idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
19.11.1999 11:12

Landesausstellung "Jahrhundertwenden 1000-2000": Universität Karlsruhe mit drei zukunftsweisenden

Dr. Elisabeth Zuber-Knost Presse und Kommunikation
Universität Karlsruhe (TH) - Forschungsuniversität.gegründet 1825

    Universität Karlsruhe beteiligt an Landesausstellung

    Nr. 90 / 19. November 1999

    Landesausstellung "Jahrhundertwenden 1000 - 2000":

    Universität Karlsruhe mit drei
    zukunftsweisenden Forschungsbeiträgen beteiligt

    Mit drei zukunftsweisenden Beiträgen beteiligt sich die Universität Karlsruhe an der Landesausstellung "Jahrhundertwenden 1000 - 2000. Rückblicke in die Zukunft", die das Badische Landesmuseum aus Anlass der Jahrtausendwende vom 11. Dezember 1999 bis 7. Mai 2000 im Karlsruher Schloss präsentiert.

    "Neuronale Netze komponieren" heißt der Beitrag des Instituts für Logik, Komplexität und Deduktionssysteme (Prof. Dr. phil. nat. Wolfram Menzel, Dipl.-Inform. Dominik Hörnel, Dipl.-Math. Karin Höthker). Künstliche neuronale Netze verdanken ihren Namen den Nervennetzen von Lebewesen. Die Informatik gebraucht diese Werkzeuge, um Aufgaben ein wenig lebendiger zu lösen als in der klassischen Vorgehensweise mathematischer Modellbildung. Wenn für ein Stück Wirklichkeit ein solches Modell nicht habhaft oder zu kompliziert ist, kann oft auch direkt aus empirischen Daten der Lösungsweg gebahnt werden. Man nennt das Lernen, ein wenig tollkühn vielleicht, aber doch nicht ganz zu unrecht.

    Der angehende Organist braucht ein bis zwei Jahre, um zu lernen, eine einstimmig vorgelegte Melodie direkt im vierstimmigen Satz zu spielen. Harmonet, das hier ausgestellte Team aus neuronalen Netzen, hat nach entsprechender Vorbereitung sehr rasch diese Fähigkeit erlangt: allein aus vorgelegten Beispielen von Johann Sebastian Bach, also ohne dass Harmonisierungsregeln des Meisters erkundet oder verwendet worden wären. Der Besucher der Ausstellung ist eingeladen, den Lernvorgang nachzuvollziehen.

    Die Gruppe an der Universität Karlsruhe, die Harmonet entwickelte, hat an einer Vielfalt realer Aufgaben die methodische Stärke der neuronalen Netze ausweisen können: Verbrennungsregelung in Motoren, Bahnsteuerung von Robotern, Stabbalancieren, Pläne zur optimalen Maschinenbelegung und Arbeitsteilung, simulierte Fußballmannschaft (Robocup), Prognosen von Börsendaten, Prognose von Absatzzahlen, in der Musik auch das Variieren und Fortführen von Melodien. Neuronale Netze sind ein Schritt auf dem Wege, den Rechner in erfinderisches Problemlösen, wie es Menschen vertraut ist, einzubeziehen.

    "Lebensläufe - Zivilisation - Kulturelles Erbe" ist der Name von drei Videosequenzen, die das Studienzentrum Multimedia der Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften (Prof. Dr. Bernd Thum, Dipl.-Kunst. Ulrich Höhne) zeigt.

    "Lebensläufe" stellt zur Diskussion, in welchen Szenarien sich das Leben der Menschen heute entfaltet. Wird es aufgrund der unübersichtlichen Prozesse von Modernisierung, Internationalisierung, Pluralisierung und Differenzierung in Zukunft nur noch das Patchwork, den Flickenteppich, als Bild für Lebensläufe geben? Wird ein Leben nicht mehr als zusammenhängende Lebens-Geschichte zu erzählen sein? Das Video macht auf den Gegensatz zu geschichtlichen Mustern aufmerksam, die die Erwartungen teilweise auch heute noch prägen. Es zeigt in Kontrasten, welche Möglichkeiten die Menschen hatten und welche ihnen vorgegeben waren, sich mit ihren Lebensläufen in die gesellschaftliche Welt einzuordnen. Zwischen den beiden Polen gesellschaftliche Struktur und individuelles Handeln lag und liegt der Raum der Lebensgestaltung. Wird er noch genutzt?

