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07.06.2006 11:00

Innovative Technik erübrigt Zähneziehen bei Fehlbiss

Prof. Dr. Dr. Elmar Esser Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie

    Meilenstein in der Ästhetischen Gesichtschirurgie: Kieferdehnung statt Zange

    07. Juni 2006 - Dresden. Ein neues Therapiekonzept lässt Betroffene hoffen: Selbst bei
    ausgeprägten Missverhältnissen zwischen Zahn- und Kiefergröße, dem so genannten
    Kieferengstand, kann mit einem technisch relativ unkomplizierten Eingriff der Kiefer so
    gedehnt werden, dass auf Zähneziehen völlig verzichtet werden kann. Somit werden
    gesunde Zähne erhalten, die Behandlungszeit ist drastisch verkürzt und zusätzlich wird
    die Ästhetik des Mittelgesichtsbereiches optimiert. Dies teilt die Deutsche Gesellschaft
    für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (DGMKG) heute anlässlich ihres 56.
    Jahreskongresses in Dresden mit.

    Bislang musste bei Kieferengstand, das heißt bei ausgeprägtem Missverhältnis zwischen Zahn- und
    Kiefergröße, immer ein oder mehrere Zähne gezogen werden, um so Platz für die
    verbliebenen Zähne zu schaffen. Diese wurden dann durch eine kieferorthopädische
    Behandlung in Reih' und Glied gebracht, so dass Betroffene wieder richtig kauen und kraftvoll
    zubeißen konnten. Die Nachteile dieser Vorgehensweise: Gesunde Zähne wurden entfernt, die
    gesamte Behandlung war ziemlich langwierig und am ästhetischen Erscheinungsbild der meist
    unschönen Kieferkontur bei einem Engstand konnte mit dieser Methode nichts geändert
    werden.

    Knochendehnung statt Zange
    Mit der Distraktionsosteogenese bzw. Kallusdistraktion, so die genaue medizinische
    Bezeichnung, steht Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen jetzt eine grundsätzlich einfache Methode
    zur Verlängerung oder Verbreiterung des Knochens im Sinne einer Knochenneubildung zur
    Verfügung. Das Verfahren an sich ist prinzipiell nicht neu: Es geht zurück auf den russischen
    Orthopäden Iliasarov, der es bereits seit 1960 zur Knochenkorrektur an Armen und Beinen
    einsetzte. Auch in der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie wurde es in den vergangenen zehn
    Jahren erfolgreich zur Knochengewinnung bei Gesichtsfehlbildungen eingesetzt. Durch
    technische Verbesserungen der kleinen Apparatur, die zur Knochendehnung benötigt wird, ist
    jetzt auch der Einsatz im Kieferbereich möglich.

    Die Methode: Kieferknochen einfach selbst züchten
    Um eine Knochenneubildung und damit Platz für alle vorhandenen Zähne zu schaffen, wird der
    Knochen durchtrennt und es entsteht eine künstliche Wachstumsfuge. Durch Einsetzen einen
    kleinen Apparates in diese Fuge wird eine kontinuierliche Dehnung erreicht. Dies ist ähnlich
    dem Prinzip der Kieferorthopädie, bei dem die Zähne bekanntermaßen kontinuierlich
    verschoben werden, bis sie an der richtigen Stelle stehen. Im Spaltbereich bildet sich, wie bei
    einer Knochenbruchheilung, ein bindegewebiger Vorknochen (Kallus). Dieser kann je nach
    Bedarf gedehnt werden, wobei die umgebenden Muskeln, Gefäße und Nerven mitwachsen und
    somit im Ergebnis auch eine wesentliche ästhetische Optimierung dieses Gesichtsbereichs
    erreicht wird. Nach Abschluss der Dehnungsphase muss der gedehnte Vorknochen
    mineralisiert und zu definitivem, festem Knochen umgebildet werden. Während dieser Phase
    bleibt der kleine Dehnungsapparat als Unterstützung im Kiefer. Der Behandlungszeitraum ist
    insgesamt sehr überschaubar: Für eine Dehnung von beispielsweise zwei Zentimetern legen
    Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen eine Wundheilungsphase von sieben Tagen, eine
    Dehnungsphase von 20 Tagen und eine so genannte Konsolidierungsphase, in der sich der
    Vorknochen in definitiven Knochen umbildet, von drei Monaten zugrunde.
    Mit diesem kleinen Eingriff kann bei Erwachsenen und auch im Kindesalter minder entwickelter
    Knochen verlängert, fehlpositionierter Knochen verschoben oder geschrumpfter Kieferknochen
    aufgebaut werden.

    Herausgeber
    Deutsche Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und
    Gesichtschirurgie (DGMKG)
    Geschäftsstelle:
    Schoppastr. 4
    65719 Hofheim
    www.mkg-chirurgie.de
    Redaktion/Ansprechpartner
    Markus Brakel in Kooperation mit
    med.manufaktur Düsseldorf
    markus.brakel@dgzmk.de
    Tel. 0211-7183-601
    Handy: 0172-8860604


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungs- / Wissenstransfer, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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