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27.05.2006 23:46

Tübinger Ehrendoktor für den Augsburger Statistiker Prof. Dr. Günter Bamberg

Klaus P. Prem Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Universität Augsburg

    Der Mathematiker Prof. Dr. Günter Bamberg, seit Gründung der Universität Augsburg im Jahr 1970 Inhaber des Lehrstuhls für Statistik (Planung und Entscheidung, Datenanalyse und Statistik, Financial Engineering) an ihrer zunächst Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen, jetzt Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät, ist Ehrendoktor der Eberhard Karls Universität Tübingen. Die Ehrenpromotion durch die Tübinger Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, bei der Bamberg zur Frage "Welche ist die 'richtige' Renditeverteilung?" vortrug, erfolgte am 16. Mai 2006. Die Auszeichnung wurde Bamberg primär für seine herausragenden theoretischen und empirischen Untersuchungen der Kapitalmärkte sowie für die Modellierung unterschiedlicher Entscheidungsprobleme zuteil.

    BWL, VWL, ÖKONOMETRIE: EIN DENKBAR BREITES FORSCHUNGSSPEKTRUM

    Prof. Dr. Werner Neus, Tübinger Ordinarius für Betriebswirtschaftslehre, meinte, dass an seiner Stelle auch ein Fakultätskollege aus der Volkswirtschaftslehre oder aus der Ökonometrie prädestiniert gewesen, die Laudatio zu halten, da Bamberg wissenschaftliches Wirken äußerst vielseitig sei und alle drei Bereiche gleichermaßen mit zahlreichen wichtigen Publikationen - darunter acht Monographien neben 83 Aufsätzen - abdecke. Das aus diesen Publikationen ersichtliche breite Spektrum von Bambergs Forschungsinteressen und -schwerpunkten reiche vom Hybridmodell mit exponentieller Nutzenfunktion und normalverteilten Zufallsvariablen als einer Variante des Kapitalmarktmodells über die Analyse von Steuerwirkungen, insbesondere der Auswirkungen eines progressiven Steuertarifs bei unsicheren Erwartungen bis zu Informations- und Anreizproblemen bei Mehrpersonenentscheidungen; es umfasse weiterhin die theoretische und empirische Analyse von Futures-Märkten sowie die Portefeuilletheorie, und in jüngerer Zeit widme sich Bamberg verstärkt der Methodik der Bewertung mehrperiodiger, unsicherer Zahlungsströme.

    TÜBINGEN UND AUGSBURG (STATISTISCH) EINANDER "NÄHERGEBRACHT"

    Ausführlich ging der Laudator auf einen Aufsatz des Augsburger Statistikers in der Zeitschrift "Wirtschaftswissenschaftliches Studium" ein, " der eine interessante Verbundenheit zwischen Günter Bamberg und der Tübinger Wirtschaftsfakultät offenlegt. 1996", berichtete Neus, "meinte eine Mannheimer Doktorandin herausgefunden zu haben, dass die Durchfallquote im Tübinger Wirtschaftsexamen seinerzeit 0,0 Prozent betrug, was natürlich der niedrigste Wert war, immerhin gemeinsam mit der TU Karlsruhe, der Bundeswehr-Universität in München sowie der Universität Witten-Herdecke. Für Augsburg ergab sich eine Durchfallquote von 44,0 Prozent, nach Bielefeld der zweithöchste Wert unter 53 Fakultäten. Dieses Ergebnis erzeugte gleichermaßen Befremden in Augsburg wie in Tübingen, wenn auch vermutlich aus unterschiedlichen Gründen. Während hier allerdings die Fehler der angesprochenen Veröffentlichung nur intern diskutiert und geklärt wurden, ging Günter Bamberg die Sache öffentlich an. Sein Diskussionsbeitrag mündete in ein verbessertes Maß, das sich nicht auf nicht bestandene Examensprüfungen schlechthin bezieht, sondern auf endgültig nicht bestandene Examina. Das führte dann zu Quoten von 2,3 Prozent bei Tübingen und von 4,3 Prozent bei Augsburg. Somit war gleichermaßen der Ehrenrettung von Augsburg und Tübingen genüge getan." Dies freilich, so Neus an Bamberg gerichtet, sei sicherlich nicht der Grund dafür, dass wir Sie heute auszeichnen werden".

