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19.11.1999 11:34

Weltweit einzigartige virtuelle Hochschullabors werden mit einer Million Mark realisiert

Dipl.-Journ. Tove Simpfendörfer Pressestelle
Hochschule Ravensburg-Weingarten

    Die Fachhochschule Ravensburg-Weingarten entwickelt mit fünf internationalen Hochschulen neue Methoden des Fernunterrichts. Eingerichtet werden sechs virtuelle Mechatroniklabors, in denen Studierende von Weingarten sowie der Universitäten von Helsinki, Madrid, Ohio, Utah und Colorado exerimentieren können.

    Mit einer Million Mark wird ein weltweit einzigartiges Hochschulprojekt realisiert, zu dem sich unter Federführung der Fachhochschule Ravensburg-Weingarten sechs europäische und US-amerikanische Hochschulen zusammengefunden haben. In der Projektsumme sind 250.000 Mark Fördermittel der Europäischen Union und 250.000 Mark der US-Regierung enthalten. Entstehen sollen in den nächsten drei Jahren sechs virtuelle Mechatronik-Labors, in denen Studierende unabhängig vom Studienort Experimente machen können.

    "Laboratorien sind wichtiger Bestandteil der Ingenieurausbildung", erläutern die Professoren Dr. Klaus Schilling und Dr. Hubert Roth, die Initiatoren des Projekts, "aber im Internet gibt es bisher nur Vorlesungen." Mit den virtuellen Labors betreten die sechs beteiligten Hochschulen also Neuland. Dieser Ansatz im Ausbildungsbereich überzeugte auch die EU-/US-Auswahl-kommission, die in harter europaweiter Konkurrenz dieses Vorhaben auswählte.

    Das Projekt, das jetzt mit einer Tagung in Weingarten gestartet wurde, nennt sich abgekürzt auf Englisch: "IECAT". Die Buchstaben stehen für "Innovative Ausbildungskonzepte für Telematik-Systeme". Telematik bedeutet, daß die Labors übers Internet angesteuert werden können, und zwar von jeder der sechs Partnerhochschulen aus: Neben der FH in Weingarten beteiligen sich die Helsinki Technologieuniversität, die Universität Carlos III in Madrid sowie auf der anderen Seite des Atlantik die Ohio University, die Utah State University sowie die University of Colorado.

    Das Projekt soll neue Formen der Lehre auf den Weg bringen. 1500 Studierende der Fachrichtungen Mechatronik und Raumfahrttechnik können sich daran beteiligen und erwerben Fähigkeiten im Bereich Telematik und Multimedia, die "hervorragende Aussichten für eine spätere Beschäftigung bei Top-Unternehmen bieten", so Professor Schilling. Die Laborexperimente werden als Pflichtveranstaltungen in den Hochschulunterricht eingebaut, etwa in die Lehrpläne des Aufbaustudiums Mechatronik, das an der FH im Oktober 1999 startete. Genau das ist das Revolutionäre. Zwar sind derzeit per Internet einige wenige ferngesteuerte Roboter und Kameras zugänglich, es besteht aber noch an keiner Hochschule ein pädagogisches Konzept, das Übungen in virtuellen Labors als Regelfall in das Studium einbezieht.

    Jede der sechs Hochschulen ist für ein Labor zuständig. Ein virtuelles Labor zum Thema "Steuerung mobiler Roboter" wird gerade an der Weingartener Fachhochschule aufgebaut. Ein Vorläufer dieser Technologie wurden von den oberschwäbischen Forschern bereits für den Mars-Rover der Europäischen Raumfahrtorganisation ESA entwickelt. Im baden-württembergischen Programm "Virtuelle Hochschule" werden ähnliche Methoden der Fernsteuerung und der Ferndiagnose für Ausbildungsmodule in den Fächern Telematik und Regelungstechnik ausgearbeitet. "Auch die lokale Industrie", so Klaus Schilling, "zeigt sich sehr interessiert, ihre Produktionsanlagen mit derartigen Fernwartungsmethoden zu überwachen." In dem nun begonnenen nächsten Schritt folgt die Ausweitung auf globale Ausbildungsnetzwerke.

    "Entscheidend für das Gelingen des transkontinentalen Projektes", meint Professor Roth, "ist die Beteiligung der Studierenden." 60 junge Menschen bekommen die Chance, für ein oder zwei Semester an einer der beteiligten Hochschulen im Ausland zu studieren. Diese Studierenden sollen das Know-how von einer Bildungseinrichtung an die andere bringen, sprich: dafür sorgen, daß an jeder Hochschule dieselben Übungen und Experimente angeboten werden. Durch das "IECAT"-Projekt wird die Hochschulwelt zumindest teilweise zum globalen Dorf. Denn die 1.500 Studierenden können von ihrer Universität aus, in Sekundenschnelle etwa in das Weingartener Roboterlabor gehen und dieselben Experimente durchführen wie ihre deutschen Kollegen.

    In drei Jahren treffen sich Professoren der sechs deutschen, spanischen, finnischen und US-amerikanischen Hochschulen zu ihrer Abschlußbesprechung in Weingarten. Die Europäische Union hat bereits angedeutet, daß die Laufzeit des Projektes möglicherweise verlängert wird. Studium per Internet, so die Einsicht in Brüssel, hat Zukunft. Was Experten wie Roth und Schilling bestätigen: "Ein Viertel der Hochschulseminare findet zukünftig im Internet statt."


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Forschungsprojekte, Studium und Lehre
    Deutsch


     

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