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02.12.1999 12:33

Promovieren mit Tübinger Förderung

Michael Seifert Hochschulkommunikation
Eberhard Karls Universität Tübingen

    Promovieren mit Tübinger Förderung
    Das neue internationale Doktorandenprogramm des IZ

    Das "Internationale Zentrum für Wissenschaftliche Zusammenarbeit" (IZ) hat den Probelauf für seine neuen "Internationalen Doktorandenprogramme" mit Erfolg bestanden.
    In beiden Programmlinien, der Philosophie unter Leitung von Professor Dr. Günter Figal und der Politikwissenschaft unter Leitung Professor Dr. Gerd Meyer, wurden die ersten Sommerschulen durchgeführt und die ersten Doktoranden zu weiteren Forschungsaufenthalten eingeladen. Die VW-Stiftung hat die Mittel freigegeben für die nächsten zwei Jahre, so daß die neue Runde jetzt beginnen kann. Die Gesamtförderung beträgt 650 000 DM.

    "METAPHYSIK UND METAPHYSIKKRITIK"

    Philosophische Forschung findet zunehmend in einem länderübergreifenden Zusammenhang statt. Auch die mittel- und osteuropäischen Länder haben inzwischen Anschluß an diesen Zusammenhang gefunden. Um ihn noch weiter zu vertiefen und auf eine konkrete, personen- und institutionenbezogene Basis zu stellen, hat das Internationale Zentrum eine Reihe philosophischer Sommerschulen für Doktoranden ins Leben gerufen, deren erste diesen Sommer in Tübingen stattfand. Wissenschaftliche Leiter dieser Reihe sind Prof. Dr. Günter Figal aus Tübingen sowie Prof. Dr. Damir Barbaric aus Zagreb und Prof. Dr. Pavel Kouba aus Prag. Die Teilnehmer kommen zu einem Drittel aus West- und zu zwei Dritteln aus Mittel- und Osteuropa. Bei der ersten Sommerschule waren Teilnehmer aus Deutschland, Österreich, Schweden, Italien und Spanien sowie aus Tschechien, Polen, Rumänien, Bulgarien und Rußland ausgewählt worden. Sie präsentierten ihr Dissertationsprojekt in einem Kurzvortrag in deutscher Sprache.

    Die drei Sommerschulen sind als Gang durch die Geschichte der Philosophie konzipiert. Ihr gemeinsames Thema ist die Metaphysik, eine Grundrichtung der Philosophie, insofern sie nach den Prinzipien alles Seienden fragt. Das Thema wird in jeder Sommerschule unter einem anderen historischen und problemgeschichtlichen Aspekt behandelt. Die erste Tagung setzte in der Moderne an und fragte nach der "Metaphysik und Metaphysikkritik bei Nietzsche und Heidegger". Die weiteren Tagungen gehen von dort aus zu den Ursprüngen der Philosophie zurück; sie fragen nach der "Metaphysikrenaissance und Metaphysik im Deutschen Idealismus" (2000) sowie nach "Metaphysik und ihren Grenzen im Ursprung der Metaphysik", d.h. in der Antike (2001). Durch dieses Gesamtpanorama der Philosophie wird dem Trend zur Spezialisierung entgegengewirkt, so daß ein möglichst weites Spektrum von Forschungsansätzen aus den verschiedenen Ländern zur Teilnahme gelangen kann.

    Die Vorteile der Sommerschule liegen für die Teilnehmer darin, ihren Forschungsansatz mit Hochschullehrern aus anderen Ländern diskutieren sowie vor einem internationalen Publikum präsentieren zu können. Zudem erhalten sie in Tübingen Zugang zu aktueller Forschungsliteratur. Die Sommerschule hat aber auch das Ziel, Kontakte über die Veranstaltung hinaus zu gewährleisten. So gehört es zum Programm, sechs der Teilnehmer auf Vorschlag der Tagungsleiter zu einem jeweils vierwöchigen Forschungsaufenthalt wiedereinzuladen, wobei vier Mittel- und Osteuropäer nach Tübingen und zwei Westeuropäer nach Zagreb, bzw. Prag eingeladen werden. Diese Möglichkeit stieß auf großen Zuspruch. Andere Teilnehmer haben sich inzwischen selbständig um ein DAAD-Stipendium für Tübingen beworben. Das auf diese Weise entstehende Netz von Kontakten ist die Basis eines weitergehenden Austausches zwischen Lehrstühlen und Universitäten, der auch anderen Doktoranden oder Forschern zugute kommen wird und die Verbindung mit den zukünftigen Mitgliedern der Europäischen Union, bzw. ihren zukünftigen Nachbarn schon jetzt auf eine solide Grundlage stellt.

    Die erste Sommerschule wurde durch die engagierte und kenntnisreiche Mitarbeit der eingeladenen Doktoranden fachlich und auch persönlich zu einem Erfolg. Es zeigten sich aber auch Niveauunterschiede, die auf die allgemeine Lage der philosophischen Forschung in den einzelnen Ländern zurückzuführen sind. Gerade diese Unterschiede werden jedoch als Ansporn genommen, Länder wie z. B. Rußland noch stärker in den internationalen Diskussionszusammenhang einzuspannen, um so mehr, als Teilnehmer aus diesen Ländern trotz der vor allem ökonomisch bedingten Schwierigkeiten eine hohe fachliche Begabung vorweisen konnten.

