Eine der wichtigsten Quellen für die Erschließung mystischen Denkens um 1700 kam mit dem Nachlass des Gothaer Bibliothekars Ernst Salomon Cyprians Mitte des 18. Jahrhunderts an die Forschungsbibliothek Gotha: Briefe und Manuskripte des Non-Konformisten Friedrich Breckling. Ein Workshop des Forschungszentrums Gotha für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien der Universität Erfurt (FGE) widmet sich am 9. Juni 2006 dem Thema "Friedrich Breckling (1629-1711) - Zwischen Spiritualismus, Pietismus und Dissens". Die international besetzte Veranstaltung wird den Stand der noch jungen Breckling-Forschung zusammenfassen und neue Forschungsdesiderate formulieren.
Der lutherische Theologe Friedrich Breckling (1629-1711) ist eine Schlüsselfigur des radikalen Spiritualismus des späten 17. Jahrhunderts: Aufgrund seiner scharfen Kirchenkritik und abweichenden Lehrmeinung geriet er in seiner Flensburger Heimat in Konflikt mit der lutherischen Geistlichkeit. Wie viele der religiösen Dissidenten der Zeit sah sich schließlich auch Breckling veranlasst, um 1665 in die Niederlande überzusiedeln. Hier stand er eine zeitlang in engem Kontakt mit dem einflussreichen Böhme-Schüler Johann Georg Gichtel (1638-1710). Breckling unterhielt ein weit gefächertes Korrespondentennetzwerk: Zu den Briefpartnern gehörten anerkannte Theologen wie Jakob Philip Spener - Breckling suchte aber auch den Austausch mit den zeitgenössischen separatistischen Gruppierungen. Neben Briefen befinden sich in der Handschriftenabteilung der FB Gotha weitere Manuskripte und theologische Fragmente aus der Feder Brecklings.
Erst in den letzten Jahren hat eine wissenschaftliche Bearbeitung dieses Quellenbestandes eingesetzt. Vor wenigen Monaten ist eine Edition der Autobiographie Brecklings erschienen. Aus den USA und aus Ungarn reisen in diesem Jahr zwei Wissenschaftler an, um im Rahmen des Herzog Ernst-Programms Teile des Breckling-Bestandes zu sichten. Es zeigt sich: Mit dem neu erwachten Interesse an Breckling rückt die FB Gotha ein Stückchen mehr ins Bewusstsein der internationalen Frühneuzeit-Forschung. Die Veranstaltung möchte Nachwuchswissenschaftler und ausgewiesene Breckling-Experten zusammenführen und somit dazu beitragen, ein wissenschaftliches Netzwerk zu schaffen, das sein geistiges Zentrum in Gotha hat.
Weitere Informationen/Kontakt:
Miriam Rieger Telefon: (0361) 73744-20/-21/-25
http://www.uni-erfurt.de/forschungszentrum-gotha
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Religion, Sprache / Literatur
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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