    ZWEI LEHRBUCH-BESTSELLER

    Maßgeblich hierfür seien - neben seinen wichtigen Forschungsbeiträgen - insbesondere Bambergs Lehrbücher aus denen Neus "die beiden Bestseller" hervorhob: zum einen die mittlerweile in der 13. Auflage erschienene und vom Bamberg zusammen mit seinem Augsburger Fakultätskollegen Adolf G. Coenenberg verfasste "Betriebswirtschaftliche Steuerlehre", bei der erstmals die Spieltheorie in ein Lehrbuch zur Entscheidungstheorie einbezogen worden und damit rückblickend ein sehr weitsichtiger Ansatz verfolgt worden sei; zum anderen die zuletzt in 12. Auflage vorgelegte und damit nicht minder erfolgreiche "Statistik", die - von Bamberg gemeinsam mit Franz Bauer verfasst - einen festen Platz neben Klassikern der Statistischen Methodenlehre wie Eberhard Schaichs Statistik I und II habe.

    "... DASS DER AKADEMISCHE BETRIEB FUNKTIONIERT"

    Über seine im engeren Sinne auf Forschung und Lehre bezogenen herausragenden Leistungen hinaus habe Bamberg, der in den frühen 1980er Jahren Rufe an die Universitäten Osnabrück und Heidelberg abgelehnt hat, in zahlreichen Funktionen auch stets dazu beigetragen, "dass der akademische Betrieb funktioniert". Er war zweimal - 1970 bis 1972 und 1990 bis 1991 - Dekan seiner Augsburger Fakultät. Exemplarisch erwähnte Neus weiterhin Bambergs Tätigkeit als DFG-Fachgutachter für Statistik, seine Mitherausgeberschaft bei den renommierten Fachzeitschriften "Statistical Papers" und "OR-Spektrum" und seine Mitgliedschaft im Ausschuss für Wirtschaftstheorie des Vereins für Socialpolitik: "Diese Auszeichnung", so Neus, " haben nur ganz wenige Nicht-Volkswirte erfahren."

    EINE GANZE GENERATION MIT GEPRÄGT

    Als akademischer Lehrer und Referent bei zentralen einschlägigen Tagungen habe Bamberg "eine ganze Generation von kapitalmarktnah forschenden Wissenschaftlern mit geprägt. Wer kann das von sich behaupten? Bei der Vorbereitung dieser Würdigung", so Neus weiter, "habe ich mich auch etwas unter den zahlreichen Schülern von Günter Bamberg umgehört. Neben dem Hinweis auf die fachlichen Leistungen und darauf, dass die Tübinger Fakultät eine kluge Entscheidung getroffen hat, war von Nachtarbeit die Rede und von sportlichen Ausdaueraktivitäten, in die teilweise auch die Mitarbeiter einbezogen wurden. In den großen Respekt mischte sich durchweg eine offensichtlich ebenso große Sympathie."

    Und entgegen etwaiger Bedenken, die Bamberg dem Vernehmen nach hegte und die darauf hinausliefen, dass die Ehrenpromotion ein Indiz für das Altwerden sei, betonte Neus, sie sei im Gegenteil "ein Indiz dafür, dass wir uns auch in Zukunft noch auf viele interessante Beiträge aus Ihrer Feder werden freuen können."


    Weitere Informationen:

    http://www.wiwi.uni-augsburg.de/institut/mathstat/lst_bamberg/guenter_bamberg/


    Bilder

    Prof. Dr. Dr. h. c. Günter Bamberg
    Prof. Dr. Dr. h. c. Günter Bamberg
    Foto: privat
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Mathematik, Physik / Astronomie, Wirtschaft
    überregional
    Personalia
    Deutsch


     

    Prof. Dr. Dr. h. c. Günter Bamberg


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