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04.05.2006 16:40

Stromerzeugung aus Erdwärme

Dipl.Met. Franz Ossing Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
GeoForschungsZentrum Potsdam

    Ausbau der geothermischen Energie zur Stromerzeugung am GFZ-Geothermielabor Groß
    Schönebeck

    Stromerzeugung aus Erdwärme
    Auftakt zum zweiten Bohrloch am Geothermielabor Groß Schönebeck

    Potsdam, 04.05.06 - Mit einer Auftaktveranstaltung am heutigen Tag
    beginnt der aktive Bohrbetrieb für das zweite Bohrloch am
    Geothermielabor Groß Schönebeck des GeoForschungsZentrums Potsdam (GFZ).
    Bis in 4300 Meter Tiefe, so tief wie das erste Bohrloch, soll der
    Bohrmeißel dringen. Ziel dieser zweiten Bohrung ist die Herstellung
    eines geschlossenen Wasserkreislaufs, aus dem die Wärmeenergie für ein
    geothermisches Kraftwerk bezogen werden kann. Das aus der Förderbohrung
    zur Oberfläche gepumpte Tiefenwasser wird nach seiner thermischen
    Nutzung wieder in die Lagerstätte zurückgeführt. Die jetzt begonnene
    zweite Bohrung soll als Förderbohrung, die bereits vorhandene Bohrung
    als Injektionsbohrloch für die Rückführung des Wassers dienen.
    Um dabei zu verhindern, dass das in die Erde zurückgepumpte abgekühlte
    Wasser sich mit dem heißen Tiefenwasser der Förderbohrung vermischt,
    wird die jetzt begonnene Förderbohrung in der Tiefe abgelenkt. Dadurch
    wird die Länge dieses Bohrlochs 4500 Meter betragen. Der positive
    Nebeneffekt ist, dass zugleich neue Zuflussflächen in der Tiefe
    erschlossen werden. Zudem kann man den selben Bohrplatz wie bei der
    ersten Bohrung nutzen.
    Das Bundesumweltministerium unterstützt dieses Projekt zur Entwicklung
    alternativer und umweltfreundlicher Energie mit 10,1 Mio. Euro. Das Land
    Brandenburg hat über das Wirtschaftsministerium eine weitere Million
    Euro zugesagt. Auch der Energiekonzern Vattenfall Europe unterstützt das
    Experiment und wird, wenn die Bohrung erfolgreich verläuft, das geplante
    Nachhaltigkeitsexperiment finanzieren.
    Dabei ist vorgesehen, innovative Methoden zur schonenden und
    nachhaltigen Nutzung des Heisswasser-Reservoirs und zum gerichteten
    Bohren einzusetzen und weiterzuentwickeln. ?Der ideale Verlauf der
    jetzigen zweiten Bohrung wurde auf Basis thermisch-hydraulischer
    Modellierungen am GFZ Potsdam abgeschätzt,? erläutert Professor Rolf
    Emmermann, Vorstandsvorsitzender des GeoForschungsZentrums. ?Mit Hilfe
    solcher Modellierungen lassen sich Aussagen über die Produktivität, das
    thermische Verhalten des Heißwasser-Reservoirs und Nachhaltigkeit seiner
    Nutzung ableiten.? Auch soll der unterirdische Wärmespeicher bereits
    beim Niederbringen der neuen Bohrung durch gezielt ausgerichtetes und
    besonders schonendes Bohren mittels verträglicher Kühl- und
    Spülverfahren für die spätere Langzeitnutzung optimal vorbereitet werden.

    In-situ-Geothermielabor in der märkischen Heide
    Das Forschungsprojekt In-situ-Geothermielabor Groß Schönebeck hatte von
    Anfang an das Ziel, Erdwärmevorkommen auch in Deutschland für die
    Stromerzeugung nutzbar zu machen. Bereits im Winter 2000 hat das GFZ
    Potsdam mit dem ersten, ebenfalls 4300 Meter tiefen Bohrloch die
    Arbeiten zur Technologieentwicklung für ein Geothermiekraftwerk
    begonnen. Seitdem wurden dort neue Verfahren für eine effektivere
    Erschließung geothermischer Ressourcen erfolgreich entwickelt und
    getestet. Die Geothermieforschung am GFZ Potsdam ist eingebettet in
    vielfache internationale Kooperationen und hat sich zu einer
    Schaltstelle der europäischen Erforschung der Erdwärme entwickelt. "Das
    GeoForschungsZentrum Potsdam untersucht das Potenzial der Geothermie
    bereits seit fast einem Jahrzehnt. Wissenschaftlich und ökonomisch
    gesehen ist die vorgesehene Stromerzeugung aus Geothermie unter hiesigen
    geologischen Bedingungen Neuland. Erdwärme ist nicht nur
    umweltfreundlich, sondern bietet sich auch als nachhaltige und
    grundlasttaugliche Option für die zukünftige Energieversorgung an."

    Geologie und nachhaltige Energieversorgung
    Die Umweltverträglichkeit ist eines der schlagenden Argumente für die
    Nutzung der Geothermie. In Groß Schönebeck wurde daher ohne Probleme die
    Erlaubnis erteilt, mitten im Biosphärenreservat erneut eine Bohrung
    durchzuführen.
    Zur wirtschaftlichen Nutzung der Erdwärme müssen in der Tiefe neben
    einer genügend hohen Temperatur auch ausreichende Mengen an Wasser
    vorhanden sein. Wenn das Gestein zu wenig Poren und Klüfte aufweist, in
    denen das heiße Tiefenwasser zirkulieren kann, kann man den Wasserfluss
    durch Stimulation erhöhen. Auch dazu wurden an der Forschungsbohrung
    Groß Schönebeck neue Verfahren entwickelt. Ernst Huenges, Sektionsleiter
    Geothermie am GFZ Potsdam, meint dazu: "Wir haben gezeigt, dass die
    Produktivität von Geothermielagerstätten gezielt gesteigert werden kann.
    Die hier erprobte Stimulationstechnologie ist weltweit auf Gebiete
    ähnlicher geologischer Struktur übertragbar. Das Projekt hat damit
    Pilotcharakter für die geothermische Stromerzeugung." Allein das
    Norddeutsche Becken ist eine geologische Struktur, die sich von Polen
    bis in die Niederlande erstreckt.
    Der größte Vorteil geothermischer Kraftwerke ist die Grundlastfähigkeit.
    Geothermische Energie steht, im Gegensatz zu Solar- und Windenergie, 24
    Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr bedarfsorientiert zur Verfügung. Sie
    kann damit maßgeblich zum Ausbauziel der Erneuerbaren Energien bis 2010
    und zu einer nachhaltigen Energieversorgung beitragen.

    ENDE DER MITTEILUNG
    635 Worte incl. Titeln

    Abbildungen in druckfähiger Auflösung finden sich unter:
    http://www.gfz-potsdam.de/news/foto/Geothermielabor/

    --
    .......................................................
    Franz Ossing
    GFZ GeoForschungsZentrum Potsdam
    -Public Relations-
    Telegrafenberg
    D-14473 Potsdam
    Tel. ++49 (0)331 - 288 1040
    Fax ++49 (0)331 - 288 1044
    e-mail: ossing@gfz-potsdam.de


    Weitere Informationen:

    http://www.gfz-potsdam.de/news/foto/Geothermielabor/


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Geowissenschaften, Maschinenbau, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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