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30.05.2006 15:45

Selbstbestätigung und Motivation

Dr. Michael Schwarz Kommunikation und Marketing
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

    Auftaktkolloquium für ausländische Doktoranden der Literatur- und Kulturwissenschaften und der Übersetzungswissenschaft an der Universität Heidelberg - Möglichst breite Plattform für die Präsentation und Diskussion der eigenen Arbeit und ein sinnvoller Schritt, um die derzeit geforderte Internationalisierung in die Tat umzusetzen

    Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Nachwuchskolloquiums "Literatur und Interkulturalität", die sich am Wochenende vom 12. und 13. Mai 2006 im Max-Weber-Haus der Universität Heidelberg einfanden, betraten Neuland. Eingeladen hatten das Seminar für Deutsch als Fremdsprachenphilologie der Universität Heidelberg, vertreten durch die neu berufene Literaturwissenschaftlerin Professor Gertrud Maria Rösch, und der Arbeitsbereich Germanistik des Fachbereichs Angewandte Sprach- und Kulturwissenschaft (angesiedelt in Germersheim, jedoch Teil der Universität Mainz), vertreten durch Professor Andreas F. Kelletat. Germersheim ist die weltweit größte Ausbildungsstätte für Übersetzer und Dolmetscher, zu deren Studium auch kultur- und literaturwissenschaftliche Komponenten gehören. Besonders durch die Tatsache, dass beide Institute für ausländische Germanistik-Studierende zuständig sind, ergab sich zwanglos eine ergiebige Schnittmenge.

    Die zwanzig Doktoranden und Doktorandinnen kamen aus so unterschiedlichen Ländern wie Korea, Ägypten, USA, Estland, Polen, der Tschechischen Republik, Russland, Griechenland, Italien und Spanien. Die Arbeiten bezogen sich bei aller Verschiedenheit auf den thematischen Fokus der Literatur- und Kulturwissenschaften sowie der Translationswissenschaft: Komparatistisch waren die Projekte zur deutschen, tschechischen, polnischen und estnischen Literatur angelegt; vertreten waren Autoren des Exils beziehungsweise der Migration (Klaus Mann, Hannah Arendt, Libuše Moníková, Herta Müller) und der Gegenwartsliteratur (Wolfgang Koeppen, Hermann Burger) sowie zeitgenössische Lyriker. Die translatorischen Themen, zum Beispiel zu Dolmetschproblemen beim Sprachenpaar Deutsch-Koreanisch, boten Ansatzpunkte für die Linguistik, die bei den künftig geplanten Kolloquien ebenfalls vertreten sein sollte.

    In den Geisteswissenschaften ist die Einzelpromotion bislang die Regel, zumal wenn die Doktoranden zugleich berufstätig sind, etwa in der Hochschullehre oder als Übersetzer, wie das bei den Teilnehmenden der Fall war. Das Format des wöchentlichen oder vierzehntägigen Oberseminars beziehungsweise Kolloquiums ist nur bedingt geeignet, um in diesem Kreis untereinander ins Gespräch zu kommen. Die kompakte Form des Tages- bzw. Wochenendkolloquiums lässt sich hingegen mit dieser Arbeitssituation sehr gut verbinden. Der größere Rahmen ist nicht als zusätzliche Hürde gedacht, sondern als eine möglichst breite Plattform für die Präsentation und Diskussion der eigenen Arbeit, vor allem für Nachfragen und kritische Ergänzungen; ebenso kann ein solches Kolloquium als erster Schritt zur Sozialisation im engeren und weiteren Fach dienen. Je größer daher der Kreis der Zuhörenden und kritisch Mitdiskutierenden ist, umso größer die Chance für die jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, sich in gute wissenschaftliche Praxis einzuüben, Zweifel auszuräumen und die eigene Arbeit in den Horizont des Faches einzuordnen. Auch diese Anforderung erfüllte das Auftakt-Kolloquium, denn neben den Veranstaltenden gehörten Franz Loquai und Friedrich Strack (beide vom Seminar für Deutsch als Fremdsprachenphilologie) sowie der derzeitige Gastprofessor Hans Günter Schwarz (Halifax) und der Studiendekan der Neuphilologischen Fakultät, Christoph Weiand, zum Kreis der Diskutierenden.