    "Zivilisation" ermutigt, über Vergangenheit und Zukunft der Zivilisation nachzudenken. Zivilisation befand und befindet sich stets im Wandel. Immer aber war und ist sie ein System von Normen und Regeln, die das friedliche Zusammenleben der Menschen ermöglichen. Zivilisation wird stets in Epochen tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandels zum Thema. Meist geht es um die Ordnung des Zusammenlebens von Menschen unterschiedlicher Herkunft mit zunächst unterschiedlichen Lebensformen. Im Video werden mit Blick auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft Schnitte durch verschiedene Epochen gelegt: vom Hochmittelalter über die Frühe Neuzeit, das Zeitalter von Revolution und Restauration, die Epoche der Industrialisierung bis zur Gegenwart des globalen Informationszeitalters und der Weltinnenpolitik. Dabei weitet sich der Blick auch auf Kulturen außerhalb der europäisch-nordamerikanisch geprägten Welt. Hat die Zivilisation eine Zukunft?

    "Kulturelles Erbe" thematisiert die Vorstellung vom novus mundus, von der gänzlich neuen Welt, die die Geschichte älterer Kulturen gelegentlich beinhaltet. Kann man an der Schwelle ins dritte Jahrtausend etwa alles vergessen, was bisher Orientierung gab? Ist alles so anders, dass die Beschäftigung mit Vergangenheit und Geschichte nunmehr Archiv-Arbeit ist? Das Video fragt, ob unsere heutige europäisch geprägte Kultur nicht vielmehr als ein kulturelles Erbe verstanden werden kann, mit Wurzeln bis in die Antike und in das Mittelalter. Es soll aber auch die Frage aufgeworfen werden, ob unser kollektives Gedächtnis und traditionelles Bild von der Geschichte heute noch ausreicht, Ereignissen und Strukturen weltweiter Internationalisierung einen historischen Rahmen und damit eine geschichtliche Deutung zu geben.

    "Der NetzentwurfTM" hat das Institut für Industrielle Bauproduktion (Prof. Dr. Sc. Tech. Nikolaus Kohler, M.Arch. Dipl.-Ing. Jörg Rügemer, Dipl.-Ing. Peter Russell, Dipl.-Ing. Volker Koch) seinen Beitrag genannt. Das Institut befasst sich mit technologischen Innovationen im Baubereich, die zu neuen Paradigmen führen, und mit dem gezielten Einsatz der Informationstechnologien in der Architektur. Ziel dieser Anwendungen ist die Verbesserung der Zusammenarbeit verschiedener, räumlich getrennter Teams von Architekten und Ingenieuren. Die integralen rechnergestützten Planungsmethoden werden im Berufsbild der Architekten in Zukunft einen sehr hohen Stellenwert einnehmen. Informationsrecherche, Sichtung und Aufbereitung von Suchergebnissen werden durch ständige Erweiterung des verfügbaren Wissens zu immer wichtigeren Tätigkeiten. Deshalb wird die Informationsgewinnung im Sinne eines learning-on-demand-Prozesses trainiert, um die Studierenden auf einen lebenslangen Lernprozess vorzubereiten.

    "Der NetzentwurfTM" benutzt vorhandene Technologien, um eine Planungsplattform zu schaffen, die eine intensive Kommunikation zwischen den Teilnehmern ermöglicht. Dazu gehören das Internet, E-Mail, Diskussionsgruppen, strukturierte Datenbanken etc. Im Rahmen eines formal oder thematisch unkonventionellen Entwurfsthemas fordern diese Werkzeuge von den Teilnehmern, sich der Entwurfsproblematik mit nicht-traditionellen Methoden zu stellen. Dabei sind ausschließlich Internet-basierte Präsentationsmethoden erlaubt, um einen globalen Zugang zu den Arbeiten zu ermöglichen.

    -Sibylle Hofmeyer-



    Diese Presseinformation ist im Internet unter folgender Adresse abrufbar:
    http://www.uni-karlsruhe.de/~presse/Pressestelle/pi090.html


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-karlsruhe.de/~presse/Pressestelle/pi090.html


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Bauwesen / Architektur, Informationstechnik, Kunst / Design, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Musik / Theater, Sprache / Literatur
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).