Ausbau der geothermischen Energie zur Stromerzeugung am GFZ-Geothermielabor Groß
Schönebeck
Stromerzeugung aus Erdwärme
Auftakt zum zweiten Bohrloch am Geothermielabor Groß Schönebeck
Potsdam, 04.05.06 - Mit einer Auftaktveranstaltung am heutigen Tag
beginnt der aktive Bohrbetrieb für das zweite Bohrloch am
Geothermielabor Groß Schönebeck des GeoForschungsZentrums Potsdam (GFZ).
Bis in 4300 Meter Tiefe, so tief wie das erste Bohrloch, soll der
Bohrmeißel dringen. Ziel dieser zweiten Bohrung ist die Herstellung
eines geschlossenen Wasserkreislaufs, aus dem die Wärmeenergie für ein
geothermisches Kraftwerk bezogen werden kann. Das aus der Förderbohrung
zur Oberfläche gepumpte Tiefenwasser wird nach seiner thermischen
Nutzung wieder in die Lagerstätte zurückgeführt. Die jetzt begonnene
zweite Bohrung soll als Förderbohrung, die bereits vorhandene Bohrung
als Injektionsbohrloch für die Rückführung des Wassers dienen.
Um dabei zu verhindern, dass das in die Erde zurückgepumpte abgekühlte
Wasser sich mit dem heißen Tiefenwasser der Förderbohrung vermischt,
wird die jetzt begonnene Förderbohrung in der Tiefe abgelenkt. Dadurch
wird die Länge dieses Bohrlochs 4500 Meter betragen. Der positive
Nebeneffekt ist, dass zugleich neue Zuflussflächen in der Tiefe
erschlossen werden. Zudem kann man den selben Bohrplatz wie bei der
ersten Bohrung nutzen.
Das Bundesumweltministerium unterstützt dieses Projekt zur Entwicklung
alternativer und umweltfreundlicher Energie mit 10,1 Mio. Euro. Das Land
Brandenburg hat über das Wirtschaftsministerium eine weitere Million
Euro zugesagt. Auch der Energiekonzern Vattenfall Europe unterstützt das
Experiment und wird, wenn die Bohrung erfolgreich verläuft, das geplante
Nachhaltigkeitsexperiment finanzieren.
Dabei ist vorgesehen, innovative Methoden zur schonenden und
nachhaltigen Nutzung des Heisswasser-Reservoirs und zum gerichteten
Bohren einzusetzen und weiterzuentwickeln. ?Der ideale Verlauf der
jetzigen zweiten Bohrung wurde auf Basis thermisch-hydraulischer
Modellierungen am GFZ Potsdam abgeschätzt,? erläutert Professor Rolf
Emmermann, Vorstandsvorsitzender des GeoForschungsZentrums. ?Mit Hilfe
solcher Modellierungen lassen sich Aussagen über die Produktivität, das
thermische Verhalten des Heißwasser-Reservoirs und Nachhaltigkeit seiner
Nutzung ableiten.? Auch soll der unterirdische Wärmespeicher bereits
beim Niederbringen der neuen Bohrung durch gezielt ausgerichtetes und
besonders schonendes Bohren mittels verträglicher Kühl- und
Spülverfahren für die spätere Langzeitnutzung optimal vorbereitet werden.
In-situ-Geothermielabor in der märkischen Heide
Das Forschungsprojekt In-situ-Geothermielabor Groß Schönebeck hatte von
Anfang an das Ziel, Erdwärmevorkommen auch in Deutschland für die
Stromerzeugung nutzbar zu machen. Bereits im Winter 2000 hat das GFZ
Potsdam mit dem ersten, ebenfalls 4300 Meter tiefen Bohrloch die
Arbeiten zur Technologieentwicklung für ein Geothermiekraftwerk
begonnen. Seitdem wurden dort neue Verfahren für eine effektivere
Erschließung geothermischer Ressourcen erfolgreich entwickelt und
getestet. Die Geothermieforschung am GFZ Potsdam ist eingebettet in
vielfache internationale Kooperationen und hat sich zu einer
Schaltstelle der europäischen Erforschung der Erdwärme entwickelt. "Das
GeoForschungsZentrum Potsdam untersucht das Potenzial der Geothermie
bereits seit fast einem Jahrzehnt. Wissenschaftlich und ökonomisch
gesehen ist die vorgesehene Stromerzeugung aus Geothermie unter hiesigen
geologischen Bedingungen Neuland. Erdwärme ist nicht nur
umweltfreundlich, sondern bietet sich auch als nachhaltige und
grundlasttaugliche Option für die zukünftige Energieversorgung an."
Geologie und nachhaltige Energieversorgung
Die Umweltverträglichkeit ist eines der schlagenden Argumente für die
Nutzung der Geothermie. In Groß Schönebeck wurde daher ohne Probleme die
Erlaubnis erteilt, mitten im Biosphärenreservat erneut eine Bohrung
durchzuführen.
Zur wirtschaftlichen Nutzung der Erdwärme müssen in der Tiefe neben
einer genügend hohen Temperatur auch ausreichende Mengen an Wasser
vorhanden sein. Wenn das Gestein zu wenig Poren und Klüfte aufweist, in
denen das heiße Tiefenwasser zirkulieren kann, kann man den Wasserfluss
durch Stimulation erhöhen. Auch dazu wurden an der Forschungsbohrung
Groß Schönebeck neue Verfahren entwickelt. Ernst Huenges, Sektionsleiter
Geothermie am GFZ Potsdam, meint dazu: "Wir haben gezeigt, dass die
Produktivität von Geothermielagerstätten gezielt gesteigert werden kann.
Die hier erprobte Stimulationstechnologie ist weltweit auf Gebiete
ähnlicher geologischer Struktur übertragbar. Das Projekt hat damit
Pilotcharakter für die geothermische Stromerzeugung." Allein das
Norddeutsche Becken ist eine geologische Struktur, die sich von Polen
bis in die Niederlande erstreckt.
Der größte Vorteil geothermischer Kraftwerke ist die Grundlastfähigkeit.
Geothermische Energie steht, im Gegensatz zu Solar- und Windenergie, 24
Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr bedarfsorientiert zur Verfügung. Sie
kann damit maßgeblich zum Ausbauziel der Erneuerbaren Energien bis 2010
und zu einer nachhaltigen Energieversorgung beitragen.
ENDE DER MITTEILUNG
635 Worte incl. Titeln
Abbildungen in druckfähiger Auflösung finden sich unter:
http://www.gfz-potsdam.de/news/foto/Geothermielabor/
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Franz Ossing
GFZ GeoForschungsZentrum Potsdam
-Public Relations-
Telegrafenberg
D-14473 Potsdam
Tel. ++49 (0)331 - 288 1040
Fax ++49 (0)331 - 288 1044
e-mail: ossing@gfz-potsdam.de
http://www.gfz-potsdam.de/news/foto/Geothermielabor/
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Geowissenschaften, Maschinenbau, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie, Wirtschaft
überregional
Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
Deutsch
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