Verflichtungen über Arbeits- und soziale Bedingungen, aber auch außerbetriebliche Initiativen und Kampagnen, beleuchtet Dr. Bettina Musiolek in dem kürzlich erschienenen Buch "Gezähmte Modemultis. Verhaltenskodizes: ein Modell zur Durchsetzung von Arbeitsrechten? Eine kritische Bilanz" (Brandes & Apsel Verlag, 208 S.). Die Herausgeberin legt damit ein Ergebnis des an der RUB angesiedelten Forschungsprojekts "Globalisierung und Strukturwandel der Frauenarbeit in der Bekleidungsindustrie" vor
Bochum, 24.11.1999
Nr. 283
"Gezähmte Modemultis"
Verhaltenskodizes in der Bekleidungsindustrie
Eine kritische Bilanz, als Buch erschienen
Modern: Es gibt inzwischen kaum ein transnationales Bekleidungsunternehmen, das sich keinen Kodex mit selbst formulierten Ansprüchen an Arbeitsbedingungen gegeben hat. Normenkataloge, in denen Firmen wie NIKE, Levi Strauss, Toys R Us oder IKEA Verpflichtungen über Arbeits- und soziale Bedingungen ihrer Produktion abgeben, sind weltweit in Mode gekommen. Diese Kodizes, aber auch außerbetriebliche Initiativen und Kampagnen, beleuchtet Dr. Bettina Musiolek in dem unlängst erschienenen Buch "Gezähmte Modemultis. Verhaltenskodizes: ein Modell zur Durchsetzung von Arbeitsrechten? Eine kritische Bilanz" (Brandes & Apsel Verlag, 208 S.). Die Herausgeberin legt damit ein Ergebnis des an der RUB angesiedelten Forschungsprojekts "Globalisierung und Strukturwandel der Frauenarbeit in der Bekleidungsindustrie" vor (Fakultät für Sozialwissenschaft, Sektion für Soziologie, Lehrstuhl für Frauen- und Sozialstrukturforschung: Prof. Dr. Ilse Lenz).
"Sauberes Image"
In der Bekleidungsbranche entdecken Firmen oder Wirtschaftsverbände Verhal-tens-kodizes als Mittel der Öffentlich-keitsarbeit und der Unternehmenskommu-nikation, es kommt ihnen zunehmend auf das "saubere" Image an. Die Verbraucher sind kritischer geworden, Initiativen wie die europäische "Kampagne für saubere Kleidung" und die nordamerikanische Anti-Sweatshop-Bewegung konnten bereits Erfolge verbuchen. Neben jenen Corporate Codes der Unternehmen gibt es Modellkodizes, die durch Gewerkschaften und Nichtregierungs-organi-sationen entwickelt wurden, z. B. die Clean Clothes Campaign (CCC). Diese unterschiedlichen Formen von Verhaltens- und Verpflichtungserklärungen einer ganzen Branche sind Gegenstand der kritischen Betrachtung von Dr. Musiolek sowie zahlreichen Autorinnen und Autoren.
Verschiedene Perspektiven
Die Beiträge des Buches beschreiben, wie aus einem PR-Gag von Modemultis eine neue Form gesellschaftlicher Aushandlung sozialer Regeln entstehen kann und bereits entsteht. Aus verschiedenen Blickwinkeln der Stakeholders - Beschäftigte, Konfektionäre, Handelskonzerne, Gewerkschaften, Nichtregierungsorganisationen - erörtern die Autorinnen und Autoren, wie Verhaltenskodizes entwickelt, durchgesetzt und kontrolliert werden. Und in welcher Beziehung die "Codes of Conduct" als privates Regulierungsinstrument zum staatlichen Regelwerk stehen.
Regionalstudien
Den Stand der Implementierung und die Wirkungen von Verhaltenskodizes untersuchen die Beiträge anhand verschiedener Regionalstudien: Nord- und Zentralamerika, Asien sowie Osteuropa stehen dabei im Mittelpunkt der Betrachtung. Das Buch enthält zudem einen Dokumentationsteil mit Stellungnahmen von Unternehmensvertretern (Klaus Steilmann, Jochen Jütte-Overmeyer/C&A), vom DGB (Burkhard von Seggern) sowie Auszüge aus einem Modellkodex für die Bekleidungsindustrie.
Branchenübergreifend?
"Gezähmte Modemultis" versteht sich als Beitrag zum aktuellen Diskurs über nationale und internationale Möglichkeiten zur Regulierung des globalen Marktes - nicht nur in der Bekleidungsundustrie. Auch in anderen Branchen fordern Gewerkschaften und außerbetriebliche Initiativen solche Verhaltenskodizes für Unternehmen, z. B. in der Spielwaren- und der Öl-/Gasindustrie gegen unmenschliche Produktionsbedingungen, in der Fischwirtschaft gegen die Überfischung der Meere oder für den Holzhandel gegen den Kahlschlag von Tropenholz.
Titelaufnahme
Bettina Musiolek (Hrsg.): "Gezähmte Modemultis. Verhaltenskodizes: ein Modell zur Durchsetzung von Arbeitsrechten? Eine kritische Bilanz", Brandes & Apsel Verlag GmbH, Frankfurt a. M., 208 S., DM 29,80, ISBN 3-86099-185X
Weitere Informationen
Dr. Bettina Musiolek, Tel./Fax: 02103/63375
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Wirtschaft
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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