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03.12.1999 13:17

Neue Phosphormodifikation

Dr. Kurt Begitt Abteilung Öffentlichkeitsarbeit
Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V.

    Im Flug erwischt

    Durch eine geschickte Meßanordnung konnten Chemiker
    eine neue Phosphormodifikation nachweisen

    Chemiker interessieren sich sehr für ungewöhnliche Moleküle, die nur aus
    Atomen eines einzigen Elements bestehen. Beispiele sind die Fullerene
    ("Buckyballs") und die Nanotubes aus reinem Kohlenstoff, die jetzt bei den
    Materialwissenschaftlern Furore machen. Das Element Phosphor müßte, wenn
    alles mit rechten Dingen zugeht, dem Kohlenstoff ähnlicher sein als alle
    anderen Mitglieder des Periodensystems. Aber obwohl man im Computer schon
    eine ganze Reihe "Nur-Phosphor-Moleküle" simuliert hat, sieht die
    Wirklichkeit eher trist aus: Neutrale Moleküle, die mehr als vier
    Phosphoratome enthalten, machen sich ausgesprochen rar. Den Chemiker Helmut
    Schwarz und seine Kollegen hat das nicht ruhen lassen: Ihnen gelang nun der
    Nachweis winzigster Mengen einer aus sechs Phosphoratomen bestehenden
    Verbindung, wie in der jüngsten Ausgabe der von der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) herausgegebenen Zeitschrift "Angewandte Chemie" berichtet wird.

    Die Meßmethoden, mit denen die Forscher ihrer flüchtigen Verbindung auf die
    Spur gekommen sind, sind ähnlich diffizil wie die der Analytiker, die
    winzigste Mengen von Pestiziden zum Beispiel in Wasserproben nachweisen
    müssen. Tatsächlich griffen Schröder, Schwarz und Jutzi zu einem Gerät, das
    auch zur Spurenanalyse herangezogen wird: Zu einem Massenspektrometer. In
    dieser Maschine werden Moleküle im Flug elektrisch aufgeladen, von einem
    Magnetfeld abgelenkt und an der resultierenden Krümmung ihrer Flugbahn
    erkannt.

    Im Falle des neuen Phosphorteilchens reichte dies jedoch nicht: Zwar gelang
    es, spezielle Vorläufermoleküle elektrisch aufzuladen und dazu zu bringen,
    in ein Bruchstück aus sechs Phosphoratomen und andere, unwichtige Teilchen
    zu zerfallen. Die Phosphormoleküle bekamen bei diesem Prozeß jedoch keine
    Ladung mit und flogen geradeaus weiter, statt sich auf die für den Nachweis
    wichtige Kreisbahn zwingen zu lassen. Ihre Identifizierung gelang den
    Chemikern erst durch Untersuchung der Bruchstücke, in die die flüchtigen
    Teilchen nach einem Hochenergiestoß nun ihrerseits zerplatzten.

    Wie die bekannteste Verbindung des verwandten Elements Kohlenstoff, das
    sechs Atome dieses Elements enthält - Benzol -, sieht die neue Verbindung
    wahrscheinlich nicht aus; die Forscher rechnen eher mit einem käfigartigen
    Molekül. Ob dies der Einstieg in eine ähnlich reichhaltige Chemie wie bei
    den Fullerenen ist, ist schwer zu sagen - vermutlich wandelt sich der
    Phosphorkäfig zu schnell in andere Verbindungen um. Aber: Auch die
    rätselhaften Fullerene wurden erstmals in einem Massenspektrometer
    nachgewiesen. Die Herstellung größerer Mengen gelang erst viel später.

    Kontakt:
    Prof. Dr. H. Schwarz,
    Dr. D. Schröder
    Institut für Organische Chemie
    der Technischen Universität
    Straße des 17. Juni 135
    D-10623 Berlin
    Germany
    Fax: (+49) 30-314-21102
    E-mail: schw0531@www.chem.tu-berlin.de
    df@www.chem.tu-berlin.de

    Prof. Dr. P. Jutzi
    Fakultät für Chemie der Universität
    Universitätsstr. 25
    D-33615 Bielefeld
    Germany
    Fax: (+49) 521-1066026

    Dr. M. Reiher
    Lehrstuhl für Theoretische Chemie der Universität
    Erlangen-Nürnberg
    Egerlandstr. 3
    D-91058 Erlangen

    Quelle: Angewandte Chemie 1999, 111 (23), 3723 - 3726


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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