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08.06.2006 11:58

Die finanzielle Lage von Krankenhäusern

Dipl.-Ing. Kerstin Baldauf Presse- und Informationsstelle
Hochschule Wismar, University of Technology, Business and Design

    Eine vor kurzem in Wismar veröffentlichte Studie von Dr. Dierk Vagts, Universität Rostock, beschäftigt sich mit unterschiedlichen Methoden für die ärztliche Personalbedarfsermittlung in der Intensivmedizin, unter anderem auch mit der Möglichkeit, das für Personal zur Verfügung stehende Budget über die kalkulierten Anteile der in einem Jahr auf einer Intensivstation bzw. in einem Krankenhaus behandelten Patienten und deren abgerechnete Fallpauschalen (DRGs) zu ermitteln. Andreas Beck, Student der Hochschule Wismar, hat in seiner Arbeit untersucht, wie die speziellen wirtschaftlichen Merkmale sozialwirtschaftlicher Unternehmen im Rahmen der Kreditvergabe berücksichtigt werden.

    "Die wirtschaftliche Situation von Krankenhäusern erweist sich derzeit als ausgesprochen heißes Thema in der öffentlichen Diskussion. Dafür sind nicht nur die aktuellen Einnahmeausfälle aufgrund der anhaltenden Ärztestreiks verantwortlich, aufgrund derer seitens der betroffenen Kliniken bereits überlegt wird, die verhandlungsführenden Länder zu verklagen", so Prof. Dr. Jost W. Kramer, Herausgeber der Wismarer Diskussionspapiere, in der die Studie von Dr. Vagts als Heft 10/2006 veröffentlicht wurde. Darüber hinaus machen sich grundsätzliche Probleme drastisch bemerkbar, denn zunehmend werden auch Krankenhäuser als Kreditnachfrager bei den Banken einer Beurteilung ihrer Finanz-, Vermögens- und Ertragslage unterzogen. Umso wichtiger ist es für diese, gleichermaßen die Kostenseite wie auch die zu gewährleistende Qualität der medizinischen Leistungen im Auge zu behalten. Dabei wird seitens der Politik und seitens der Krankenhäuser besondere Aufmerksamkeit der Personalausstattung gewidmet, ausgehend von der Vermutung, dass hier Einsparmöglichkeiten existieren.

    Am Beispiel zweier Intensivstationen konnte in der Studie gezeigt werden, dass die zur Verfügung stehenden Budgetanteile bei diesen beiden Stationen ausreichte, um auch noch nach der Konvergenzphase mit dem derzeit bestehenden Personal ohne die Notwendigkeit weiterer Kürzungen auszukommen. Das Ergebnis der Arbeit besagt zum einen, dass aus rechtlichen Gründen (Facharztstandard), wegen der Arbeitszeitgesetzgebung und aus Qualitätsgründen eine ärztliche Mindestbesetzung notwendig ist und dass die meist verwendeten Anhaltszahlen nicht mehr adäquat sind. Zum anderen wurde die Möglichkeit der Personalbedarfsermittlung über die behandelten DRGs an Hand zweier Intensivstationen skizziert. Dabei zeigte sich, dass im Vergleich zu der derzeit auf diesen Stationen bestehenden Personalausstattung nach InEK-Kalkulation eine bessere Personalausstattung möglich gewesen wäre.

    Dieses Ergebnis spricht für eine sehr hohe Effizienz der beiden untersuchten Stationen. Es lassen sich daraus aber bei weitem keine allgemeinen Schlüsse ziehen, wie z. B. dass deutsche Intensivstationen für Gewinne sorgen,. Für diesen Schluss fehlen zum Beispiel die Untersuchungen der übrigen die ökonomische Situation einer Intensivstation beeinflussender Faktoren wie pflegerische Personalausstattung, Sachmittelverbrauch im Verhältnis zur Krankheitsschwere der behandelten Patienten etc.

    Anknüpfend an die besonderen Probleme sozialwirtschaftlicher Unternehmen im Allgemeinen und von Krankenhäusern im Besonderen hat Andreas Beck, Student der Hochschule Wismar, 8. Semester Management sozialer Dienstleistungen, untersucht, wie die speziellen wirtschaftlichen Merkmale im Rahmen der Kreditvergabe berücksichtigt werden. Dabei spielt neben den bereits erwähnten Merkmalen der Kosten, der Leistungen und der Qualität eine große Bandbreite weiterer Faktoren ebenfalls eine Rolle. Hierzu zählt u. a. die Konjunkturabhängigkeit, das Ausmaß staatlicher Regulierung, aber auch das grundsätzliche Nachfrageverhalten.

    Herr Beck gelangt in seiner Analyse dabei zu dem Ergebnis, dass die Geschäftsführung in Krankenhäusern in mehrfacher Hinsicht gebunden, ja geradezu "gefesselt" sei.,"zahlreiche Abhängigkeiten und gesetzliche Vorschriften erschweren oder verhindern gar aus Unternehmenssicht sinnvolle Entscheidungen." Zwar stehen dem auch einzelne Vorteile gegenüber, aber angesichts der politischen Abhängigkeiten sind langfristige Unternehmensstrategien nur bedingt umsetzbar.

    Die Studien von Dr. Dierk A. Vagts und Andreas Beck sind im Rahmen der Wismarer Diskussionspapiere erschienen. Sie sind über den Buchhandel erhältlich oder können unter http://www.wi.hs-wismar.de/fbw/aktuelles/wdp/2006/0610_Vagts.pdf bzw. http://www.wi.hs-wismar.de/fbw/aktuelles/wdp/2006/0611_Beck.pdfim Internet herunter geladen werden.

    Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte direkt an Prof. Dr. Jost W. Kramer, Tel.: (03841) 753 441 bzw. E-Mail: j.kramer@wi.hs-wismar.de.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Wirtschaft
    überregional
    Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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