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02.05.2006 15:11

Klaus O. Fleck-Preis an Heidelberger Musikwissenschaftler Timo Sorg

Dr. Michael Schwarz Kommunikation und Marketing
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

    Für seine Magisterarbeit mit dem Titel "Johann Christian Bachs Temistocle - Eine Oper für den Mannheimer Hof"

    Die Industrie- und Handelskammer Rhein-Main zeichnete in diesem Jahr eine Magisterarbeit mit dem Klaus O. Fleck-Preis aus, die am Musikwissenschaftlichen Seminar der Universität Heidelberg (Prof. Dr. Silke Leopold) entstand. Die Arbeit von Timo Sorg mit dem Titel "Johann Christian Bachs Temistocle - Eine Oper für den Mannheimer Hof" befasst sich mit einer Komposition des jüngsten Sohnes Johann Sebastian Bachs.

    Dieser "Paradiesvogel" der Familie Bach war bereit, mit den Traditionen seiner Familie zu brechen, um das werden zu können, was er wollte: Opernkomponist. Er ging nach Italien, konvertierte zum Katholizismus und konzentrierte sein musikalisches Talent auf die Komposition von Opern. Nach Erfolgen in Italien war sein Ruf als Opernkomponist so weit gefestigt, dass er eine Scrittura für das King's Theatre in London erhielt. Auch dort entstanden mehrere Opern, die mit Erfolg gekrönt waren.

    Über Musiker-Kontakte erhielt Johann Christian Bach schließlich den Auftrag, für den Mannheimer Hof und dessen Regenten, den Kurfürsten Carl Theodor, eine Opera seria zu schreiben. Dies mag deshalb überraschen, weil der Stern der Opere serie in den 1770er Jahren schon im Sinken begriffen war, was zum einen mit der Etablierung der Opera buffa und zum anderen mit der einsetzenden Ära der deutschen Oper zusammenhängt. Darüber hinaus war Carl Theodor als Musikliebhaber und Musikförderer neuen Ideen sehr aufgeschlossen. Nicht ohne Grund galt der Mannheimer Hof als ein Zentrum der Reformoper.

    Johann Christian Bach musste also, wenn er Erfolg haben wollte - und welcher Komponist wollte das nicht? - den schmalen Grad zwischen Altem und Neuen meistern. Er durfte sein Publikum nicht mit Althergebrachtem langweilen, aber auch nicht mit zu viel Ungewohntem überfordern. Mit dem Temistocle gelang Johann Christian Bach eine solche Mischung. Schon das Libretto spiegelt dies wieder: die Handlung um den griechischen Feldherrn Temistocle geht zwar auf ein Libretto von Pietro Metastasio, den traditionellen Opere serie-Librettisten par excellence zurück, doch erfährt es durch den Mannheimer Hoflibrettisten Mattia Verazi entscheidende Umarbeitungen, die vor allem am Ende des zweiten und dritten Aktes deutlich werden.

    Die neuen Aktschlüsse eigneten sich nun zur Vertonung so genannter Ensembles, also mehrerer kurzer musikalischer Nummern, die in Personal, Tempo, Takt und Tonart variieren und sich zu einem Höhepunkt steigern. Gerade sehr in Mode, traf Johann Christian Bach damit den Geschmack der Zeit. Ein anderes Beispiel, das ebenfalls die Verbindung von Altem und Neuen zeigt, sind die Arien. Hier stehen traditionelle Da-capo-Formen (A-B-A) und eine Vielzahl neuerer Formen nebeneinander.

    Darüber hinaus geht Bach durch den Einsatz von Soloinstrumenten in den Arien noch auf eine Mannheimer Eigenart, ja fast eine gewisse Mannheimer Tradition ein, die durch zahlreiche berühmte Bläservirtuosen, wie z.B. den Flötisten Johann Baptist Wendling, entstanden war und zum Ansehen der Hofkapelle maßgeblich beitrugen.

    Johann Christian Bach beweist mit seinem Temistocle, dass er in der Lage war, in Mannheim den durchaus hohen, vielleicht den höchsten Ansprüchen an ein Werk in ganz Europa nicht nur gerecht zu werden, sondern aus alten und neuen Elementen ein stimmiges Gesamtwerk zu schaffen, das "nach dem Urtheil der Kenner vortrefflich" gefiel.

    Rückfragen bitte an:
    Timo Sorg
    Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
    Zentrum für Europäische Geschichts- und Kulturwissenschaften (ZEGK)
    Musikwissenschaftliches Seminar
    Augustinergasse 7 , 69117 Heidelberg
    Tel. 06221 542893, Fax 542787
    Timo.Sorg@zegk.uni-heidelberg.de

    Dr. Michael Schwarz
    Pressesprecher der Universität Heidelberg
    Tel. 06221 542310, Fax 542317
    michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de
    http://www.uni-heidelberg.de/presse


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Kunst / Design, Musik / Theater
    überregional
    Personalia, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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