    "POLITICAL CULTURE AND DEMOCRATISATION IN POSTCOMMUNIST SOCIETIES"

    Zehn Jahre nach den Revolutionen in Osteuropa fragten vier Professoren und 21 Doktoranden aus Ost und West während einer zweiwöchigen Sommer-Schule im Juli 1999 an der Universität Tübingen nach dem Zusammenhang von politischer Kultur und Demokratisierung in postkommunistischen Gesellschaften. Hauptthema dieser ersten von insgesamt drei Sommer-Schulen waren die Wertorientierungen und politischen Einstellungen, die autoritären Hinterlassenschaften der sozialistischen Zeit und das heutige Verständnis von pluralistischer Demokratie in den Gesellschaften Osteuropas.

    Nach dem Erfolg im ersten Jahr wird die Veranstaltung im Sommer 2000 und 2001, mit anderen Akzenten und neuen Teilnehmern fortgesetzt. Dann werden beispielsweise so wichtige Fragen wie der Zusammenhang von nationaler Identität, dem Aufbau einer zivilen Gesellschaft und der Demokratisierung im Vordergrund stehen.

    Das besondere an diesem neuen Typ der internationalen Nachwuchsförderung ist der intensive Austausch und die persönliche Begegnung in einer Art Klausur über zwei Wochen ebenso wie die internationale und interdisziplinäre Ausrichtung und Zusammensetzung des Leitungsteams. Prof. Dr. Gerd Meyer von der Universität Tübingen, Prof. Dr. Andras Bozóki (Budapest), Prof. Dr. Jadwiga Koralewicz (Warschau) und Prof. Dr. Helen Shestopal (Moskau) informieren die Teilnehmer in Vorträgen über den Stand der internationalen Forschung. Im Mittelpunkt aber steht die Darstellung und Diskussion der Forschungsergebnisse der Nachwuchswissenschaftler selbst. So können sie Erfahrungen in der Präsentation und Verteidigung ihrer Thesen (in Englisch) im internationalen Rahmen sammeln. Darüber hinaus dient die Diskussion mit Kollegen aus Ost und West (im ersten Jahr kamen die Teilnehmer aus Deutschland, Dänemark, Albanien, Mazedonien, Polen, Russland, der Slowakei und Ungarn) und mit den anwesenden Professoren dazu, weitere Anregungen und Hilfestellungen für ihre Arbeit zu gewinnen. Neben dem Ost-West-Austausch wird so auch der oft vernachlässigte Ost-Ost-Austausch besonders gefördert. Die zweiwöchige intensive Kooperation der Teilnehmer bietet die Möglichkeit zum Aufbau vielfältiger Kontakte, die, das zeigen die Erfahrungen der Veranstaltung in diesem Jahr, mit Hilfe von modernen Kommunikationsmitteln wie Internet und E-Mail über den Zeitraum der Sommer-Schule hinaus fortgesetzt werden. Besonders für die Teilnehmer aus Osteuropa erweist sich der Zugang zu aktueller wissenschaftlicher Literatur und das individuelle Gespräch mit den internationalen Mentoren als ein weiterer wichtiger Gewinn der Veranstaltung.

    Jedes Jahr erhalten die sechs bestqualifizierten Teilnehmer ein Stipendium für einen vierwöchigen Forschungsaufenthalt an einer der Universitäten der beteiligten Professoren. Zur Zeit ist eine ungarische Doktorandin der Eötvös Lóránd Universität Budapest, eine von zwei Teilnehmern der diesjährigen Sommer-Schule, die ein Stipendium für Tübingen erhalten haben, zu Gast in Tübingen. Wie sie selbst betont, sind die Beratungsgespräche mit Fachspezialisten, Professoren der Universität Tübingen, der Zugang zu den Universitätsbibliotheken und die vielfältigen Kontakte nicht nur für ihre Doktorarbeit, sondern auch für ihre wissenschaftliche Zukunft sehr hilfreich und wichtig.
    Das Interesse und Engagement der Teilnehmer und die durchweg positive Resonanz auf die erste Sommer-Schule haben gezeigt, wie sinnvoll und effektiv dieser neue Seminartyp ist und wie notwendig gerade die Förderung der jüngsten Generation von Wissenschaftern ist. Darüber hinaus bilden vor allem die persönlichen Begegnungen und Kontakte eine gute Basis für die weitere wissenschaftliche Zusammenarbeit. Die Qualität der Beiträge und die freundschaftliche Atmosphäre zwischen den Teilnehmern in diesem Jahr motivieren nicht nur zur Fortsetzung des Programms, sie stimmen auch optimistisch für die weitere Demokratisierung der politischen Kultur in den osteuropäischen Staaten.

    Nähere Informationen:

    Dr. Hannelore Gerstein
    Internationales Zentrum für wissenschaftliche Zusammenarbeit
    Keplerstr. 17
    72074 Tübingen
    Tel.: (07071) 29-77352
    Fax: (07071) 29-5989
    E-Mail: iz@uni-tuebingen.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Politik, Recht, Religion
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Studium und Lehre
    Deutsch


     

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