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22.11.1999 13:27

Das erste virtuelle Krankenhaus entsteht in Braunschweig

Dr. Elisabeth Hoffmann Presse und Kommunikation
Technische Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig

    Der weltweit erste Krankenhaussimulator entsteht zur Zeit in Braunschweig. Mit seiner Hilfe können bisherige Arbeitsabläufe im Krankenhaus am Computer erschlossen und reorganisiert werden. Bevor man sie in die Praxis umsetzt, können neue Modelle geübt, getestet und bewertet werden. Ziel des Projektes ist es, durch die Optimierung der Abläufe unter anderem mehr Zeit für die Patienten und bessere Diagnose- und Therapieverfahren zu erreichen. Die Uraufführung des Krankenhaussimulators ist im Rahmen der Weltausstellung EXPO2000 für August 2000 vorgesehen. Erste Ergebnisse wurden heute computergestützt der Öffentlichkeit vorgestellt.

    Bei der Entwicklung und Erprobung des Programms arbeiten das Städtische Klinikum Braunschweig und das Institut für Medizinische Informatik der Technischen Universität Braunschweig eng zusammen. Am Beispiel der Frauenklinik werden zunächst die einzelnen Prozessschritte erhoben, die bisher bei der Betreuung von Patientinnen in der täglichen Routine von Medizin, Pflege und Verwaltung ablaufen. Sie werden computergerecht aufbereitet und im virtuellen Modell abgebildet (Prozessanalyse und Modellierung). Die dabei eventuell aufzufindenden Schwachstellen führen in einem zweiten Schritt, der Prozesssynthese, zu neuen Ansätzen für die Optimierung des bisherigen Systems.

    Statt die neuen, erleichterten Arbeitsabläufe aber sofort in der Realität einzuführen und damit eine Beeinträchtigung des Krankenhausbetriebs zu riskieren, wird zunächst mit einem animierten Simulationsmodell der Frauenklinik am Computer geübt und bewertet. Ähnlich wie bei einem Flugsimulator können die Änderungen anschaulich für alle Mitarbeiter dargestellt und mit dem gegenwärtigen Zustand verglichen werden. Es wird rein virtuell geprüft, wie Arbeitserleichterungen, mehr Zeit für die Patientinnen, Einsparmöglichkeiten, neue Richt- und Leitlinien sowie neue Diagnose-, Therapie- und Pflegeverfahren die tägliche Arbeit und die Arbeitsergebnisse verbessern könnten.

    Anfang der 90er Jahre versuchte man, Unternehmen für die Anforderungen der weltweiten Computerisierung und Vernetzung radikal umzustrukturieren. Trotz gewaltiger Propaganda und großer Erwartungen stellte sich heraus, dass vier von fünf Projekten scheiterten. Im Gegensatz zu diesen veralteten Ansätzen ermöglicht es der "Krankenhaussimulator", Neuerungen mit allen Beteiligten vorab beliebig virtuell zu testen, bis Konsens über die Vorteile und den Nutzen erzielt ist. Monetäre, aber auch nicht-monetäre Nutzwerte werden durch die Simulation präzisiert. Wie beim Flugsimulator ist sichergestellt, dass es bei Fehlverhalten nicht zum "Absturz" kommt.

    Neben der virtuellen Simulierbarkeit möglicher Änderungen im Klinikbetrieb liegen die Vorteile vor allem in der neuartigen, expliziten Veranschaulichung komplexer Prozesse für alle Mitarbeiter. Durch eingängige Visualisierung und Animation wird es möglich, die Mitarbeiter stärker als bisher konstruktiv in neue Systemkonzeptionen einzubeziehen.

    Das Städtische Klinikum Braunschweig, das größte Krankenhaus Niedersachsens, erwartet als Ergebnis des Projektes wissenschaftliche Erkenntnisse zu Optimierungen der Ablauforganisation. Diese Vorgaben werden dabei nicht in umfangreichen Pflichtenheften versteckt sein. Das, was zukünftig sein könnte, ist spielerisch im Detail und in Echtzeit an den Bildschirmen unmittelbar anschaulich für jeden erfahrbar.

    Die Technische Universität Braunschweig verspricht sich durch wegweisende Projektergebnisse aus der Zusammenarbeit mit dem Städtischen Klinikum eine exzellente Positionierung des regionalen Kompetenzzentrums für Medizinische Informatik. Die enge Kooperation soll synergistisch Forschung, Lehre und gegenseitigen Technologietransfer weiter verbessern.

    Die TU Braunschweig wurde beim heutige Pressegespräch durch Prof. Dr. Dietrich Peter Pretschner, Institut für Medizinische Informatik, und durch ihren Präsidenten Prof. Dr. Jochen Litterst vertreten. Seitens der Stadt Braunschweig nahm der Sozial- und Gesundheitsdezernent Dr. Bernd Gröttrup, seitens des Städtischen Klinikums nahmen der Erste Ärtzliche Direktor, Prof. Dr. Günter Mau, Pflegedirektor John Furnivall, Verwaltungsdirektor Dipl.-Kfm. Otto Eggeling sowie Prof. Dr. Gerhard Grospietsch, Chefarzt der Frauenklinik, teil. Die dortige Gynäkologie wird Pilot-Klinik für die Erprobung des Krankenhaussimulators sein.


    Weitere Informationen:

    http://www.umi.cs.tu-bs.de/


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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