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09.05.2006 16:02

WM-Vorhersage: Wer wird Weltmeister?

Dr. Helge Möller Hochschulkommunikation
Universität Flensburg

    Forscher des Instituts für Bewegungswissenschaft und Sport der Universität Flensburg sagen die WM-Ergebnisse voraus.

    "Man weiß eben nicht wie es ausgehen wird!" Das sagte Sepp Herberger und erklärte damit die Spannung beim Fußballspielen. Trotzdem versuchen Wettbüros, die Medien oder auch Fußballfans mit unterschiedlichen Methoden, das Ergebnis von Wettkämpfen vorherzusagen.

    Dabei ist so einfach, das richtige Ergebnis in einer so simplen Sportart wie Fußball vorherzubestimmen: Man muss nur zwanzig oder dreißig Jahre lang jeden Samstag Sportstudio gesehen haben; sich überdies in jenem Zeitraum mindestens dreimal pro Monat in einem Stadion aufgehalten haben, um sich ein Spiel anzuschauen; sich heiser zu brüllen und danach im Stau zu stehen. Außerdem ist die jahrzehntelange Lektüre von Fachmagazinen und den Sportseiten der Tagespresse Pflicht.

    Wer sich dies nicht antun und dennoch in den kommenden Wochen mitreden will, dem bieten Forscher des Instituts für Bewegungswissenschaften und Sport der Universität Flensburg nun Hilfe an. Prof. Dr. Dr. Markus Raab und seine Forschungsgruppe haben sich gleich mit mehreren Fragen beschäftigt: Wie viele Informationen braucht man, um eine fundierte Vorhersage zu treffen? Wie entscheidet sich der normale Fußballfan, wenn er im Freundeskreis seine Wette abschließt? Welche der vielen Grafiken, Diagramme und Tabellen nimmt er zur Kenntnis?

    Die Forscher haben ein einfaches Vorhersagemodell entwickelt, welches mit den Ergebnissen der letzten WM 2002 in Japan und Südkorea die Ergebnisse der WM in Deutschland vorhersagt. Im Gegensatz zu den in der Sportpsychologie üblichen Modellen, zeichnet sich das "Take the Last-Ranking" von Raab, durch überraschende Schlichtheit aus. Mit allen Ergebnissen der Vorrunden und der Finalspiele von der WM 2002 in Südkorea und Japan, kann dann abgeleitet werden, welches von jeweils zwei Teams das stärkere ist, selbst wenn sie nicht direkt gegeneinander antraten. Das Modell weist jedem Team einen Ranglistenplatz zu, der dem Abschneiden beim letzten World Cup entspricht. Brasilien ist demnach auf Rang 1, Deutschland auf Rang 2 und so weiter. Dieser Ranglistenplatz entscheidet im Modell, wer gewinnt: Trifft beispielsweise in der aktuellen WM-Vorrunde England (2002 im Viertelfinale ausgeschieden) auf Paraguay (2002 im Achtelfinale ausgeschieden), dann gewinnt der Prognose zufolge England. Es ist nur ein einziger "Parameter", der den Ausgang der Prognose bestimmt. Sollte es einmal zu einer Kombination keine eindeutigen Informationen geben (zum Beispiel weil zwei Teams neu hinzukamen), dann wird auf unentschieden getippt.

    Schon zur WM 2002 errechnete Raab Spielvorhersagen mit einer Genauigkeit von etwa 50% und war damit genauso erfolgreich oder je nach Blickwinkel auch erfolglos wie alternative Modelle. Andere Modelle sind allerdings weitaus komplizierter. Deren Vorhersagen basieren auf vielen verschiedenen Angaben, etwa auf dem Verhältnis von geschossenen Toren und Gegentoren, der geschätzten Spielleistung in Angriff und Verteidigung und der Rangliste in der Fifa-Wertung. Dass das schlichte Modell genauso wie viele Menschen im Alltag gute Prognosen erreichen, ist nach Raab kein Zufall. Der Mensch habe beispielsweise. im Lauf der Evolution einfache Entscheidungsregeln entwickeln müssen, um mit wenig Wissen und sehr schnell gute Entscheidungen zu treffen, sagt der Psychologe. Denn in der Regel ist gar keine Zeit, um alle Informationen zu sammeln, alle Möglichkeiten durchzuspielen und gegeneinander abzuwägen. Ganz abgesehen von der "Rechenleistung", die das Gehirn dafür aufbringen müsste.

    Die Forschungsgruppe um Raab berechnete mit ihrem "Take The Last-Ranking" für die anstehende WM 2006 alle 64 Spiele und kam zu dem Ergebnis, dass Brasilien Weltmeister wird. Die deutsche Elf belegt den zweiten Platz gefolgt von Südkorea. Am Beispiel Südkorea erkennt man, das der Heimvorteil bei der vorherigen WM im Setzen von Vorhersagen eine nicht außer Acht zu lassende Rolle spielt. Wenn man diesen Faktor in die Berechnungen mit einbezieht könnte Deutschland zumindest auf dem Papier berechnet Weltmeister werden.

    Referenz:
    Gröschner, C. & Raab. M. (2006). Wer wird Deutscher Meister? Deskriptive und normative Aspekte von Vorhersagemodellen im Sport. Zeitschrift für Sportpsychologie, 13, S. 23-36.

    Kontakt:

    Prof. Dr. Dr. Markus Raab, Institut für Bewegungswissenschaft und Sport, Universität Flensburg, Tel.:0461 - 8052709, E-mail.: raab@uni-flensburg.de

    Dr. Helge Möller, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Universität Flensburg Tel.: 0461 - 14 44 916, E-mail: presse@uni-flensburg.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Sportwissenschaft
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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