Förderpreis für den wissenschaftlichen Nachwuchs des Verbandes der Metallindustrie Baden-Württem-berg (VMI) ist mit 10 000 Mark dotiert - Arbeit wurde durch den Heidelberger Japanologen Prof. Dr. Wolfgang Seifert betreut
Katja Stoll, Absolventin der Japanologie und der Soziologie, ist die Heidelberger Preisträgerin des diesjährigen Förderpreises für den wissenschaftlichen Nachwuchs des Verbandes der Metallindustrie Baden-Württemberg (VMI). Mit dem Preis werden herausragende wissenschaftliche Arbeiten prämiert, die "die Bedeutung neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse in ihren möglichen Auswirkungen auf die industrielle Arbeitswelt erkennen lassen". Der Preis ist mit 10.000 Mark dotiert und wird heute in Ulm überreicht.
Katja Stolls Magisterarbeit hat das Thema "Die gewerkschaftlichen Branchenföderationen in Japan". Den Anlass dafür bildete die Beobachtung, dass in der japanischen Arbeitswelt dort, wo es überhaupt Gewerkschaften gibt, diese als so genannte "Unternehmensgewerkschaften" die Interessenvertretung der Kernbelegschaften übernehmen (oder auch nicht). Es gibt so gut wie keine Untersuchungen zu den Föderationen von Unternehmensgewerkschaften, die auf der Ebene eines Industriezweiges organisiert sind. Selbst in der industriesoziologischen Forschung in Japan führen sie ein Schattendasein.
Nun zeigen sich in letzter Zeit einige zaghafte Versuche, die Kompetenzen dieser Branchenföderationen in Fragen der Lohnfindung und sonstiger Arbeitsbedingungen zu erweitern. Sollten also in Japan - im Gegensatz zum derzeitigen Trend in der Bundesrepublik, wo von verschiedenen Seiten das System der flächendeckenden Tarifverträge in Frage gestellt wird - zukünftig verbindliche Eckdaten für unternehmensübergreifende Tarifverträge eingeführt werden?
"Modell Japan" befindet sich im Umbruch
Die Arbeit verlangte die Anwendung soziologischer Methoden, konnte aber ohne das genaue Studium der japanisch-sprachigen Originaldokumente nicht bewältigt werden. Es musste außerdem eine historische Analyse dazu geliefert werden, wie es kommt, dass die Gewerkschaften nicht wie in Deutschland nach dem Industrieverbandsprinzip, sondern auf der Ebene des Einzelunternehmens aufgebaut wurden. Um die aktuellen Trends zu erfassen, wurde schließlich eine eigene Enquete in japanischer Sprache durchgeführt, indem alle Branchenföderationen im Metallbereich angeschrieben wurden. Katja Stoll konnte an einem wichtigen Punkt aufzeigen, dass sich das "Modell Japan" im Umbruch befindet, ohne dass man gleich von einer Nachahmung der deutschen Arbeitnehmer-Arbeitgeber-Beziehungen sprechen kann.
Die Resultate sind bedeutsam, wenn man bedenkt, wie nahe uns die japanische Wirtschaft inzwischen gekommen ist - sei es als Konkurrent, sei es als Partner. Die Kombination von Japanologie und Soziologie hat sich hier hervorragend bewährt. Die Arbeit wurde von Prof. Dr. Wolfgang Seifert aus der Japanologie - Bereich Gesellschaft und Geschichte des modernen Japan - betreut.
Rückfragen bitte an:
Prof. Dr. Wolfgang Seifert
Universität Heidelberg, Japanologisches Seminar
Tel. 06221 547662 oder -60, Fax 547692
if9@ix.urz.uni-heidelberg.de
oder: Dr. Michael Schwarz
Pressesprecher der Universität Heidelberg
Tel. 06221 542310, Fax 542317
michael.schwarz@rektorat.uni-heidelberg.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Sprache / Literatur
überregional
Forschungsergebnisse, Personalia
Deutsch
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