Große Bedeutung für Impfstoffentwicklung und Immuntherapie
Charité-Forschungspreis 1998
AUS DER MEDIZIN FÜR DIE MEDIEN 30-1999
Mit dem "Forschungspreis der Charité" für das Jahr 1998 wurde Dr. Florian Kern vom "Institut für Medizinische Immunologie"geehrt. Der Preis ist mit einer finanziellen Zuwendung von 2500 DM verbunden und wurde dem jungen Wissenschaftler im November überreicht. Die Forschungsarbeiten von Kerns Arbeitsgruppe sind bedeutsam für die Impfstoffherstellung und für bestimmte Formen der Immuntherapie. Das Verfahren hat Kern in der Oktoberausgabe 1998 des anerkannten medizinischen Fachblattes "Nature Medicine" beschrieben und seither weiter bearbeitet.
Es geht um die rasche Identifizierung von Aminosäresequenzen (Eiweißbausteinen) krankheitsverursachender Erreger, die sich zur Herstellung von Impfstoffen gegen diese Erreger eignen.
Bisher war diese Identifizierung ein umständliches, Wochen und Monate dauerndes, teures und arbeitsaufwendiges Verfahren. Durch die neue Methodik wird dieser Prozeß auf die Dauer von einigen Stunden verkürzt und deutlich preisgünstiger gestaltet.
Sobald eine Zelle mit einem Erreger, beispielsweise einem Virus, infiziert ist, 'informiert' sie im Normalfalle das Immunsystem über diesen Zustand indem sie Bruchstücke des eingedrungenen Virus, sogenannte Epitope, auf ihrer Oberfläche auf dafür spezialisierten Molekülen plaziert. Epitope sind kurze Ketten von Aminosäuren, die von körpereigenen Abwehrzellen, den T-Lymphozyten, erkannt werden. Die T-Zellen docken mit ihren Rezeptoren an die Zellen an, welche die Epitope präsentieren. Dies ist der Beginn der Zerstörung der virusbefallenen Zelle, und damit der Existenzgrundlage der Viren.
Dem Immunsystem genügt also ein Epitop, um gegenüber dem gesamten Keim aktiv zu werden. Dieser Umstand läßt sich ausnutzen für die Herstellung von Impfstoffen oder die Einleitung von Immuntherapien. Voraussetzung dafür ist es, die Epitope zu erkennen, d.h. sie herauszufischen aus den Proteinen des in Frage stehenden Erregers. Die Proteinsequenzen zahlreicher Erreger sind in Datenbanken gesammelt, aus denen man sie beziehen kann.
Um Epitope zu erkennen, ist es notwendig, T-Zellen mit den Proteinen des Keims zusammenzubringen und dann festzustellen, ob die T-Zellen Teile der Proteine (eben die gesuchten Epitope) erkennen. Während früher aufwendige T-Zellzüchtungen nötig waren, kommt Kern mit T-Zellen aus dem peripheren Blut aus, die er mit Hilfe eines Durchflußzytometers analysiert, eines Gerätes, das in vielen Labors standardmäßig vorhanden ist.
Die T-Zellen reagieren aber mit den Proteinen des Keims erst dann, wenn diese ihnen in passender Form dargereicht werden: Das heißt, die Proteine müssen in kleine Teile (Peptide) zerlegt angeboten werden. Diese Proteinfragmente können sich passiv auf der Oberfläche von anderen Zellen an spezialisierte (MHC-)Moleküle binden. Nur dort nämlich können T-Zellen mit ihrem Rezeptor andocken. Sobald eine T-Zelle ein Epitop erkennt, bildet sie verschiedene Botenstoffe (sogenannte Zytokine), die durch Anfärben sichtbar gemacht werden können. Die Zahl der mit dem Epitop reagierenden T-Zellen wird mit dem Durchflußzytometer gemessen. Das bedeutet, mit dem Verfahren von Kern läßt sich innerhalb von wenigen Stunden preisgünstig die Gegenwart von Epitopen und die Menge der dagegen reagierenden T-Zellen feststellen. Diese Methode zur Epitopindentifizierung wurde patentiert.
Silvia Schattenfroh
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Charité
Medizinische Fakultät der
Humboldt Universität zu Berlin
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Pressereferat-Forschung
Dr. med. Silvia Schattenfroh
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
Deutsch
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