mißt hier vor allem der Grundlagenforschung große Bedeutung bei. Von Bochum aus gelang ihr in kurzer Zeit der Aufbau tragfähiger Forschungskooperationen mit anwendungsorientierten Bereichen - sie ist gefragte Partnerin für die Kollegen der Produktions-, Konstruktions- und Werkstofftechnik.

    Stefanie Reese hat sich schon in jungen Jahren international einen Namen gemacht. 1999 hat ihr die Akademie der Wissenschaften und Literatur Mainz für ihre herausragenden wissenschaftlichen Leistungen den Walter Kalkhof-Rose Gedächtnispreis verliehen.

    Der Preis ist mit 15.000 € dotiert.



    Den Preis der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
    - gestiftet von der Monika-Kutzner-Stiftung zur Förderung der Krebsforschung -
    erhält PD Dr. Karl Lenhard Rudolph

    Karl Lenhard Rudolph, Jahrgang 1969, hat an der Georg-August-Universität Göttingen Medizin studiert (1990-1995) und promoviert. Gefördert durch ein Postdoc-Stipendium weilte er ab Anfang 1998 für zweieinhalb Jahre zu Forschungsaufenthalten am Albert Einstein College of Medicine in New York und am Dana-Farber Cancer Institute in Boston, USA. Seit September 2000 ist er Assistenzarzt und Arbeitsgruppenleiter an der Medizinischen Hochschule Hannover. Seit Frühjahr 2001 wird er im Rahmen des Emmy-Noether-Programms gefördert. 2003 folgte die Habilitation mit einer Arbeit über "Die Rolle von Telomerverkürzungen während der Alterung, Regeneration und Karzinogenese".

    Karl Lenhard Rudolph hat sich auf seinem Forschungsgebiet der Alterungs-, Regenerations- und Tumorforschung eine in Deutschland wohl unvergleichbar hohe Kompetenz und international anerkannte Reputation erworben.

    Er hat bahnbrechende Arbeiten von medizinischer und wissenschaftlicher Bedeutung vorgelegt. Dazu zählen seine Studien zur Struktur und Funktion von Telomeren und über die Rolle der Dysfunktion der Telomere bei chronischen Erkrankungen. Telomere sind spezifische Nukleoproteinkomplexe, die als eine Art von Schutzkappen an den Enden von Chromosomen fungieren. Er hat erstmals am Tiermodell experimentell nachweisen können, daß Telomere und Telomerase geeignete Zielstrukturen für die Therapie von chronischen Erkrankungen und für die regenerative Medizin darstellen.

    Seine wissenschaftlichen Arbeiten führen zu neuen Einsichten mit wichtigen Implikationen für die regenerative Medizin, für das Verständnis von Prozessen des Alterns, der Entstehung und Reparatur von Organschäden sowie von Mechanismen der Tumorinitiation und -progression, die aus Dysfunktionen von Telomeren resultieren. Er publiziert in den besten internationalen Journalen wie Cell, EMBO, Nature, Nature Genetics und Science. Seine Arbeiten wurden mit hochrangigen Preisen ausgezeichnet, zuletzt 2005 mit dem Preis der GlaxoSmithKline Stiftung für Medizinische Grundlagenforschung.

    Der Preis ist mit 10.000 € dotiert und wird für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Krebsforschung verliehen.

    Den Preis der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
    - gestiftet von der Peregrinus-Stiftung (Rudolf Meimberg) -
    erhält Dr. Robert Rejdak

    Robert Rejdak, Jahrgang 1970, hat an der Universität Lublin, Polen Medizin studiert und am dortigen Institut für Pharmakologie der Medizinischen Akademie promoviert.

    Wissenschaftlich arbeitet Robert Rejdak auf den Gebieten Netzhautdegeneration und Neuroprotektion. Er hat für diese Forschungen internationale Kooperationen gesucht und mit Gruppen in Japan, Kanada, Spanien sowie vor allem in Deutschland (Erlangen und Tübingen) zusammengearbeitet. Er publiziert international sichtbar.

    Seine Arbeiten wurden ausgezeichnet mit dem "Young Investigator's Award" der International Society of Ocular Toxology (2002) und als Mitglied der Lubliner Arbeitsgruppe mit dem 1. Preis des polnischen Gesundheitsministers (2004).

