Jena. (17.11.99) Beim Flirten sind Teenager in Ost und West gleichauf: Durchschnittlich im Alter von knapp 15 Jahren unternehmen Jugendliche im vereinigten Deutschland die ersten romantischen Kontakte mit dem anderen Geschlecht, die erste feste Freundschaft erleben sie mit etwas über 16 Jahren, und ungefähr ein halbes Jahr später mündet üblicherweise die Theorie in sexuelle Praxis. Das haben die Entwicklungspsychologen Prof. Dr. Rainer K. Silbereisen und Dipl.-Psych. Margit Wiesner von der Universität Jena herausgefunden.
Für ihre Studie haben sie 1991 und 1996 in zwei Intervallen 2.700 Heranwachsende aus Ost- und Westdeutschland im Alter zwischen 13 und 19 Jahren befragt. "Das Ergebnis dieser Studie kam für uns keineswegs unerwartet", berichtet Silbereisen, "interessant wird's eigentlich erst, wenn man es vor dem Kontext unserer Transformationsforschung betrachtet." In anderen Projekten haben Silbereisen und sein Jenaer Team nämlich herausgefunden, dass die Zeitpunkte erster institutioneller Bindungen, also Eheschließung und Familiengründung, in Ost und West sehr wohl differierten und sich nur allmählich angeglichen haben.
"In der DDR hatten Heranwachsende weitaus weniger Zeit, jung zu sein", erläutert der Psychologe. Mit 14 Jahren entwickelten sie erste klare Berufsvorstellungen, um die 20 oder schon früher waren viele bereits beruflich arriviert und konnten sich folgerichtig Ehe und Familie leisten. In Westdeutschland hingegen dauerte dieser "Nestflüchter"-Prozess durchschnittlich zwei Jahre länger.
"Die biologische Uhr des Heranreifens zum Erwachsensein tickt aber bei allen Jugendlichen gleich schnell", erklärt Silbereisen, "darauf haben gesellschaftliche Systeme und Umbrüche überhaupt keinen Einfluss." Schließlich mache es für die Liebe überhaupt keinen Unterschied, ob man bei Ferienfreizeiten mit den jungen Pionieren oder dem CVJM am Lagerfeuer sitze und einander sehnsüchtige Blicke zuwerfe. Entscheidend sei allein die hinreichende Gelegenheit, mit Gleichaltrigen in Kontakt zu kommen und sozialromantische Freizeitaktivitäten zu pflegen.
Lediglich zwischen den Geschlechtern bestehen Differenzen: Mädchen sind gleichaltrigen Jungen während der Pubertät psychisch ein Jahr oder mehr voraus. "Aber das", so Silbereisen, "holen die Jungs später, um die 20, wieder auf."
Ansprechpartner:
Prof. Dr. Rainer K. Silbereisen
Institut für Psychologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Tel.: 03641/945200, Fax: 945202
E-Mail: sii@rz.uni-jena.de
Friedrich-Schiller-Universität
Referat Öffentlichkeitsarbeit
Dr. Wolfgang Hirsch,
Robert Scheube, M. A.
Fürstengraben 1
07743 Jena
Tel.: 03641/931031
Fax: 03641/931032
e-mail: h7wohi@sokrates.verwaltung.uni-jena.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Psychologie
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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