TÜV bestätigt: Die Software in den kerntechnischen Anlagen und Einrichtungen des Forschungszentrums Karlsruhe ist "Jahr-2000-tauglich"
Das Forschungszentrum Karlsruhe kann dem Jahr 2000 gelassen entgegensehen: Ein Gutachten der TÜV Energie- und Systemtechnik GmbH bestätigt, daß in den kerntechnischen Anlagen und Einrichtungen alle computergestützten Komponenten mit sicherheitstechnischer Bedeutung erfaßt und "Jahr-2000-tauglich" sind. Darüber hinaus wird dem Forschungszentrum attestiert, daß geeignete Maßnahmen ergriffen wurden, um etwaige sicherheitsrelevante Probleme zu vermeiden.
Im Jahr 2000 stehen die Computer weltweit vor zwei Problemen: Zunächst ist zum Jahreswechsel der Übergang von 1999 nach 2000 zu verkraften, was insbesondere für ältere Computer mit nur zweistelliger Datumsspeicherung bedeutet, daß auf das Jahr 99 das Jahr 00 folgt. Am 29. Februar 2000 folgt dann eine weitere Hürde. Die Regelung für Schaltjahre ist ziemlich kompliziert; im Jahr 2000 treffen viele kalendarische Vorschriften zusammen (ausführlich dazu der "Hintergrund" im Anschluß), die möglicherweise in der einen oder anderen Datumsprogrammierung nicht berücksichtigt worden sind.
Probleme treten dann auf, wenn Computeranwendungen einen Zeitbezug enthalten, was häufig der Fall ist. Nicht nur Computer im engeren Sinne sind von dem Problem betroffen, sondern alle technischen Einrichtungen, die Mikroprozessoren enthalten: Das fängt bei numerisch gesteuerten Werkzeugmaschinen an und hört bei Liftsystemen, Telefon- oder Stromverteilerzentralen noch lange nicht auf.
Im Auftrag des Ministeriums für Umwelt und Verkehr des Landes Baden-Württemberg, der atomrechtlichen Aufsichtsbehörde des Forschungszentrums, wurden nun die kerntechnischen Anlagen und Einrichtungen im Forschungszentrum durch die TÜV Energie- und Systemtechnik GmbH Baden-Württemberg überprüft. Das Gutachten kommt zu folgendem Ergebnis:
· Alle softwarebasierten Komponenten mit sicherheitstechnischer Bedeutung sind erfaßt und Jahr-2000-beherrschend bzw. Jahr-2000-tauglich.
· Vorgesehene und angewiesene Maßnahmen der Genehmigungsinhaber und des Sicherheitsbeauftragten sind grundsätzlich geeignet und ausreichend, um sicherheitstechnische Probleme zu vermeiden.
"Um das radiologische Gefährdungspotential zu reduzieren, haben wir über den Jahreswechsel den Umgang mit radioaktiven Stoffen und den Betrieb von Anlagen zur Erzeugung ionisierender Strahlung untersagt", erläutert Winfried Koelzer, Leiter der Hauptabteilung Sicherheit des Forschungszentrums Karlsruhe. "Darüber hinaus haben wir die Wiederinbetriebnahme der entsprechenden Anlagen im Januar 2000 genau geregelt."
Hintergrund: Berechnung von Schaltjahren
Ein Jahr (Sonnenjahr) ist die Zeitspanne, die die Erde für einen Umlauf um die Sonne benötigt. Sie umfaßt keine ganze Zahl von Tagen, sondern exakt 365,2422 Tage. Hätten die Jahre regelmäßig nur 365 Tage, würden sich die Jahreszeiten langsam durch die Monate schieben. Nach ca. 750 Jahren wäre die Sommersonnenwende an Weihnachten, nach weiteren ca. 750 Jahren wieder im Juni.
Um dies auszugleichen, führte schon Julius Cäsar 46 v. Chr. in den durch vier teilbaren Jahren einen zusätzlichen Tag, den "Schalttag", ein. Das entschärfte das Problem, die durchschnittliche Jahreslänge betrug von da an 365,25 Tage. Die Verschiebung des Sommers um ein halbes Jahr erstreckte sich damit über einen Zeitraum von ungefähr 23 400 Jahren. Handlungsbedarf entstand trotzdem, weil sich bis zum 16. Jahrhundert das christliche Osterfest, das nach dem Frühlingsmond berechnet wird, um etwa 10 Tage verschoben hatte.
Dies wurde im Jahr 1582 durch den Gregorianischen Kalender behoben: Auf den 4.10.1582 ließ man direkt den 15.10.1582 folgen. Um die kalendarische Jahresdauer auch für die Zukunft an die reale Jahresdauer anzugleichen, wurde die Schaltjahresregelung weiter verfeinert. Nach wie vor gibt es alle vier Jahre ein Schaltjahr. Innerhalb von 400 Jahren müssen aber drei davon wegfallen. Festgelegt wurden jeweils die durch 100 teilbaren Jahreszahlen, ausgenommen dann, wenn die Jahrhundertzahl durch vier teilbar ist. Die Jahre 1700, 1800 und 1900 waren also keine Schaltjahre mehr (nach dem Julianischen Kalender wären sie welche gewesen). Das Jahr 2000 aber ist wieder ein Schaltjahr.
Auch diese Lösung ist natürlich nur eine Näherung: Nach dem Gregorianischen Kalender ist das Kalenderjahr im Durchschnitt 365,2425 Tage lang. Die verbleibende Differenz beträgt knapp 26 Sekunden, die sich in 3333 Jahren zu einem Tag summieren. Das rückt den Sommeranfang erst in über 600 000 Jahren wieder in den Dezember - falls man nicht in 3000 Jahren (und dann ungefähr alle 3333 Jahre wieder) ein Schaltjahr ausfallen läßt.
Joachim Hoffmann 19. November 1999
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Informationstechnik
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Organisatorisches
Deutsch
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