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14.06.2006 13:07

Der Parodontitis auf der Spur

Dr.-Ing. Karl-Heinz Kutz Presse- und Kommunikationsstelle
Universität Rostock

    Rostocker Mikrobiologen erforschen Volkskrankheit

    Bakterien sind für die Zahnfleischerkrankung Parodontitis zuständig. Sie sammeln sich in Zahntaschen, entzünden das Zahnfleisch und können sogar zu Herzkrankheiten führen. Welche Vorgänge dabei ablaufen, ist noch immer weitgehend unbekannt. Ein soeben vom Bundesministerium für Bildung und Forschung ins Leben gerufener Forschungsverbund soll die Erkrankung und ihren Verlauf untersuchen. Beteiligt sind neben mehreren deutschen Universitäts- und Industriepartnern auch die Mikrobiologen vom Universitätsklinikum Rostock. Sie untersuchen mit einem speziellen Verfahren die Parodontitis-Bakterien, um Aufschlüsse über die Entwicklung der Zahnfleischkrankheit zu erhalten und neue Behandlungsverfahren zu testen.

    "Die Parodonditis ist eine der chronischen Volkserkrankungen Deutschlands. Es gibt praktisch keinen 45-jährigen oder älteren in Deutschland, der nicht zumindest vorübergehend an einem oder mehreren seiner Zähne parodontitische Veränderungen aufweist", sagt Professor Dr. Andreas Podbielski, Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene am Universitätsklinikum Rostock. Wenn diese nicht sachgerecht behandelt und die Zähne inklusive der Zahnzwischenräume ordentlich geputzt werden, drohe der Verlust der befallenen Zähne und als besondere Komplikation sogar eine Infektion der Herzinnenhaut, so Professor Podbielski weiter. Ausgelöst wird
    die Parodontitis durch eine krankhaft veränderte Bakterienflora in vertieften Zahntaschen. "Es ist bekannt, dass Rauchen zu diesem Prozess beiträgt, die genauen Ursachen der Floraveränderung sind aber weiter unbekannt", sagt der Rostocker Mikrobiologe.

    Die zahnärztliche Behandlung der Parodontitis besteht maßgeblich in der mechanischen Entfernung der Bakterienflora. Dies kann, muss aber nicht den Prozess zum Stehen bringen. Da auch andere chronische Erkrankungen durch eine Mischung vieler Bakterienarten ausgelöst werden können, hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung wegen des herausragenden Beispiels der Parodontitis ein Verbundprojekt zur Erforschung des multibakteriellen Hintergrunds dieser Erkrankung ausgeschrieben. Das Ministerium legte Wert darauf, dass modernste technologische Untersuchungsmethoden z.B. zur zeitgleichen Untersuchung der gesamten Genexpression mehrerer Bakterienarten zur Anwendung kommen sollen. In einer ausgeprägten Konkurrenzsituation exzellenter Forschergruppen aus praktisch allen deutschen Universitäten bekam ein Forschungsverbund aus pharmakologischen Biologen und Phytobiologen der Universität Münster und Mitarbeitern der Abteilung für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene der Universitätsklinik Rostock den Zuschlag für die nächsten drei Jahre.

    Die Rostocker Forscher konnten dabei mit ihrer Expertise in der Kultur und Untersuchung von so genannten Mischbiofilmen, d.h. dünnen Oberflächen-Überzügen aus verschiedenen Bakterienarten, punkten. Die Technik ist besonders anspruchsvoll, weil insbesondere solche Bakterien kultiviert werden, die nur unter Ausschluss von Luftsauerstoff wachsen. Die Rostocker Forscher werden nun beobachten, inwieweit sich die Bakterien typischer Parodontitis-Biofilme in ihrer Genexpression gegenseitig beeinflussen, umso die Grundlagen der Entwicklung der Parodontitis besser zu verstehen. Ferner werden sie das Verfahren nutzen, um alternative Behandlungsmethoden zur Parodontitis zu testen. Dazu gehören Naturstoffe, die die Münsteraner Kollegen isolieren, Mund-Antiseptika eines führenden deutschen Herstellers und als gänzlich neuartiger Ansatz Probiotika-Präparate der zwei diesbezüglich größten deutschen Pharmazeutikaproduzenten. Die dafür vom BMBF und den Firmen zur Verfügung gestellten Mittel finanzieren den erheblichen Sachaufwand und die Stellen von zwei Wissenschaftlerinnen.

    Kontakt
    Prof. Dr. Dr. Andreas Podbielski
    Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene
    Universitätsklinikum Rostock
    Schillingallee 70
    18057 Rostock
    Tel. 0381 - 494 5900
    Fax: 0381 - 494 5902
    e-mail: andreas.podbielski@med.uni-rostock.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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