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31.05.2006 09:52

Die Grenzen der Medizin im Alter

Dr.-Ing. Karl-Heinz Kutz Presse- und Kommunikationsstelle
Universität Rostock

    Vereinigung Nordwestdeutscher Chirurgen tagt in Rostock

    "Die Chirurgie des älteren Menschen - eine moderne Herausforderung" lautet der Titel der 177. Tagung der Nordwestdeutschen Chirurgen, der größten regionalen Chirurgenvereinigung Deutschlands. Das Treffen findet vom 8. bis 10. Juni 2006 in Rostock statt. Eröffnet wird die Veranstaltung am 9. Juni 2006 unter anderem durch Mecklenburg-Vorpommerns Bildungsminister Professor Dr. Hans-Robert Metelmann. Festredner ist der Politiker Gregor Gysi. Die Tagung geht vor dem Hintergrund der alternden Bevölkerung unter anderem der Frage nach, bis zu welchem Alter oder Zustand der Betroffenen große operative Eingriffe überhaupt sinnvoll und wünschenswert sind. Gerade im hohen Alter müssten diejenigen Patienten genau definiert werden, die auch von einem großen operativen Eingriff profitieren: Diese Einsicht stellt der Rostocker Chirurg und Tagungspräsident Professor Dr. Ernst Klar an den Anfang aller Überlegungen über Möglichkeiten der Behandlung.

    "40 Prozent der Patienten, die wir behandeln, sind über 65 Jahre alt", konstatiert Professor Dr. Ernst Klar, Leiter der Abteilung für Allgemeine, Thorax-, Gefäß- und Transplantationschirurgie am Universitätsklinikum Rostock und Präsident der 177. Tagung der Vereinigung Nordwestdeutscher Chirurgen. "Die demographische Entwicklung zeigt, dass die Menschen auch weiterhin immer älter werden und damit häufiger Operationen nötig werden, mit denen man bisher nur bei jüngeren Patienten Erfahrung hat.", so Professor Klar weiter. So seien bundesweit Patienten, die an einer Krebsart wie Bauchspeicheldrüsen-, Magen-, Dickdarm oder Lungenkrebs erkranken, im Mittel weit über 65, teilweise über 70 Jahre alt. "Angesichts dieser Entwicklung stellt sich zunehmend die Frage, ob bei alten oder sehr alten Patienten Eingriffe sinnvoll sind, und inwiefern die Betroffenen von der Behandlung überhaupt noch profitieren können." Dank moderner chirurgischer Techniken. seien auch größere Operationen bei älteren Menschen keine Seltenheit mehr. Gerade vor kurzem wurde ein 83-jähriger Patient erfolgreich an der Bauchspeicheldrüse operiert.

    Die Konsequenzen die die alternde Gesellschaft in Bezug auf die Medizin nach sich zieht, werden am zweiten Tag der Tagung erörtert. Professor James Vaupel, Chef des Max-Planck-Instituts für demographische Forschung in Rostock, betrachtet die Wechselwirkung zwischen älter werdenden Menschen einerseits und einer Medizin, die die Menschen immer älter werden lässt, andererseits. Der Hamburger Wirtschaftsanalyst Dr. Christoph Lohfert thematisiert die Gratwanderung zwischen Rationierung und Rationalisierung in der Medizin und vergleicht den Zustand in der Bundesrepublik mit dem anderer Länder. Ferner werden die Erkrankungen diskutiert, mit denen es die Chirurgen am häufigsten bei alten Menschen zu tun bekommen und deren operative Therapie besonders aufwendig ist. In erster Linie sind das Tumorerkrankungen, die die Speiseröhre, den Magen, die Bauchspeicheldrüse, die Leber und den Darmtrakt befallen.

    In weiterten Plenarsitzungen werden Trends und Entwicklungen bei der Behandlung von alterstypischen Erkrankungen wie dem Bauchaortenaneurysma oder Problemfrakturen besprochen. In die Debatten werden auch die Zuhörer über TED-Befragungen einbezogen. In der Walter-Schmitt-Festvorlesung widmet sich der renommierte Münchener Chirurg Professor Dr. Rüdiger Siewert Kooperationsprojekten zwischen Universitätskliniken und kleineren Krankenhäusern. Eine weitere Sitzung befasst sich mit der notwendigen Gewinnung von Nachwuchs angesichts des neuen Arbeitszeitgesetzes und streikender Ärzte. Es werden Ansätze in der Ausbildung und den Forschungsstrukturen analysiert, um junge Chirurgen zu motivieren und eine Abwanderung ins Ausland zu verhindern. Begleitet wird die Tagung durch eine Industrieausstellung.

    Ansprechpartner
    Professor Dr. Ernst Klar
    Abteilung für Allgemeine Chirurgie,
    Thorax-, Gefäß- und Transplantationschirurgie
    Klinik und Poliklinik für Chirurgie
    Universitätsklinikum Rostock (AöR)
    Schillingallee 35
    18057 Rostock
    Tel. 0381/4946001


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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