    Robert Rejdak erforscht die Rolle der Kynurenin-Säure an Glutamat-Rezeptoren im Augeninneren. Dem Glutamatsystem wird eine Rolle bei der Krankheitsentstehung zugemessen. Insbesondere findet man erhöhte Glutamatspiegel im Glaskörper bei Glaukomerkrankungen, einer der häufigsten Ursachen von irreversibler Erblindung. Herr Rejdak konnte am Tiermodell zunächst das Vorkommen von Kynurenin-Säure in der Netzhaut und die für deren Synthese notwendigen Aminotransferasen sowie deren Lokalisationen nachweisen. Ansetzend an dem bekannten Befund, daß erhöhte Konzentrationen von N-Methyl-D-Aspartat zum Absterben retinaler Ganglienzellen führen kann, gelang es ihm zu zeigen, daß abhängig von dem durch NMDA induzierten Zelltod die Spiegel von Kynurenin-Säure spezifische Veränderungen aufzeigen. Aus der Gesamtschau heraus zeigt sich, daß die Kynurenin-Säure eine erhebliche Rolle bei ophthalmologischen Erkrankungen spielen kann, woraus sich Möglichkeiten der Diagnostik und vielleicht der Therapie solcher Erkrankungen ergeben können. Dies stellt einen bedeutenden Beitrag zur Pathophysiologie des Auges dar.

    Herr Rejdak gehört damit zu den ganz wenigen Vertretern seines Faches, die sich mit der Pathophysiologie des Auges unter pharmakologischen Aspekten beschäftigen. Weltweit sind in diesem Bereich nicht viele Gruppen tätig. Herrn Rejdaks in jungen Jahren erbrachte Leistung auf diesem Feld ist hoch einzuschätzen.

    Der Preis ist mit 5.100 € dotiert und wird für herausragende Leistungen von Wissenschaftlern aus den ost- oder südosteuropäischen Ländern verliehen.

    Das Akademiestipendium erhält Dr. Cornelia Woll

    Cornelia Woll, geboren 1978, studierte von 1996 bis 2000 an der University of Chicago. Sie schloß 1999 mit dem B.A. in Politikwissenschaft mit einer Arbeit über "Issue Area Asymmetry in the EU" und 2000 mit dem M.A. in Internationalen Beziehungen mit einer Arbeit über "The Importance of Cognitive Framing for European Integration" ab. Anschließend ging sie an das Institut d'Études Politiques de Paris und erhielt 2001 für ihre Forschungsarbeit über "Le Medef et l'Europe: La mobilisation d'un acteur national au niveau européen" das Diplôme d'Études Approfondies (D.E.A.) in Öffentlicher Politik und Politischer Soziologie.

    Seit September 2002 ist Claudia Woll Stipendiatin am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung in Köln. Dort hat sie ihre in englischer Sprache abgefaßte Dissertation fertiggestellt und wurde im November 2004 in einem binationalen Promotionsverfahren vom Institut d'Études Politiques de Paris und der Universität zu Köln promoviert. Die Dissertation, die das Lobbying-Verhalten amerikanischer und europäischer Unternehmen untersucht, wurde mit dem Seymour Martin Lipset Preis der Society for Comparative Research als beste vergleichende Doktorarbeit im Jahr 2005 ausgezeichnet. Für diese Arbeit hat Frau Woll aufwendige Feldforschungen durchgeführt, die sie als Gastwissenschaftlerin an die Johns Hopkins University, die Georgetown University und das Europäische Hochschulinstitut in Florenz führten.

    Das Akademiestipendium nutzt Frau Woll zur Vorbereitung der Veröffentlichung ihrer Doktorarbeit in einem renommierten amerikanischen Universitätsverlag und zum Abschluß weiterer Publikationen zu ihrem Forschungsthema. Sie wird am Centre d'Études européennes, über das sie an Sciences Po angeschlossen ist, den deutsch-französischen Teil ihrer nächsten Forschungsarbeit, die in der Habilitation münden soll, vorbereiten. Bei diesen Forschungen wird sie sich mit dem Bereich der Industriepolitik befassen und einen Vergleich mehrerer Länder auf dem Sektor der staatlichen Wirtschaftsinterventionen durchführen. Da Deutschland und Frankreich ihre Unternehmen oft auf sehr unterschiedliche Art fördern, sollen diese beiden Länder im Mittelpunkt ihrer Untersuchungen und Forschungsinterviews stehen.

    Das Akademiestipendium wird in der Regel für die Dauer eines Jahres gewährt. Die Förderungssumme kann bis zu 30.000 € betragen.

    Weitere Informationen:
    Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
    Leiterin Referat Information und Kommunikation
    Gisela Lerch
    Jägerstraße 22/23
    10117 Berlin
    Tel. 030/20370-657
    Fax: 030/20370-366
    E-mail: glerch@bbaw.de


    Weitere Informationen:

    http://www.bbaw.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
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    Deutsch


     

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