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19.11.1999 16:13

Wusste Stalin von dem bevorstehenden Attentat auf Kirov?

Dr. Thomas Pleil Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt

    Vor 65 Jahren (1. Dezember 1934): Mord an Sergej Kirov - Erstmals veröffentlichte Ermittlungsakten werfen ein neues Licht auf die Rolle des Generalsekretärs beim Auftakt zum "Großen Terror"

    Das Attentat auf den Leningrader KP-Chef Sergej Kirov im Dezember 1934, das eine Welle des Terrors in der Sowjetunion auslöste, wurde vermutlich von den sowjetischen Sicherheitsbehörden begünstigt. Wie aus den jetzt erstmals von der Eichstätter Zeitschrift "Forum für osteuropäische Ideen- und Zeitgeschichte" in Auszügen publizierten Ermittlungsakten hervorgeht, wurde bereits 15 Minuten nach dem tödlichen Schuss die Ehefrau des Attentäters Leonid Nikolajew verhört. Der russische Historiker Jurij ðukov, der die Unterlagen als einer der ersten Forscher einsehen konnte, nennt dies die "erste Sonderbarkeit" des Verfahrens. Die kurze Zeitspanne könnte darauf hinweisen, dass die Sicherheitsorgane vorher über die Mordabsicht Nikolajews informiert waren. Nikolajew war kurz zuvor festgenommen, dann aber wieder freigelassen worden. Aus den Akten geht weiter hervor, dass die Ermittler des Geheimdienstes NKVD zunächst bestrebt waren, die persönlichen Motive des Täters aufzuklären, bis sie eine Direktive erhielten, aus dem Fall eine große Verschwörung zu machen. So wie die nationalsozialistische Führung den Reichstagsbrand ausnutzte, um ihre Gegner auszuschalten, nutzte Stalin das Attentat auf Kirov zur Sicherung seiner Macht. Tausende von potentiellen Gegnern wurden als "Terroristen" für die Tat verantwortlich gemacht und hingerichtet. Weil das echte Motiv - möglicherweise Eifersucht - nicht in dieses Konzept passte, wurden fast alle, die die privaten Verhältnisse Nikolajews kannten, umgebracht - darunter fast die ganze Familie bis zu Onkeln, Tanten und Kusinen.

    Die Ermittlungsakten zum Fall Kirov waren jahrzehntelang gesperrt und sind auch heute nur wenigen Forschern zugänglich. Der vollständige Aufsatz des russischen Historikers Jurij ðukov ist im neuesten Heft der vom Zentralinstitut für Mittel- und Osteuropastudien (ZIMOS) der Katholischen Universität Eichstätt herausgegebenen Zeitschrift Forum für osteuropäische Ideen- und Zeitgeschichte enthalten.

    Forum für osteuropäische Ideen- und Zeitgeschichte
    Bestellungen an:
    Böhlau Verlag
    Ursulaplatz 1
    50668 Köln Tel.: 0221/91 39 00


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Politik, Recht
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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