    Es war eine 'win-win'-Situation, aus der die Beteiligten auf beiden Seiten des Tisches ihren Nutzen ziehen konnten. Die Vortragenden erlebten einen Moment der Selbstbestätigung und der Motivation: Aus der Diskussion, in der das Thema und sein Zuschnitt wie die methodischen Herangehensweisen erfragt und überprüft wurden, gewannen sie die Sicherheit, auf der richtigen Spur zu sein. Mehr noch: Sie konnten sich einüben in eine wichtige Station wissenschaftlicher Sozialisation, in die Präsentation komplexer Sachverhalte, und damit in eine der zentralen Kompetenzen ihrer späteren Arbeit. Der heftige Adrenalinschub und der positive Stress waren am Ende der zwei Tage allen anzumerken, aber auch persönliche Belastbarkeit gehört zu den unerlässlichen Eigenschaften in der Qualifikationsphase.

    Die Ziele der beiden Initiatoren und Leiter Rösch und Kelletat gehen freilich über das Format der Auftaktveranstaltung hinaus. Ausgehend von der eigenen langjährigen Erfahrung als Auslandsgermanisten sehen sie in einem solchen Kolloquium einen sinnvollen Schritt, um die derzeit geforderte Internationalisierung in die Tat umzusetzen. Geplant ist auch, neben dem Kolloquium Kompaktseminare zur Theorie der Literatur- und Kulturwissenschaften anzubieten.

    Hier muss das Rad nicht gänzlich neu erfunden werden, denn an der Universität Mainz existiert bereits ein Qualifizierungsprogramm für Doktoranden, das bei dieser Gelegenheit vorgestellt wurde; es hat den Zuschnitt eines allgemeinen Promotionskollegs und umfasst sechs Module: Wissenschaftstheorien, Wissensmanagement, Kommunikation, Rhetorik, Selbstmanagement und Wissenschaftliches Schreiben. Diese sind bewusst allgemein gehalten, weil sie sich an Doktoranden aller Disziplinen richten.

    Das germanistische Nachwuchskolloquium Germersheim-Heidelberg möchte hingegen speziell Kulturwissenschaftler, Philologen und Translationswissenschaftler ansprechen und ihnen einen Rahmen vergleichbarer Anforderungen und Qualifikationsvorgaben bieten, in denen sie fachnahe Fragen klären können. Damit dient das Kolloquium als Teilprojekt den im Nachwuchspapier der Universität Heidelberg formulierten Zielen, die auf strukturierte Promotionsprogramme innerhalb einer Graduiertenakademie hinauslaufen.

    Gertrud Rösch und Andreas Kelletat wollen es nicht bei guten Vorsätzen belassen, sondern planen die nächste Veranstaltung im Sommersemester 2007 in Germersheim und im Sommersemester 2008 an einer Universität im europäischen Ausland.

    Weitere Informationen:
    Prof. Dr. Gertrud M. Rösch
    Seminar für Deutsch als Fremdsprachenphilologie der Universität Heidelberg
    Tel. 06221 547211
    roesch@idf.uni-heidelberg.de

    Allgemeine Rückfragen von Journalisten auch an:
    Dr. Michael Schwarz
    Pressesprecher der Universität Heidelberg
    Tel. 06221 542310, Fax 542317
    michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de
    http://www.uni-heidelberg.de/presse

    Irene Thewalt
    Tel. 06221 542311, Fax 542317
    presse@rektorat.uni-heidelberg.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Sprache / Literatur
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Studium und Lehre
    Deutsch


     

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