Philosophische Antworten auf Krisenerfahrungen gibt ab morgen eine Konferenz in Jena
Jena (18.11.99) Zeitenwenden haben die Menschen schon immer bewegt; beim kommenden Milleniumswechsel wird dies ebenso sichtbar wie vor 100 Jahren. Mit der "Angst vor der Moderne" beschäftigt sich vom 19. bis 21. November eine Konferenz am Institut für Philosophie der Friedrich-Schiller-Universität, die "philosophische Antworten auf Krisenerfahrungen" geben will. Dabei steht "Der Mikrokosmos Jena um 1900" im Mittelpunkt der öffentlichen Vortragsveranstaltung, die im Hörsaal 1 des Instituts in der Zwätzengasse 12 stattfindet.
"Jena um 1900 ist exemplarisch auch für unser zu Ende gehendes Jahrhundert", erläutert der Jenaer Philosoph Prof. Dr. Gottfried Gabriel, der die Konferenz gemeinsam mit seinem Kollegen Prof. Dr. Klaus-M. Kodalle leitet. An der thüringischen Stadt lassen sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts "jene allgemeinen philosophischen und kulturellen Entwicklungen freilegen und untersuchen, die das geistige Makroklima in Deutschland bestimmt haben", versichert Kodalle. In Jena lebten und lehrten Geistesgrößen aller Disziplinen. Daraus stachen der Philosoph Rudolf Eucken und der Zoologe Ernst Haeckel besonders hervor, da sie breitenwirksame Schulen etablierten. Der Eucken-Bund vertrat die aktivistische Lebensphilosophie des Nobelpreisträgers, während Haeckel auf Grundlage von Darwins Lehren den Monistenbund gründete.
Obwohl diese beiden konträren Bünde zur Verwunderung vieler friedlich koexistierten, führte die politische Entwicklung geradewegs in die Katastrophe des Nationalsozialismus. "Jena steht für alle Irrungen und Wirrungen dieses Jahrhunderts, aber auch für Neuanfänge, die bis heute Bestand haben", stellt Prof. Gabriel klar. So wird die Tagung auch der "Aufarbeitung" der komplexen Stadt- und Universitätsgeschichte dienen.
Der Zusammenhang von Wissenschaft, Philosophie und Weltanschauung mit all seinen Wechselbeziehungen läßt sich an der Jenaer Konstellation aufzeigen, sind sich die Veranstalter sicher. "Das Spektrum möglicher Gefährdung, in der man sich befindet, wird deutlicher", erhofft sich Gabriel von der Konferenz. Der Jenaer Logiker ist auch davon überzeugt, dass sich die Erfahrungen von 1900 im exemplarischen Sinn für die Gegenwart verwerten lassen. "Wir sehen, wie Ideale scheitern konnten", so Gabriel, "und können aus diesen Krisenerfahrungen hoffentlich etwas lernen".
Ansprechpartner:
Prof. Dr. Gottfried Gabriel
Prof. Dr. Klaus-M. Kodalle
Institut für Philosophie der Universität Jena
Zwätzengasse 9
07743 Jena
Tel.: 03641/944100
Fax: 03641/944122
E-Mail: edith.lindig@uni-jena.de
Friedrich-Schiller-Universität
Referat Öffentlichkeitsarbeit
Axel Burchardt M. A.
Fürstengraben 1
07743 Jena
Tel.: 03641/931041
Fax: 03641/931042
E-Mail: hab@sokrates.verwaltung.uni-jena.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Religion, Sprache / Literatur, Wirtschaft
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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