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31.05.2006 11:03

Hochschuldidaktische Innovationen und das Baltic College Güstrow

Prof. Dr. Torsten Fischer Pressestelle
Baltic College Güstrow - University of Applied Science

    systemtheoretische Reflexionen, politische Einsichten und institutionelle Ausblicke

    Jede Reformabsicht muss den eigenen Veränderungsaufwand kalkulieren, damit Systeme - wie Hochschulen bzw. Universitäten - sich nicht selbst destabilisieren. Unkalkulierte Veränderungsleistungen stellen für Systeme immer gefährliche Angelegenheiten dar, die unbedingt vermieden werden müssen. Also lernen auch Hochschulsysteme eher aus eigenen Vorgaben, die in den Kontexten institutioneller Harmonien und in der Tradition eines strukturkonservativen Establishments tatsächliche Innovationen phasenweise wie riskante Unterfangen aussehen lassen. In diesem Umfeld wird dann ganz selbstverständlich problematisiert, dass die Verbindung zwischen Hochschule und dem Bologna-Prozess eine Veränderungsleistung provozieren muss, die zu den Prämissen passt, aus denen Hochschulen ihr Selbstverständnis für Forschung und Lehre beziehen. Zu diesem Selbstverständnis gehören mittlerweile auch Studien- und Ausbildungsgänge mit Bachelor- und Masterprofil.

    Das Baltic College musste sich dieser Veränderungsleistung in der Dynamik des Bologna-Prozesses nicht aussetzen, da die erste private Hochschule Mecklenburg-Vorpommerns quasi auf der Basis von Bachelorstudiengängen startete und damit Modellcharakter besaß. Das Baltic College ist heute mit seinen Studiengängen auf die Bereiche Tourismus, Gesundheits-, Freizeit- und Hotelwirtschaft sowie Unternehmensmanagement konzentriert und konnte demonstrieren, wie duale Studiengänge und internationale Zukunftsbranchen im Bologna-Prozess wechselseitig wirksam werden können. Doch was kommt nach dieser Phase des demonstrativen Aufbruchs und der Schaffung von alternativen Studienangeboten für die Tourismus-, Freizeit- und Gesundheitsberufe? Wie wird mit dem Grundproblem permanenter Reformabsichten am Baltic College produktiv umgegangen?

    Natürlich konzentrieren sich bildungspolitische Reformabsichten immer primär auf Moral, und die akademische Kommunikation wird über sie bestimmt. Im Grunde geht es darum, dass Moral universell und einheitlich erwartet wird und in ihr das zentrale Defizit-Theorem aufgebaut werden kann. Reformen gehen also immer von Defiziten aus, die ausgeglichen werden sollen. Reformen beschreiben demnach Ziele, Erwartungen und Prozesse auf der einen Seite und Institutionen, Situationen, Gegenstände oder Personen auf der anderen Seite, die einerseits kompetent und andererseits bedürftig sind. Reformen sind infolge dessen zugleich funktional und notwendig. Derartige Asymmetrien haben zur Voraussetzung, dass ein gewisser Austausch zwischen beiden Seiten stattfinden kann, um Moral für die einzelne Hochschulinstitution, das Studienprogramm oder das einzelne Forschungserfordernis transparent zu halten. Die eine Seite liefert, was die andere nicht hat und aber haben muss, wenn sie in irgendeiner Hinsicht exzellent sein will. Hochschulentwicklungen und politische Erwartungen lassen sich dann beliebig steigern und sind auch für eine private Hochschule von einiger Relevanz. Doch der akademische, institutionelle und administrative Freiraum am Baltic College ist basale Voraussetzung dafür, dass marktorientiert, vermittlungsbezogen und unternehmensnah, kritisch und pragmatisch am Veränderungswillen der Hochschulinstitution gearbeitet werden kann.

    Die hochschulpolitischen "Geisterfahrten" der rot-grünen Bundesregierung im Zeitraum 1998 bis 2005, die zwischen traditionsfeindlicher Juniorprofessur, schulähnlicher W-Besoldung und phantasierten Eliteuniversitäten rangierten und ressourcenminimierte Reformabsichten in exzessive Engpässe führten, sind markante Wegmarken hochschuldidaktischer Dekonstruktion. Dem bundespolitischen Missverständnis für die Grundlagen akademischer Kommunikation folgten die Depression einer mühsam erworbenen Hochschulkultur und das politische Laienspiel primitiver Sparrituale. Der Bologna-Prozess musste hierfür als Feigenblatt herhalten, obwohl gerade dieser Prozess zusätzliche bildungspolitische Anstrengungen erfordert hätte, um die Hochschule als dynamisches System mit den vorhandenen administrativen Möglichkeiten zu flankieren. Auf den ersten Blick boten aber diese bildungspolitischen Wirrungen der Hochschulreform paradoxerweise Rahmenbedingungen, um institutionelle Innovationen - wie die Etablierung privater Hochschulen zwischen Bachelor- und Masterstudiengängen - aktiver in die Ausbildungssystematik integrieren zu können. Davon konnte das Baltic College in hohem Maße profitieren, nicht zuletzt auch deshalb, weil diese Studiengänge seinem hochschuldidaktischen Profil entsprechen.


    Weitere Informationen:

    http://www.baltic-college.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Studium und Lehre, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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