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08.05.2006 15:35

Erstmals russische Übersetzung der "Summa theologiae" Thomas von Aquins

Dipl.-Journ. Constantin Schulte Strathaus Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt

    Erstmals in russische Sprache übersetzt ist vor wenigen Tagen in Moskau der erste Band der Theologischen Summe ("Summa theologiae") Thomas von Aquins erschienen, den das Zentralinstitut für Mittel- und Osteuropäische Zeitgeschichte (ZIMOS) der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt herausgibt. Das Werk umfasst 814 Seiten und enthält - neben dem lateinischen Text und einem ausführlichen Kommentar - die russische Fassung der ersten 64 quaestiones ("Fragen") der Summa. Ein zweiter Band, der die weiteren 55 Fragen der prima pars - des ersten Teils der Summa theologiae - enthält, wird in wenigen Wochen erscheinen.

    Da die erste Begegnung russischer Denker mit der abendländischen Philosophie im 18. Jahrhundert stattfand, war die Summa theologiae - wie fast alle Texte des lateinischen Mittelalters - in Russland bislang weitgehend unbekannt und jedenfalls ohne jeden Einfluss geblieben. Abgesehen von einigen Bruchstücken ist sie nie ins Russische übersetzt worden. "Im Gegensatz zu Russland war die theologische und philosophische Fachsprache aller Länder westlich von Weißrussland und der Ukraine von der mittelalterlichen lateinischen Terminologie mitgeprägt worden. Es gibt beispielsweise einigermaßen zuverlässige polnische und tschechische Übersetzungen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die russische Übersetzung hingegen musste durch einen ausführlichen Kommentar ergänzt werden, um auch bislang unübliche Begriffe zu erläutern", erklärt ZIMOS-Direktor Prof. Dr. Nikolaus Lobkowicz.
    Das Projekt wird von der italienischen Stiftung Cassamarca gefördert. Der russische Verleger Savin beabsichtigt, den erwähnten ersten Band innerhalb der nächsten Wochen in Moskau in einer größeren Pressekonferenz vorzustellen, an der auch die beiden Herausgeber, Professor Lobkowicz und der Chefübersetzer Dr. Alexej Appolonov, teilnehmen sollen.

    Die im 13. Jahrhundert geschriebene und in vier Teile gegliederte Theologische Summe Thomas von Aquins wird nicht nur von Theologen, sondern auch im Fach Philosophie als ein einsamer Gipfel des mittelalterlichen Denkens angesehen. Ihre Bedeutung für die Geschichte der abendländischen Theologie und Philosophie ist kaum zu überschätzen. Bis tief ins 17. Jahrhundert hinein galt sie an fast allen Universitäten der Welt als das wichtigste philosophische Lehrbuch, vor allem deshalb, weil sie eine christliche Version der Philosophie des Aristoteles enthält, Thomas dabei aber auch Gedankenführungen von Neuplatonikern und der Stoiker aufgriff. Für Dozenten und Studenten der katholischen Theologie ist sie neben der Heiligen Schrift bis heute einer der wichtigsten Grundlagentexte. Noch der Kanon des katholischen Kirchenrechts in der von Johannes Paul II. 1983 verabschiedeten Fassung hält fest, die Heilsgeheimnisse der dogmatischen Theologie sollten "vor allem unter Anleitung des hl. Thomas als Lehrer" gelehrt und studiert werden.


    Weitere Informationen:

    http://www.ku-eichstaett.de/Forschungseinr/ZIMOS


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Religion, Sprache / Literatur
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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