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01.12.1999 12:38

Gentechnik in der öffentlichen Wahrnehmung

Dr. Birgit Spaeth Pressestelle
Akademie für Technikfolgenabschätzung in Baden-Württemberg

    Sensible Wahrnehmung einer umstrittenen Technologie:

    Gentechnik - eine umstrittene Technologie, deren Chancen und Risiken heftig und kontrovers diskutiert werden. Grund genug für die Akademie für Technikfolgenabschätzung (Stuttgart) und acht andere wissenschaft
    liche Einrichtungen, möglichst umfassend zu untersuchen, wie Gentech
    nik in der Öffentlichkeit gesehen wird - und worauf diese Urteile zu
    rückzuführen sind. Die Ergebnisse enthält ein von Jürgen Hampel und Ortwin Renn herausgegebener Band, der jetzt erschienen ist.* Neben einer bundesweiten Repräsentativbefragung führten die Wissenschaftler weitere Studien durch und erhielten genaue Einblicke darüber, wie die Bevölkerung in Deutschland Gentechnik wahrnimmt und bewertet. Zen
    trales Ergebnis des Verbundprojekts: Gentechnik wird zwar kritischer gesehen als andere Technologien - insgesamt halten sich positive und negative Erwartungen jedoch die Waage.

    Gentechnik als technisches Verfahren ist zwar umstritten. Ängste richten sich weniger auf technisches Versagen als auf ethische Probleme - vor allem ein Mißbrauch dieser Technik wird befürchtet. Erhebliche Vorbe
    halte dagegen, wie mit Gentechnik umgegangen wird, zeigen mehrere Untersuchungen. Dennoch stießen die Forscher auf die Bereitschaft, Ri
    siken der Gentechnik zu akzeptieren - wenn sie durch einen für die Men
    schen wahrnehmbaren Nutzen aufgewogen werden. Das gilt etwa für medizinische Anwendungen, bei denen von der Gentechnik Fortschritte bei der Krebstherapie erwartet werden. Wo dagegen wie bei gentechni
    schen Anwendungen in der Landwirtschaft kein Nutzen gesehen wird, gelten sie als überflüssig: Für die Befragten bestand keine Veranlassung, auch nur das geringste Risiko in Kauf zu nehmen.

    Ob wir es bei der Bewertung der Gentechnik überhaupt mit stabilen Ein
    stellungen zu tun haben oder nur mit bloßen Meinungen, die heute so und morgen so sein können, war das Thema von Prof. Dieter Urban (Universität Stuttgart). Michael Zwick (Akademie für Technikfolgenab
    schätzung) analysierte, woran Menschen bei dem Stichwort Gentechnik denken. Holger Schütz, Peter M. Wiedemann und Philip Gray (For
    schungszentrum Jülich) beschäftigten sich mit der Frage, wie Bewertun
    gen unterschiedlicher Anwendungen der Gentechnik begründet werden. Hans-Rüdiger Pfister, Gisela Böhm und Helmut Jungermann (Gemein
    schaft für Entscheidungs- und Risikoanalyse Berlin) fragten unter ande
    rem nach dem Zusammenhang von Wissen und Bewertung bei der Gen
    technik.

    Neben klassischen Einstellungsuntersuchungen wird in diesem Band auch der gesellschaftliche Hintergrund der Einstellungsbildung beleuch
    tet. Mit der Frage, wie die Gentechnik gesellschaftlich und politisch ein
    gebunden und kontrolliert wird, hat sich Hans Peter Peters vom For
    schungszentrum Jülich befaßt. Er ermittelte eine erhebliche Vertrauenslücke in diejenigen Institutionen, die für den Umgang mit die
    ser Technologie verantwortlich sind. Der Kölner Kunstsoziologe Peter Ulrich Hein schließlich hat aktuelle Entwicklungen in der Kunstszene auf ihre Beziehung zur Gentechnik beleuchtet - einschließlich ihrer Ver
    bindung zur boomenden Bodybuilding- und Fitness-Szene.

    Da viele Einstellungen in der Jugend geprägt werden, untersuchte Ger
    hard Keck (Akademie), ob die Schule die Bewertung der Gentechnik beeinflußt. Prof. Dr. Michael Schenk (Universität Hohenheim) widerlegt gängige Klischees über angeblich gentechnikfeindliche Journalisten. Im Gegenteil: Pressevertreter, die über Gentechnik berichten, sind nach Schenks Untersuchungen überwiegend naturwissenschaftlich ausgebil
    det, schätzen die Möglichkeiten und Gefahren der Gentechnik sehr diffe
    renziert ein und informieren sich in erster Linie bei Wissenschaftlern. Diese Ergebnisse bestätigen weitere Projekte über die Berichterstattung zur Gentechnik in den Medien. So untersuchte Klaus Merten (COMDAT Medienforschung Münster) Tageszeitungen und das Fernsehen. Matthias Kohring, Georg Ruhrmann und Alexander Görke (Universität Jena) fragten, ob sich die Medienberichterstattung in Deutschland von der in anderen Industriestaaten unterscheidet. Beide Untersuchungen ergaben übereinstimmend: Medien berichten überwiegend positiv über Gentech
    nik. Die Berichterstattung in Deutschland unterscheidet sich kaum von der in anderen wichtigen Industrieländern und am häufigsten kommen darin Wissenschaftler zu Wort.

    Hans Peter Peters (Forschungszentrum Jülich) wollte wissen, ob Me
    dienberichte die Einstellungen der Mediennutzer verändert: Tatsächlich zeigen seine Untersuchungen solche "Medieneffekte". Allerdings: Nie
    mand kann voraussagen, ob die Medien Menschen dazu bringen, ihre Einstellung im Sinne von Artikeln oder Sendungen zu ändern - oder ob sie eine gegenläufige Position einnehmen.

    *Jürgen Hampel und Ortwin Renn: "Gentechnik in der Öffentlichkeit - Wahr
    nehmung und Bewertung einer umstrittenen Technologie", Campus Verlag 1999 (ISBN 3-593-36348-8)

    Achtung Redaktionen !
    Rezensionsexemplare können per Fax direkt beim
    Campus-Verlag angefordert werden: 069/976516-78

    PM/genbuch/1
    Akademie für Technikfolgenabschätzung in Baden-Württemberg
    - Pressestelle -
    Industriestraße 5, 70565 Stuttgart

    Tel. 0711/9063-221 oder -222 oder -226
    Fax 0711/9063-286 oder -299
    Internet: http://www.ta-akademie.de
    E-Mail: presse@ta-akademie.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Informationstechnik, Medien- und Kommunikationswissenschaften
    überregional
    Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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