Grabungen in einer antiken villa rustica in Milreu (Portugal) gaben Aufschlüsse über Weinproduktion und -handel der alten Römer.
Jena. (26.11.99) Mit Neckermann an der portugiesischen Algarve waren Archäologen der Friedrich-Schiller-Universität diesen Herbst nicht zur Erholung, sondern zum Arbeiten. Die Jenaer Wissenschaftler spüren gemeinsam mit einem internationalen Expertenteam im römisch-antiken Ruinenfeld bei Milreu dem Geheimnis einer fast 2000 Jahre alten villa rustica nach, deren umfangreiches Ensemble als wichtiges Beispiel für den wirtschaftlichen Aufschwung der hispanischen Provinzen Baetica, Tarraconensis und Lusitania in den ersten drei nachchristlichen Jahrhunderten angesehen wird. Der Reiseveranstalter und das Thüringer Ministerium für Europaangelegenheiten förderten die Jenaer Expedition; nun liegen erste Ergebnisse der Fundauswertung vor.
"Wir sind heute der Auffassung, dass ,unser' Landgut ein nicht unbedeutendes Zentrum der Weinproduktion und des Weinhandels war", schildert Dr. Felix Teichner, der das internationale Wissenschaftlerteam aus Jena, Galway (Irland) und Faro (Portugal) leitete. So legten die Archäologen in dem rund 200 qm großen Areal einen Produktionstrakt mit Auffang- und Vorratsbecken sowie die Presstenne einer römischen Weinkelterei frei. Außerdem bargen sie eine große Menge von Amphorenscherben. In diesen standardisierten Transportbehältnissen wurde der schmackhaft gegorene Rebsaft bis an die entferntesten Grenzen des römischen Weltreiches, also auch bis an den Niederrhein, gehandelt.
Auf die römische Villa waren die Archäologen aufmerksam geworden, weil ihre architektonischen Dimensionen und die üppige Ausstattung mit Marmor und Mosaiken von bemerkenswertem Reichtum zeugen. Die ältesten Gebäudeteile stammen aus dem 1. Jahrhundert unserer Zeitrechnung; sie wurden im 2. und 3. Jahrhundert durch wesentliche Um- und Erweiterungsbauten ergänzt, aus dem 4. Jahrhundert datiert sogar ein angebautes Heiligtum, wahrscheinlich ein Nymphäum.
"Aus unseren Arbeiten ergibt sich ein weiterer wichtiger Puzzlestein für die römische Kulturgeschichte", erläutert Dr. Teichner, "denn bekanntlich haben die alten Römer nicht nur erfolgreiche Kriege geführt, sondern verfügten auch über eine bemerkenswerte zivile Infrastruktur." Dass sie nebenbei den schönen Seiten des Lebens nicht abgeneigt waren, bestätigen die aktuellen Funde von Milreu recht anschaulich. Ob sie eher dem roten oder weißen Rebensaft frönten, ermittelt gerade das Bundeskriminalamt anhand der chemischen Spuren.
Ansprechpartner:
Dr. Felix Teichner
Institut für Altertumswissenschaften der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Tel.: 03641/944825, Fax: 944802
E-Mail: x9tefe@nds.rz.uni-jena.de
Friedrich-Schiller-Universität
Referat Öffentlichkeitsarbeit
Dr. Wolfgang Hirsch
Fürstengraben 1
07743 Jena
Tel.: 03641/931031
Fax: 03641/931032
e-mail: h7wohi@sokrates.verwaltung.uni-jena.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Bauwesen / Architektur, Geschichte / Archäologie, Kunst / Design, Musik / Theater, Wirtschaft
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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